Prokrastination

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

von | 7. Dezember 2018

Lästige Aufgaben nicht gleich zu erledigen, sondern immer wieder aufzuschieben. Dieses Phänomen kennen viele.

Laut einer Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid, die von Statista veröffentlicht wurde, gaben 26 Prozent der Befragten an, dass Dinge aufzuschieben zu ihren schlechten Angewohnheiten gehört. Die unangenehme Aufgabe wird so lange vertagt, bis diese wirklich dringend wird und somit inneren Stress und Druck auslöst. Doch das muss nicht sein. Die Antwort liegt in einem selbst.
Die schlechtesten Angewohnheiten der Deutschen, laut einer Umfrage von TNS Emnid, aus dem Jahr 2011. Grafik: Swetlana Stibing und Anna Gorski

Aufschieberitis

Diese Bezeichnung sollte jedem ein Begriff sein und ist völlig menschlich. Es ist auch als „Prokrastination“ bekannt. Wichtige Aufgaben werden gerne aufgeschoben, weil diese oft als langweilig angesehen werden. Dabei lässt man sich gerne von unwichtigen Tätigkeiten ablenken und verdrängt die Wichtigkeit. Bei den meisten Menschen rührt die Aufschieberitis oftmals durch falsches Zeitmanagement, schlechte Organisation oder schlichtweg durch eigene Faulheit. Auch die Angst vor dem eigenen Versagen könnte hinter dem Verhalten stecken. Auf der Webseite www.lernen-heute.de werden zwei Arten von Prokrastinierern beschrieben. Die sogenannten Erregungsaufschieber glauben, dass sie nur unter Druck kreativ und effizient arbeiten können. Die Vermeidungsaufschieber dagegen bringen sich selbst in Zeitnot, um das schlechte Ergebnis später entschuldigen zu können.

„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ – Parkinson’sches Gesetz

Gründe für dieses Verhalten?

Es hat nicht immer etwas mit Faulheit zu tun. Für viele ist es ein Problem, wichtige Aufgaben zu erledigen, obwohl es genügend Zeit und Möglichkeiten gäbe. Laut www.lernen.net können die Gründe dafür sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel:

  • Menschen haben häufig Angst, bei einer Aufgabe zu versagen und beim Aufschieben kann man ja schließlich keine Fehler machen.
  • Schnelle Erfolge machen schneller glücklich. Deswegen neigen viele dazu lieber aufzuräumen, statt die angestrebte Aufgabe in Angriff zu nehmen.
  • Manche Menschen brauchen den Kick, alles auf den letzten Drücker erledigen zu wollen.
  • Bei den meisten gibt es aber vor allem ein Problem mit der richtigen Zeiteinteilung. Oftmals nimmt man sich zu viel vor und verzettelt sich.
Egal welche Ursache das Aufschieben hat, hier findest du Tipps und Tricks gegen Prokrastination.

Tagesziele setzen

Große Aufgaben sollten in kleinere Pakete aufgeteilt werden. Dabei dürfen Pausen und spontane Aktivitäten nicht vergessen werden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass das Ziel doch nicht mehr so unerreichbar scheint. Es ist wichtig, die Etappen in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen. Welche müssen zuerst erledigt werden und welche können an den Schluss? Eine genaue Beschreibung der einzelnen Schritte ist von großer Bedeutung und vor allem der Weg zum Erreichen dieser. Je genauer die Teilschritte und Vorgehensweise schriftlich fixiert werden, desto klarer wird die Zielerreichung.

Prioritäten richtig einschätzen

Die Strukturierung und Priorisierung von Aufgaben hilft dabei, sich nicht zu verzetteln. Es sollte klar sein, wie wichtig bestimmte Aktivitäten sind und wie hoch der Arbeitsaufwand dafür wäre. Die Erstellung einer To-Do-Liste mit Angabe der Wichtigkeiten von A bis D kann ein wertvolles Instrument sein. Durch optimales Zeitmanagement und sinnvolles Anwenden von Methoden und Hilfsmitteln kann Prokrastination reduziert oder sogar vermieden werden.

Zur Gewohnheit werden lassen

Routine sorgt dafür, dass bestimmte Abläufe und Aufgaben einen festen Platz in der Tagesplanung haben. Wenn es ins Blut übergegangen ist, fallen den Menschen bestimmte Sachen leichter und sie lassen sich somit viel besser in den Alltag integrieren. Die Aktivitäten müssen genau geplant und mit einer dafür vorgesehenen Zeit im Kalender festgesetzt werden. Verbindliche To-Dos erfordern mehr Aufmerksamkeit als nicht fixierte Ziele.

Ablenkungen vermeiden

Zeitdiebe sind gefährlich und lenken von den eigentlichen Aufgaben ab. Vor allem soziale Netzwerke erschöpfen die wertvolle Zeit und Kraft, ohne dass es bemerkt wird. Der Fokus sollte einzig und allein auf den Zielen liegen. Offline zu sein und das Handy einfach abzuschalten, ist oftmals der erste Schritt zur Lösung. Die Nutzung von Instagram, Facebook und Co. kann auch auf die Freizeit verschoben werden. Das läuft nicht weg.

