Zum Studium in den „Wilden Osten“

von | 12. Januar 2012

Die Hochschule Mittweida beteiligt sich an der Kampagne „Studieren in Fernost“. Drei „Campusspezialisten“ übermitteln die Werbebotschaft an künftige Studienanfänger.

Die Hochschule Mittweida hat mit Tino Israel, Josefin Päßler und Christin Weinreich drei sogenannte „Campusspezialisten“. Sie sind als studentische Hilfskräfte erste Ansprechpartner für Studieninteressierte. Auch nach dem Studienbeginn unterstützen sie in Mittweida die Studienanfänger aus Westdeutschland. „Als Studenten informieren wir Interessierte auf Augenhöhe über Studium und Hochschule. Damit entsteht das Gefühl einer entspannten Kommunikation“, erzählt Tino Israel.

Für Mittweida begeistern

Die Campusspezialisten gehören zur Kampagne „Studieren in Fernost“. Damit sollen mehr Schulabsolventen aus Westdeutschland für ein Studium im Osten gewonnen werden.„Jemand, der BWL studieren möchte, ist leider eher schwer zu gewinnen, da es bundesweit viele Angebote gibt“, sagt Christin Weinreich. „Außerdem ist  bei einigen die Meinung verbreitet, im Osten ist alles noch schwarz-weiß“, bedauert sie.

Das Projekt zeigt dennoch erste Erfolge in Mittweida. „Die Zahl westdeutscher Studenten ist besonders im letzten Wintersemester gestiegen. „Besonders viel Interesse zeigt sich bei den Studiengängen Medien und Biotechnologie“, resümiert Josefin Päßler.

Das bestätigt Julia Marhenke. Sie kam aus Hannover nach Mittelsachsen, um hier Medienmanagement zu studieren. „Ich habe mich für Mittweida entschieden, weil die Hochschule einen sehr guten Ruf genießt und ich in Sachsen keine Studiengebühren zahlen muss“, sagt die 24-Jährige. Die Kampagne „Studieren in Fernost“  hält sie für eine gute Initiative, auch wenn sie durch ein Hochschulranking im Internet auf Mittweida aufmerksam wurde.

Die Notwendigkeit einer Kampagne

Insgesamt 44 Hochschulen aus den fünf neuen Bundesländern beteiligen sich am „Hochschulpakt 2020“ von Bund und Ländern, der die „Studieren in Fernost“-Kampagne begründet. Bis 2015 erwarten die Hochschulen in Ostdeutschland einen starken Rückgang ihrer Studienanfänger. Dies ist zum einen eine Folge des Geburtenrückganges kurz nach den Wendejahren, zum anderen ist die Abwanderungsquote von Ost- nach Westdeutschland gestiegen. In den alten Bundesländern hingegen folgen immer mehr Abiturienten. Diese sollen für ein Studium in Ostdeutschland begeistert werden.

Bis 2015 wollen Universitäten und Hochschulen den Rückgang an Studienanfängern mit insgesamt 63.000 gewonnenen Erstsemestlern abfedern. Dazu gehört nicht nur, Studienwillige von West nach Ost zu locken, sondern auch Schulabsolventen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen in der Heimat zu halten. Dafür sollen trotz des demografischen Wandels die Studienanfängerplätze an den Hochschulen im Osten aufgestockt statt abgebaut werden.

Kommunikation und Werbung

Neben Onlinemarketing und der Ansprache Interessierter auf Social-Media-Kanälen beraten ostdeutsche Hochschulen potenzielle Studenten auf verschiedenen Messen. Mit Aktionen wie „Campus on Tour“ entsenden die Hochschulen ihre „Campusspezialisten“ als  Vertreter nach Westdeutschland, um in Fußgängerzonen und zentralen Plätzen Jugendliche auf die Kampagne aufmerksam zu machen.

Konkrete Angebote der Hochschulen sollen die Entscheidung für ein Studium im Osten zusätzlich bestärken. So soll beispielsweise der kostenlose Umzugsservice „Campus-Shuttle“ im Wintersemester 2011/12 mehr westdeutsche Studienanfänger in den Osten gelockt haben. Zwischen dem 15. September und dem 1. Oktober 2011 wurden westdeutsche Studienanfänger aus ihrem Heimatort abgeholt und der gesamte Umzug vor Ort in den neuen Bundesländern organisiert.

<h3>Tina Grassow</h3>

Tina Grassow