„Unredlich und Unsauber“

von | 2. Dezember 2009

Deutschland hat einen neuen Wettskandal. Fünf Jahre ist das Medienspektakel um Robert Hoyzer her. Nun gibt es einen neuen Verdachtsfall mit alten Bekannten. Viele Medien urteilen jedoch vorschnell über angeblich involvierte Spieler.

Am 19. November gab es die ersten Berichte über einen neuen Wettskandal im Fußball. Untere anderem veröffentlichte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ und sueddeutsche.de Berichte über manipulierte Spiele.

Erste Namen werden genannt

Danach brach eine Welle unkontrollierter Berichterstattung los. Keiner wusste etwas Genaues und doch hatten alle etwas zu schreiben. Laut dem NDR-Magazin „Zapp“ veröffentlichte welt.de am 20. November die Namen von einem aktuellen Osnabrücker Spieler und zwei ehemaligen Spielern des VfL, die angeblich unter Verdacht stehen. Einer sei bereits verhaftet. Natürlich gab „WELT“ nicht preis, woher die Informationen kommen. Klar ist jedoch, dass die Quelle nicht sicher war, denn verhaftet wurde bis heute keiner der drei. Inzwischen wurde dieser Fehler im Artikel korrigiert. Eine Gegendarstellung gab es nicht. So folgten andere dem schlechten Beispiel von „WELT“.

Am 21. November veröffentlichten viele Zeitungen die Namen der betroffenen Spieler und beriefen sich auf welt.de. „BILD“ druckt sogar die Gesichter der Fußballer wie Steckbriefe in einer Reihe mit Verhafteten ab. Fakt ist aber: Der Verein wird zwar mit dem Skandal in Verbindung gebracht, jedoch gab bis dahin keine offizielle Stelle Informationen heraus.

Die bösen Jungs

Wieder einmal zeigt sich, dass die „Sensationsgeilheit“ mancher Medien anscheinend keine Grenzen kennt. Menschen werden zu Verbrechern abgestempelt und alle Regeln des Anstands über Bord geworfen. Mit sachlicher und sauberer Berichterstattung hat das auf jeden Fall nichts zu tun. Keiner weiß genau, ob und wer sich an dem Wettskandal beteiligt – nicht „WELT“ und auch nicht die „BILD“.

Der neue Skandal ist ein Thema. Das lässt sich schon mit bloßen Zahlen begründen. So berichtet der „SPIEGEL“ über 200 Partien, die manipuliert worden sein könnten. Trotzdem sollten sich verschiedene Medien in ihrer Berichterstattung zurückhalten. Es kann nicht sein, dass der Ruf von sauberen Sportlern schon vor einer offiziellen Anklage geschädigt wird. Immerhin haben sich die Spieler bisher nichts zu Schulden kommen lassen.

Zum Glück gibt es noch die „guten Jungs“. So hielten sich seriöse Medien, wie der „SPIEGEL“ oder die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zurück mit der Veröffentlichung von Spekulationen. Auch die „Neue Osnabrücker Zeitung“ stellt Niemanden an den öffentlichen Pranger. Sportchef Harald Pistorius sagt im NDR-Magazin „Zapp“: „In dem Zusammenhang Namen zu nennen wäre unredlich und unsauber“.

Harte Fakten

Inzwischen gibt es Namen die genannt werden können, da sie von offiziellen Stellen bestätigt worden sind. So berichten verschiedenen Medien, dass der frühere Osnabrücker Spieler Marcel Schuon eine Verwicklung in den Wettskandal gestanden hat und dies über seinen Rechtsbeistand mitteilen lies. Obwohl es nach eigener Aussage nicht zu verabredeten Manipulationen gekommen sei, kostet ihn die Aussage seinen Job.

Der SSV Ulm verkündete am 27. November auf seiner Website: „Aufgrund des Tatverdachtes im „Wettskandal“ involviert zu sein, wurden die Spieler Kraljevic, Radojevic und Marinovic sofort vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert.“. Die Faktenlage gegen die Spieler verhärtete sich in den letzten Tagen massiv. Trotzdem werden diese Namen von einigen Medien in einen falschen Zusammenhang gebracht. Diesmal lässt sich auch spiegel.de zu einer falschen Feststellung hinreisen. In einer Überschrift zu dem Thema heißt es: „SSV Ulm trennt sich von verdächtigen Spielern“. Leider ein falscher Schluss, denn suspendierte Spieler sind nicht „gekündigt“ und die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft dauern noch an. In Deutschland gilt die Unschuldsvermutung – auch für Fußballer.

<h3>Tino</h3>

Tino

Hallo Leute, ich heiße Tino und studiere Medienmanagement an der Hochschule Mittweida (Bachelor). In meiner Zeit hier konnte ich in verschiedenen Projekten wie medienMITTWEIDA, Campus Festival, PropellerTV oder auch 99drei Radio Mittweida mitwirken. Nun versuche ich euch in diesem Blog die Hochschule Mittweida näher zu bringen. Ich hoffe, dass ihr Spaß am Lesen meiner Beiträge habt und freue mich auf euer Feedback bzw. einen Dialog über die Hochschule und ihre Themen. In diesem Sinne: Klickt einfach mal weiter rein und macht's gut. Euer Tino