Teufelskreis des Lernens – sechs Phasen der Prokrastination. Grafik: Lydia Pappert

Die Zehn-Minuten-Regel

Diese Regel besagt, dass eine bestimmte Aufgabe mindestens zehn Minuten Aufmerksamkeit benötigt, damit diese fortgeführt wird. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass eine Vertiefung in die Arbeit stattfindet und somit die ersten Teilaufgaben erledigt werden können. Die Überwindung liegt darin, diese Zeitmarke zu überschreiten und dann läuft es wie am Schnürchen. Aller Anfang ist schwer, aber wenn der Anfang gemacht wurde, fällt es leichter dranzubleiben.

Belohnung für Erfolge

Die ersten Erfolge nach Erledigung von wichtigen Aufgaben motivieren und beruhigen das schlechte Gewissen zugleich. Ein Häkchen hinter die To-Dos zu setzen, gibt ein gutes Gefühl und spornt für weitere Erfolge an. Eine Visualisierung des Erreichten hilft dabei, die Ziele festzuhalten und sich daran zu erinnern. Ein inneres Lob für den Fleiß regt zu neuen Kräften an und stärkt das Selbstbewusstsein. 

Unwichtige Aufgaben delegieren

Natürlich können nicht alle Aufgaben weitergeben werden, aber unwichtige Dinge anderen Personen zu übertragen, ist ein guter Ansatz, um Überforderung zu vermeiden. Der Fokus sollte auf den Kernaufgaben liegen, denn diese können nur persönlich erledigt werden und sind nur schlecht übertragbar. Wenn die unangenehmste Aufgabe gleich zu Anfang in Angriff genommen wird, sind die nachfolgenden To-Dos nicht mehr so schwer. Je früher man damit anfängt, desto schneller ist man mit dem Schlimmsten fertig und kann das schlechte Gewissen beruhigen. Delegieren heißt aber nicht nur abgeben, sondern auch, um Hilfe zu bitten. Einen Freund nach Unterstützung zu fragen, ist keine Schande, sondern eine große Erleichterung, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Multitasking vermeiden

Wenn mehrere Projekte gleichzeitig bearbeitet werden müssen, kommt man schnell an seine Grenzen. Die Konzentration wird an vielen Stellen gleichzeitig gefordert und die Gefahr ist groß, dass kein Ende in Sicht ist. Den Fokus auf eine Einzelaufgabe  zu richten und diese stufenweise abzuarbeiten, ist viel effektiver und man schafft am Ende des Tages viel mehr. Multitasking verlangt ständige Aufmerksamkeit und schnelles Umdenken. Das kann durchaus hohen Stress hervorrufen und ist nicht förderlich. Natürlich ist ein gewisser Ehrgeiz vorhanden, dass man alles schaffen möchte, aber meistens leidet am Ende die Qualität der Ergebnisse darunter.

Sich über die Folgen bewusst sein

Aufgaben aufzuschieben kann negative Folgen haben und diese sollten immer im Blick behalten werden. Bei Nichterledigung der Ziele müssen die Konsequenzen in Kauf genommen werden. Wichtig ist auch, dass man realistisch ist und sich nicht selbst belügt.

Egal welche Tipps du anwenden wirst. Das Geheimnis der Vermeidung von Prokrastination liegt darin, dass du einfach anfängst! Wenn der erste Schritt gemacht ist, macht sich die Aufgabe fast von allein. Überwinde deine Ängste oder Faulheit und erreiche deine Ziele mit vollem Erfolg!
70 Prozent der Studenten prokrastinieren regelmäßig. Die Gründe und Lösungen für diese schlechte Angewohnheit sind vielen bekannt. Video: Bayerischer Rundfunk/YouTube

Prokrastination ist ein weit verbreitetes Problem in der Gesellschaft, vor allem bei Studenten. Laut Studien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sind junge Studierende am häufigsten davon betroffen. Es gibt verschiedenste Gründe für dieses Verhalten.

Wir haben uns auf dem Campus der Hochschule Mittweida bei einigen Studenten umgehört und ein paar interessante Antworten eingefangen.

Text und Bild: Swetlana Stibing / Grafiken: Swetlana Stibing, Anna Gorski und Lydia Pappert / Audio: Domenique Liebernickel 
<h3>Swetlana Stibing</h3>

Swetlana Stibing

ist 32 Jahre alt und studiert Medienmanagement im fünften Semester an der Hochschule Mittweida. Vor dem Studium hat sie bereits eine Ausbildung zur Handelsfachwirtin absolviert und war sechs Jahre lang im Einzelhandel als Filialleitung tätig. Sie hat sich schon immer stark für Medien und Wirtschaft interessiert und wollte mit dem Studium eine neue Herausforderung annehmen. Swetlana möchte mit ihren Artikeln die Zielgruppe erreichen, um sie zu informieren und natürlich auch zu unterhalten. Mit voller Freude stellt sie sich dieser Aufgabe in diesem Semester!