Vermeintliche Produktinnovation in der Veranstaltungstechnik

von | 21. Februar 2014

Werden scheinbar innovative Produkte nur zum Zwecke des Profits auf den Veranstaltungsmarkt gebracht? Wir haben uns mit einem Veranstaltungstechniker unterhalten um herauszufinden, wie Firmen versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen. […]

Werden scheinbar innovative Produkte nur zum Zwecke des Profits auf den Veranstaltungsmarkt gebracht? Wir haben uns mit einem Veranstaltungstechniker unterhalten um herauszufinden, wie Firmen versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen.

Aufgrund der angepriesenen Produktinnovationen des  „CDJ-2000 Nexus“ hatten wir uns entschlossen den „CDJ-900 Nexus“ nach erscheinen zu testen. In diesem Test haben wir festgestellt, dass viele Neuerungen aus dem CDJ 2000 auch dem CDJ-900 Nexus zu teil wurden.

Dennoch schließt es das Problem nicht aus, dass das Spitzenmodell nur geringfügig überarbeitet wurde und mit einem stolzen Preis von 1789€ zum Neukauf angeboten wird. Diese Erkenntnis hat uns dazu bewegt ein Auge auf den Veranstaltungsmarkt zu werfen und zu sehen ob es vergleichbare Fälle gibt und wie Veranstaltungstechniker damit um gehen.

Der Produkttest: Ist der „CDJ-900 Nexus“ eine wirkliche Innovation? Weitere Informationen dazu gibt es hier auf medienMITTWEIDA.

Nicht nur im DJ-Bereich geht es heiß her in punkto Veranstaltungstechnik. Zwar wird in der High-End Beschallungstechnik und bei den digitalen Mischpulten mit weniger harten Bandagen gekämpft, dafür aber mit höheren Preisen. Im Gespräch mit Kai Hasenmayer, Inhaber vom Zwickauer Veranstaltungstechnikunternehmen „LTB“ (Licht Ton Bühne), haben wir dazu mehr erfahren.

Hoher Preis für gute Qualität?

Nicht nur im DJ-Bereich  geht es heiß her in der Veranstaltungstechnik, sondern auch in anderen Bereichen der Branche, hier stehen meist andere Summen zur Debatte. Im Gespräch mit einem Veranstaltungstechnikunternehmen aus Zwickau haben wir dazu mehr erfahren.

Zunächst gibt es den Zweig der „High-End Beschallungstechnik“, bei den Marken wie „D&B Audiotechnik“, „L-ACOUSTICS“ sowie „Kling&Freitag“ oft in unseren Regionen anzutreffen sind. Hierbei kostet ein Line-Array Setup mal schnell um die 100.000€, wo jedoch und natürlich je nach Größe und Material nach oben kaum grenzen gesetzt sind. Die Art und Weise wie die Beschallungsindustrie sich ihre Kunden sichert ist die Lautsprecher an eine erforderliche hauseigenen Peripherie aus entweder System Controllern oder System Endstufen zu binden. Mit dieser Bindung ist es oftmals nicht möglich die optimale Leistung mit firmenfremden Geräten zu erzielen was aber hierbei der Betriebssicherheit zu gute kommt. Es wird fortführend erklärt dass es stellenweise gerade im Bassbereich für die Firmen nur Suboptimal ist, da hierbei Systemracks eingesetzt werden die ebenfalls für die Mid-High Units genutzt werden und so der Sublow bereich meist nicht zur vollen Zufriedenheit leistungsseitig  genutzt werden kann. Viele Hersteller reagieren auf die defiziente bereits, in manchen fällen machen das auch die firmen, wobei das dann eben eventuell in Konflikt zu anderen Inhabern solcher Systeme führen kann. Grosse Beschallungssysteme genießen meist auch eine längere Nutzungsdauer und befinden sich auch dem Anschaffungspreis geschuldet meist länger im Vermietbestand der Firmen so das ein Wechsel meist nur Kundenbedingt oder Aufgabenfeldbedingt bzw. Altersbedingt statt findet

Ein nicht ganz neues, aber sich als mittlerweile finanzierbares Feld heraus gestellt hat, sind die digitalen Mischpulte. Im unteren Kanal Bereich stellen sie oft eine große Erleichterung dar, da hierbei oft auf Sideracks komplett verzichtet werden kann und auch vom Anschaffungspreis dieser im Verhältnis zu Analogen Tischen mit Peripherie ein preislicher Vorteil geschaffen wird.

