Sex und Gewalt – die USA können mehr

von | 11. Juni 2014

Der Hype in Deutschland um die Stories und Charaktere von amerikanischen Fernsehserien wie beispielsweise „Game of Thrones” oder „Breaking Bad” hält weiterhin an. Die deutschen TV-Quoten sprechen jedoch deutlich gegen […]

Der Hype in Deutschland um die Stories und Charaktere von amerikanischen Fernsehserien wie beispielsweise „Game of Thrones” oder „Breaking Bad” hält weiterhin an. Die deutschen TV-Quoten sprechen jedoch deutlich gegen einen Erfolg. Chefredakteur des Medienmagazins „DWDL“, Thomas Lückerath,  und „MEEDIA“-Redakteur Felix Disselhoff erklären, warum das so ist und welche Rolle „Netflix“ zukünftig in Deutschland spielen wird.

Ein an Lungenkrebs erkrankter Chemielehrer, der mit seinem ehemaligen Schüler Methamphetamin herstellt. Das ist grob angeschnitten der Start der amerikanischen Serie „Breaking Bad”. Ebenfalls eine amerikanische Serie ist „House of Cards”. Die vom Video-On-Demand Unternehmen „Netflix“ produzierte US-Erfolgsserie handelt von den skrupellosen Intrigen des Kongressabgeordneten „Frank”, die er aus Rache schmiedet, nachdem ihm der versprochene Posten als Außenminister verwehrt wurde. Diese und andere amerikanische Fernsehserien wie auch „Game of Thrones” oder „How I Met Your Mother” wurden in Deutschland zum Trend. Aber was ist das Besondere am amerikanischen Erfolgskonzept?

Dr. Gunter Süß von der Hochschule Mittweida untersucht unter anderem Film- und TV-Studien. Der Film- und Fernsehexperte sieht einige Gemeinsamkeiten bei den Erfolgsserien von beispielsweise dem amerikanischen Programmanbieter HBO, wie ein großes Schauspielerensemble mit (Film-)Stars. So trug bekanntlich Kevin Spacey in der Hauptrolle zum Erfolg von „House of Cards“ bei. Zusätzlich gehe die Tendenz von einer episodischen zu einer seriellen Erzählweise. Die Story wird somit nicht in einzelne Teile zerlegt, sondern zieht sich durch eine ganze Staffel oder sogar durch die ganze Serie. Sex und Gewalt werden meist explizit dargestellt, sodass kein Zuschauer von „Game of Thrones“ nach der ersten Staffel mehr über abgetrennte Köpfe oder Schmerzensschreie während den Sexszenen überrascht ist. Als Erfolgsmodell sieht Süß die Eigenproduktion von Serien durch Fernsehprogrammanbieter, wie Netflix mit „House of Cards“.

Was noch zu dem Erfolgsstatus der Serien beigetragen hat und warum die Fernsehquoten dafür nicht so gut sind, erklärt Thomas Lückerath, Chefredakteur des Mediendienstes „DWDL“:

 

Auch Gunter Süß sieht die Vielzahl an Distributionswegen als Ursache. Denn neben dem Fernsehkonsum gibt es viele weitere Möglichkeiten, sich Inhalte anzusehen, beispielsweise auf DVD, BluRay, durch legale sowie illegale Downloads, Streaming-Dienste und Video-On-Demand-Dienste. Der Markt dafür wird immer größer und lässt das klassische analoge Fernsehen der Serien in den Hintergrund rücken. Dies wirkt sich somit auf die Quoten aus. Bei den Sehgewohnheiten der Rezipienten sind ebenfalls Änderungen zu verzeichnen. Das sogenannte „binge viewing”, also das Anschauen mehrerer Folgen einer Serie, ist häufig der Normalfall. Das mobile, vom Fernsehprogramm unabhängige Konsumieren erleichtert es dem Nutzer zusätzlich, das jeweilige Angebot wahrzunehmen.

Der amerikanische Konkurrent nähert sich

Deutsche Streaming-Dienste wie „Watchever“, „Amazon Prime“ oder „Maxdome“ bekommen Ende dieses Jahres amerikanische Konkurrenz durch „Netflix“.

Felix Disselhoff, Redakteur des deutschen Medien-Portals „MEEDIA“ erklärt, wodurch „Netflix“ so erfolgreich wurde und was es für den deutschen Streamingmarkt bedeutet, wenn das Erfolgsunternehmen nun nach Europa kommt:

 

Dann kommt jedoch die Frage auf, worin die größten Unterschiede zu deutschen Serienproduktionen liegen. Man könnte fast schon sagen: Viel hilft viel. In den USA kann man ein größeres Budget bereitstellen, die breite Masse wird bedient und sogenannte „Big Spender“, also große erfolgreiche Unternehmen, unterstützen nicht selten die Serienproduktionen. Die Masse macht‘s? Nein, denn dem Zuschauer wird auch die Chance gegeben, immer mit „dabei“ zu sein, und so fühlt er sich fast schon in die Handlung involviert. Dieser Effekt wird durch die Verwendung verschiedener Erzählperspektiven und Handlungsorte erzeugt. Die Kameraführung und somit auch Bildausschnitte wechseln häufig von der Totalen in die Nahe oder ins Detail und mit verschiedenen Perspektiven wird so Dynamik erzeugt. Also ist es weitaus mehr, als nur Sex und Gewalt. Denn auch durch Kreativität und Vielfalt werden amerikanische Fernsehserien so erfolgreich.

Text: Christina Clasohm. Audio: Christina Clasohm. Grafik: Nadine Dietrich

<h3>Christina Clasohm</h3>

Christina Clasohm