Titelverteidigung scheiterte an falscher Songwahl

von | 16. Mai 2011

Beim Eurovision Song Contest am Samstagabend lagen melodische Pop-Songs ganz weit vorn. Das von Lena Meyer-Landrut präsentierte "Taken by a Stranger“ war eine gewagte und scheinbar falsche Wahl. Am Ende stand sie trotz professionellem Auftritt gerade mal auf dem zehnten Platz.

Reichlich Konfettiregen, Feuerfontänen und eine über 1.000 Quadratmeter große LED-Leinwand sorgten dafür, dass der Eurovision Song Contest 2011 die Gebührenzahler rund zwölf Millionen Euro kostete. Auch wenn Lena nicht mehr aus dem deutschen Eurovisionsgedächtnis verschwinden wird, war es ihr letzter Auftritt auf der großen europäischen Bühne. Die Überdosis Lena der letzten Wochen und der misslungene Versuch der Titelverteidigung waren sicherlich Gründe, warum sie sich entschloss, kein drittes Mal beim ESC anzutreten. Aus dem Angebot der 25 Teilnehmer des Eurovision Song Contest 2011 mit dem Motto „Feel Your Heart Beat“ war erkennbar, dass ein Song wie „Taken By A Stranger“ nicht ins Schema passte. Er schien für ein solches Event nicht melodisch genug und zu mystisch zu sein.

Zuschauerinteresse bleibt hoch

Trotzdem ist das Eurovisionsfieber immer noch ungebrochen. In Deutschland verfolgten 13,83 Millionen Zuschauer das Finale des Eurovision Song Contest im Ersten. Als Lena mit „Satellite“ letztes Jahr den Grand Prix in Oslo gewann, waren es 14,69 Millionen. Sieger in diesem Jahr ist Aserbaidschan mit der Duettballade „Running Scared“ von „Ell & Nikki“. Somit findet der Wettbewerb im nächsten Jahr in Baku statt. Den zweiten Platz konnte überraschenderweise Raphael Gualazzi für sein Heimatland einfahren. Dies war die eigentliche Überraschung des Abends, da Experten den Italienern nach 14-jähriger Eurovisions-Pause mit der Jazznummer „Madness of Love“ keine gute Platzierung prognostiziert hatten.

Interessant war der Jugendwahn des diesjährigen Song Contests. Zehn der Finalteilnehmer waren Jugendliche unter 20. Der Großteil sammelte zuvor in landeseigenen Castingshows Erfahrungen. Es gab wenig Folkloristisches, dafür dominierte Pop. Die musikalischen Beiträge aus den Bereichen Disco-Pop aus Ungarn, Jazz aus Italien, Mainstream-Rock aus Dänemark und Synthie-Pop aus Irland waren eine starke Konkurrenz, zu groß für „Taken By A Stranger“.

Deutschland als ESC-würdiger Veranstaltungsort

Deutschland wollte nach dem Titelgewinn von 2010 zeigen, dass es ein würdiger Veranstaltungsort ist – und hat dies auch geschafft. Die gesamte Show war durchstrukturiert, ohne grobe Patzer oder Zwischenfälle. Die Verbindung von Arena und Green Room, in dem die Künstler während der langwierigen Punkevergabe warten, durch die teilbare LED-Wand beeindruckte nicht nur ARD-Kommentator Peter Urban. Nach Stefan Raabs Meinung wären aber ein paar kleine Pannen sogar erwünscht gewesen: „Bei der Tagesschau ist mehr Improvisationsspielraum als beim durchformatierten ESC“.

Am Freitagabend stellten die 25 Contest-Finalisten ihre Songs bereits beim sogenannten Jury-Finale vor, bei dem Experten aus ganz Europa die Beiträge beurteilen. Die Punkte der deutschen Jury vergaben die Sängerinnen Ina Müller, die Sängerinnen Alina Süggeler (Frida Gold) und Eva Briegel (Juli), der Bayern-3-Musikchef Edi van Beek und der Echo-Produzent Gerd Gebhardt.

<h3>Sandra Möllentin</h3>

Sandra Möllentin