Kai Hasenmayer erklärt, „Hier entstehen manchmal Probleme, es gibt viele Mischpulte mit unterschiedlichen Bedienoberflächen. Was wir in der „freien Wildbahn“ da schon erleben durften war stellenweise sehr interessant. Es werden Pulte laut Rider bestellt und auch nochmals telefonisch und schriftlich abgestimmt und dann steht der Techniker von der Band XY am Pult und zuckt mit den Schultern. Das passiert natürlich mit einem analogen Tisch eher selten.“

Einen kleinen Einblick in die Geschichte der DJ-Technik und seinem enormen Wandel finden Sie in unserem Artikel „Casual vs. Professional: So legen die DJs von heute auf“.

 Welche Investion ist wirklich notwendig?

Inwiefern sich der Produktbestand bei einem Unternehmen verändert hängt letztlich von diesem selber ab und natürlich in welchen Bereichen der Betrieb sich spezialisiert hat. Die Firma mit der wir gesprochen haben ist ein Allrounder im Veranstaltungsbereich und bedient so sämtliche Bereiche. Auf meine Frage wie er mit Produktinnovationen und spezifischen Technikanfragen hinsichtlich seines Produktbestandes umgeht, antwortete er, „Wir verwenden ausschließlich amtliches Material, da wir so immer sicher sein können unseren Kunden ein Höchstmass an Betriebssicherheit gewährleisten zu können“.

„In unserer Branche ist man ständig dem Wandel der Zeit und der Produktneuheiten ausgesetzt und hier sind manche Bereiche vom Intervall kürzer und manche länger. Im DJ Bereich ist man aufgrund Rideraktualisierungen oft gezwungen seinen Bestand schnell umzustricken da in diesem Bereich kaum Alternativen akzeptiert werden, hier sind die Platzhirsche nach wie vor Technics, Pioneer und Allen & Heath. Sobald ein neues Spitzenmodell im Bereich Mischpulten oder Dj-CD-Spieler erscheint dauert es meist nicht sehr lang und die ersten aktualisierten Rider kommen von den Agenturen und man Wechselt auf die neuen Modelle um dem Veranstalter und Künstler gerecht werden zu können.“, erklärt Kai Hasenmayer abschließend.

Der robuste Plattenspieler

Das es auch komplett anders geht, hat die Marke „Technics“ (Panasonic Corporation) mit einem ihrer Plattenspieler gezeigt, dem „Technics SL-1210 MK2“. Ursprünglich wurde das Gerät als „HiFi-Plattenspieler“ gebaut, doch seine Robustheit sorgte schnell für große Popularität in Discotheken und Clubs. Sobald man sich diesen Plattenspieler erst einmal gekauft hatte, wurde eine Neuanschaffung überflüssig. Das stellte sich letztlich als Problem für die Herstellerfirma „Panasonic“ heraus: Das Gerät gilt als Maßstab der Technik, trotzdem wurde die Produktion des Plattenspielers Ende 2010 eingestellt. Dies kann man am rapiden Preisanstieg der verbliebenen Modelle nachvollziehen:

Der enorme Preisanstieg des Turntables „Technics SL-1210 MK2XG“ innerhalb der letzten Jahre.

Der enorme Preisanstieg des Turntables „Technics SL-1210 MK2XG“ innerhalb der letzten Jahre.

Nun steht Pioneer in den Startlöchern und stellte dieses Jahr auf der Prolight & Sound 2014 in Frankfurt den Pioneer Plattenspieler vor. Wir sind gespannt was es für eine Entwicklung geben wird.

Einen Ausblick in die Kameratechnik

Neuerungen sind natürlich nicht nur in der DJ- oder Veranstaltungstechnik zu beobachten. Auch im Bereich der Digital- und Spiegelreflexkameras gibt es ständig neue Modelle, Software oder Zubehör. Hier fällt zwar auf, dass die Neuerungen oft sehr sinnvoll und zeitgemäß sind, jedoch preislich nicht immer gerechtfertigt werden können. Besonders auffällig ist die starke Preissteigerung der Amateur- und Mittelklasse-Modelle, sichtbar am Preisanstieg der „Canon EOS 70D“ im Vergleich zum Vorgängermodell „Canon EOS 60D“.

Zusammengefasst ergibt sich, dass die Industrie stets darum bemüht ist, ihre Produkte an den Mann zu bringen – Auch durch vermeintliche Innovationen. Denn ein Produkt, das nicht mehr verbessert werden kann, macht seine Nachfolger überflüssig.

Text: Thomas Davies, Foto: Max London; Bearbeitung: Thomas Kraftschenko, Infografik: Stefanie Hölzinger.

<h3>Thomas Davies</h3>

Thomas Davies

Redakteur