Skurril & mordskreativ: „Der Tatortreiniger“

von | 17. November 2015

Die Kommissare ermitteln schon wieder in einem anderen Fall, die Leiche ist längst abgeholt, die Spuren am Tatort gesichert. Doch wer kümmert sich nun um den Tatort? Wer reinigt ihn? […]

Die Kommissare ermitteln schon wieder in einem anderen Fall, die Leiche ist längst abgeholt, die Spuren am Tatort gesichert. Doch wer kümmert sich nun um den Tatort? Wer reinigt ihn? Die NDR-Serie „Der Tatortreiniger“ ermöglicht einen humorvollen Einblick in das Leben eines Tatortreinigers.

Wer ist eigentlich “Schotty” und was macht er?

Wenn Bjarne Mädel in die Rolle des Heiko „Schotty“ Schotte schlüpft, bleibt kein Tropfen Blut zurück und kein Auge trocken. Sofort werden die Putzmittel rausgeholt und ohne Sperenzien sauber gemacht. Schotty mag seinen Job und lässt sich ungern von Anderen die Welt erklären. Er sieht lieber alles mit seinen eigenen Augen. Da er eher der kauzige Pragmatiker ist, macht es Spaß zuzuschauen, wie er mit den unterschiedlichen Charakterzügen seiner Mitmenschen umgeht.

Die Serie spielt auf groteske Art und Weise mit dem Thema Tod, Trauerverarbeitung und mittlerweile noch einer Vielzahl anderer Themen, die es im Angesicht des Todes zu bereden gibt. Zwar ist es eine deutsche Comedy-Serie, dennoch hat sie einen gewissen Tiefgang und dreht sich im Wesentlichen immer um ein Motiv. An jedem Tatort ist bereits die Leiche abtransportiert, die Spurensicherung hat ihre Arbeit erledigt, nun gilt es den Tatort zu reinigen.

Rahmenbedingungen der Produktion

Auf dem Medienforum 2015 sprach dazu Kerstin Ramcke, die Geschäftsführern der Nordfilm GmbH und Ko-Produzentin der TV-Serie, die maßgeblich an der Entstehung neuer Produktionen mitwirkt. Ihre Aufgabe ist es vor allem, zwischen Schaffenden und Auftraggebern eine Story zu entwickeln, mit der beide Seiten glücklich sind. Zunächst habe es sich bei “Der Tatortreiniger” um eine reine Auftragsproduktion gehandelt, bei der die Produktionsfirma vom Sender beauftragt wurde. Hierbei werden alle Rechte an den Sender abgegeben. Mittlerweile wird teilfinanziert produziert, das heißt, die Produktionsfirma hält einige Rechte für sich zurück und kann damit eigene Einnahmen generieren. Beispielsweise wird die Serie durch die Produktionsfirma auch ins Ausland, unter anderem nach Frankreich und in die USA, verkauft. Vorteilhaft ist dies auch für den NDR, da dadurch Kosten gespart werden können, indem die Möglichkeit geschaffen wird, die Produktionsfirma zusätzlich Geld erwirtschaften zu lassen.

Kompromissloser Freiraum

“Der Tatortreiniger” geht auf ein anderes Comedy-Format zurück, “Das Wartezimmer”. Hiervon strahlte der NDR drei Folgen aus – mit mäßigem Erfolg. Es scheiterte an einer weiteren Staffel, die Schauspielerin wollte sich anderen Beschäftigungen widmen. Allerdings war bereits ein Budget eingeplant, welches nicht ungenutzt bleiben sollte. So wurde ein neues Format entwickelt, welches mit den ursprünglichen Zügen von Komödien experimentiert. Ziel war es, etwas Norddeutsches passend zum Sender entstehen zu lassen. Deswegen brauchte es einen norddeutschen Charakter für die Hauptrolle und man kam auf Bjarne Mädel, einen waschechten Norddeutschen. Der Regisseur Arne Feldhusen hat wesentlich dazu beigetragen, ein Format nur auf ihn zuzuschneiden. Kerstin Ramcke kannte er bereits vom Dreh der Serie “Stromberg”. Die beiden holten sich die unter dem Synonym bekannte Autorin Mizzi Meyer ins Boot. Selbst Kerstin Ramcke wollte uns den Namen der Autorin nicht verraten. Dieses kreative Trio prägt die Serie bis heute. Produktionsfirma und Redaktion des Senders vertrauen auf die Kreativen und lassen ihnen ungewöhnlich viel Freiraum. Insofern hat Kerstin Ramcke dafür gesorgt, dass das Format durch Kompromisslösungen nicht an Persönlichkeit verliert.

 “Formate werden oft zu Tode entwickelt.”

Stiefmütterliches NDR?

Allein durch virales Marketing etablierte sich die Serie und erreichte auch die junge Zielgruppe. Denn der NDR hat das Projekt nicht mit genügend Engagement gefördert und keinerlei Werbemaßnahmen in die Wege geleitet. Die ersten vier Sendungen wurden gewissermaßen im Nachtprogramm unter “Ausschluss der Öffentlichkeit” gesendet.

 “Wir haben einen VW Käfer bestellt und einen Ferrari bekommen!”, sagte der Programmdirektor des NDR, Frank Beckmann.

Inzwischen hat die Serie Kultstatus erreicht, insgesamt gibt es bisher 24 Folgen. Sechs neue Episoden werden ab dem 17. Dezember 2015 im NDR Fernsehen gezeigt. Dann wird “Schotty” wieder auf den deutschen Fernsehbildschirmen unterwegs sein.

Text: Lucas Riemann & Kenny Langer. Beitragsbild: Laura Wirth.

<h3>Anja Posselt</h3>

Anja Posselt

Medienmanagementstudentin im 4. Semester