Studienfinanzierung: Elternsache

von | 1. Mai 2010

Wie finanzieren sich Studierende? Mehr als 16.000 Studenten wurden hierzu im Rahmen der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks befragt. Die Erhebung gibt Aufschluss über die soziale und finanzielle Lage.

Sachsens Studenten stehen monatlich durchschnittlich 706 Euro zur Verfügung. Damit müssen sie die Kosten für Miete, Lebensunterhalt, Lernmaterialien und weiteren Ausgaben decken. Wie hoch jedoch der tatsächliche Bedarf ist, hängt von der jeweiligen Region in Deutschland ab. Auch die Zusammenstellung der Finanzierung ist unterschiedlich, wie die aktuelle Erhebung des Deutschen Studentenwerkes zeigt.

Die Eltern spielen bei der Finanzierung des Studiums eine erhebliche Rolle. Durchschnittlich 46 Prozent des Einkommens stellen die Eltern zur Verfügung – diese Zahlen sind jedoch rückläufig. „Eltern tragen zwar weiterhin den Löwenanteil der Studienfinanzierung, sie sind aber am Rande ihrer finanzielle Möglichkeiten“, sagt Prof. Dr. Rolf Dobischat, Präsident des Deutschen Studentenwerkes, auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der 19. Sozialerhebung. „Erstmalig seit 1991 ist der Anteil der Eltern an der Studienfinanzierung ihrer Kinder zurückgegangen.“ Betroffen von der Problematik sind insbesondere Familien aus sozial schwachen und mittleren Herkunftsgruppen.

Vom Hörsaal zur Arbeit

Studierende sind durch den Rückgang der Finanzierungshilfe der Eltern zunehmend auf einen eigenen Erwerb angewiesen. Derzeit erzielen sie rund 18 Prozent der monatlichen Einnahmen durchs „Jobben“. Dafür arbeiten sie statistisch gesehen neben ihrem Studium durchschnittlich acht Stunden pro Woche. „Bachelor-Studenten an Fachhochschulen liegen mit 15 Stunden Erwerbstätigkeit in der Woche jedoch deutlich über dem Durchschnitt aller Studierenden“, so Prof. Dobischat. Das führt zugleich zu einer noch höheren Belastung im Studienalltag.

In den neuen Bundesländern arbeiten bereits 54 Prozent der Studierenden um ihr Studium zum Teil selbst zu finanzieren. Auffallend dabei ist, dass die Erwerbsquote um sechs Prozentpunkte höher liegt als 2006. Damit wurde ein bisher nicht gekanntes Niveau erreicht.

Erhöhung hat Folgen – und auch nicht

Die zweitwichtigste Finanzierungsart für Studierende im Osten der Republik ist mit Abstand das BAföG. Knapp ein Viertel der monatlichen Einnahmen werden durch die Unterstützung vom Staat generiert. Die Quote der BAföG-geförderten Studierenden ist jedoch auf dem gleichen Niveau wie 2006 geblieben. „Es gibt zwar mehr BAföG, aber nur für ein paar Studierende mehr“, sagt Dobischat.

Erfreulich zu betrachten ist jedoch, dass die Bundesregierung beschlossen hat, die Freibeträge für das BAföG um weitere Prozentpunkte zu erhöhen. Die Bedarfssätze werden somit zum Wintersemester 2010/2011 von zehn auf zwölf Prozent, die Freibeträge von acht auf elf Prozent, steigen. Der durchschnittliche Förderungsbetrag beträgt derzeit durchschnittlich 430 Euro und ist in den vergangenen drei Jahren in den neuen Ländern um 65 Euro gestiegen.

Soziale Herkunft ist ausschlaggebend

Bei der Erhebung wurde deutlich, dass die soziale Herkunft bei der Zusammensetzung der Studienfinanzierung eine Rolle spielt. Studierende aus der gehobenen Schicht verfügen im Durchschnitt monatlich über um 50 Euro höhere Gesamteinnahmen als Studierende aus sozial schwachen Herkunftsgruppen. Ausschlaggebender sind jedoch die Einflüsse der Herkunft bei der Zusammensetzung der Studienfinanzierung. Die Elternfinanzierung steigt mit der sozialen Herkunft deutlich. Der Anteil an den monatlichen Einnahmen, der von den Eltern aufgebracht wird, steigt von 26 Prozent bei sozialschwachen Studierenden bis auf 63 Prozent der sozial stärkeren Herkunftsgruppen.

Ob ein Studium aufgenommen wird hängt bei vielen Studierenden vom BAföG ab. Ohne die staatliche Stütze geben durchschnittlich 81 Prozent der BAföG-Empfänger an, sich ihr Studium nicht leisten zu können. Gerade für Studierende aus sozial schwachen Herkunftsgruppen ist daher die BAföG-Förderung ausschlaggebend für ihre Zukunft.

Langzeitfolgen nicht abzusehen

Mit der seit 1951 kontinuierlich durchgeführten Sozialerhebung werden wichtige Informationen gewonnen, um mögliche Handlungserfordernisse zu gewinnen. Sie umfasst finanzielle Rahmenbedingungen sowie Veränderungen zum Hochschulzugang. Damit liefert sie der Politik, den Hochschulen und den Studentenwerken wichtige Hinweise für hochschulpolitisches Handeln.

Welche Langzeitfolgen sich durch die Erhöhung des BAföG und den Rückgang der finanziellen Unterstützung der Eltern ziehen lassen, bleibt ungewiss: „Viele Ergebnisse sind erste Zwischenergebnisse. Wir werden die Langzeitfolgen von Studiengebühren erst erkennen können, wenn wir wesentlich längere Zeiträume untersuchen“, so der Präsident des Deutschen Studentenwerkes.

<h3>Markus Bender</h3>

Markus Bender