Von „99drei“ in die Radiokarriere

von | 23. Oktober 2013

„Jeden Tag mittendrin“ – lautet das Motto von Mittweidas lokalem Radiosender „99drei Radio Mittweida“. Als eines der Hochschulprojekte der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida wird der Lokalsender ausschließlich von Studenten […]

„Jeden Tag mittendrin“ – lautet das Motto von Mittweidas lokalem Radiosender „99drei Radio Mittweida“. Als eines der Hochschulprojekte der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida wird der Lokalsender ausschließlich von Studenten betrieben. Mit Erfolg.

Aufstehen für Mittweida

Es ist 4:00 Uhr morgens. Aus meinem Radiowecker ertönt das Programm von „99drei Radio Mittweida“ und für mich heißt es nun: Aufstehen und wach werden. Denn auch ich werde als Nachrichtensprecher auf Mittweidas Lokalsender in knapp zwei Stunden live zu hören sein. Da steigt mir jetzt schon ein bisschen Aufregung in den Bauch.

Nach einem schnellen Frühstück geht es ab in den Sender. Draußen ist es noch dunkel, ziemlich kalt und die Straßen von Mittweida gleichen einer Geisterstadt. Es wird wirklich Zeit, dass alle geweckt werden. Vor Sendebeginn treffe ich gemeinsam mit dem Moderatorenteam der Morningshow „Die 99drei Frühflieger“ und meinen Nachrichtenkollegen die letzten Vorbereitungen für einen reibungslosen Ablauf. Und schon geht‘s on Air: „’99drei Radio Mittweida‘. Das sind die Nachrichten aus Mittweida und Umgebung.“

Moderieren & Produzieren neben der Theorie

Auch wenn der Tag im Radio für viele Studenten manchmal ungewöhnlich früh beginnt, macht es mir trotzdem sehr viel Spaß, im hochschuleigenen Studio auf Sendung zu gehen. Seit Oktober 2004 sendet Mittweidas Lokalsender nun schon auf UKW unter dem Sendernamen und der Frequenz 99,3 MHz. Das 40-köpfige Sendeteam besteht komplett aus Studenten der Studiengänge Medientechnik und Medienmanagement.

Der „Job“ im Sender – egal ob als Moderator, Nachrichtensprecher oder sogar Programmchef − ist somit gleichzeitig ein Teil der akademischen Ausbildung. Unter praxisnahen Lernbedingungen wird das Programm auf „99drei Radio Mittweida“ somit so professionell wie möglich gestaltet. Neben der praxisbezogenen Ausbildung an der Fakultät Medien ist auch die entsprechende technische Ausstattung im Sender besonders. „Ihr habt hier in Mittweida hervorragend ausgestattete Redaktionsräume und das branchenspezifische Studio-Equipment wird auch in bundesweiten Stationen eingesetzt“, bestätigt der MDR SPUTNIK-Redakteur Christian Glatzel. Im Jahr 2012 war Christian noch Programmchef bei „99drei Radio Mittweida“ und ist nun als Morningshow-Redakteur bei MDR SPUTNIK tätig.

Solch teure Studiotechnik als Student bedienen zu dürfen, ist natürlich ein großes Privileg und hilft Medienabsolventen enorm, „sich beim zukünftigen Arbeitgeber schnell mit der dort eingesetzten Technik oder dem Sendeabwicklungssystem vertraut zu fühlen“, so Glatzel. Aber auch auf die redaktionelle Arbeit im Sender wird ebenso besonderen Wert gelegt. „Durch Programmchef, die Chefs vom Dienst, den Musikchef und die Programmverantwortlichen des Senders sind identische Arbeitsstrukturen gegeben. Das hilft, um sich schneller in den Redaktionsalltag einzufinden“, erklärt mir der MDR SPUTNIK-Redakteur weiter.

„Noch einmal bei ‚99drei‘ moderieren“

Viele Absolventen der Fakultät Medien kommen auch gerne immer mal wieder zurück zu ihrem „Heimat“-Sender, bei dem sie die Liebe zum Radio entdeckt haben. In neun Jahren „99drei“-Bestehungszeit sind − neben Christian Glatzel − eine Menge weiterer Studenten durch die Sendertür ein- und ausgegangen, von denen sich heute viele in der Radiobranche erfolgreich wiederfinden: Auch Christian Geutner war von 2006 bis 2010 bei „99drei Radio Mittweida“ tätig und ist nun Redakteur beim landesweiten Privatsender „Antenne Thüringen“: „Eine Moderation, wie ich sie nach drei Jahren bei ‚99drei‘ gemacht habe, kann auch im richtigen Lokalradio so laufen.“  Auch der „99drei“-Abgänger Michael Langner, heute als Mitglied der Morningshow bei „HITRADIO RTL“ tätig, erzählt mir von seinen Erfahrungen bei „99drei Radio Mittweida“ und seinen Einstieg in die Radiobranche.

Keine Praxis, keine Erfahrung!

Praxis ist also tatsächlich das A und O für einen erfolgreichen Start in die Radiobranche, bestätigt auch Geutner von „Antenne Thüringen“: „So viele Sendungen bestreiten, wie nur möglich. Und vor allem für Veränderungen offen sein und Dinge von den ‚Großen‘ annehmen.“ Um von den „Großen“ zu lernen, helfen natürlich Praktika ungemein: „Ich bin der Meinung, dass ein Praktikum in der Branche viele Türen öffnen kann. Wer dabei Bekanntschaften knüpft und pflegt, wird sich schneller in der Branche einfinden“, empfiehlt SPUTNIK-Redakteur Christian Glatzel. 

Auch ich mache die Erfahrung, dass ich viel Feedback bekomme durch die kontinuierliche Übung im Radio. Es ist auch immer wieder faszinierend, wenn ich Rückmeldungen von Hörern bekomme, sei es positiv oder negativ. Ebenso toll finde ich es, wie schnell ich mich von Sendung zu Sendung weiterentwickelt habe. Denn ich trete nun wesentlich selbstbewusster vor dem Mikro auf. Christian Glatzels Erfahrung zeigt, dass natürlich auch etwas Umstellung im wahren Berufsalltag dazu gehört: „Man muss sich in großen Sendern mehr für das verantworten, was man tut, oder besser: was man sagt. Aber: That’s business! Ist ja in keinem Job anders. Das ist die größte Umstellung.“

Analog oder digital? − die ewige Übertragungsdebatte

Apropos Umstellung: Diese sollte beim Radio eigentlich auch schon lange vollzogen worden sein − und zwar vom analogen UKW auf DAB beziehungsweise DAB+ (Digital Audio Broadcast). Aber bis jetzt sind noch immer keine wesentlichen Änderungen getroffen worden: „Die Kernzielgruppe großer Radiosender hört über UKW und danach folgt das Streaming im Internet“, so Christian Geutner.

Neben der Frage um den richtigen Übertragungsweg von Sendefrequenzen muss sich auch das Radio an den digitalen Wandel innerhalb der Gesellschaft anpassen. „Social Media-Kompetenzen werden bei Moderatoren immer stärker vorausgesetzt und Dienste wie ‚Spotify‘ die größten Konkurrenten für das Radio. Es gilt, viele Kanäle gleichzeitig zu bedienen und wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen“, bestätigt der heutige „SPUTNIK“-Redakteur Christian Glatzel schmunzelnd und verweist damit auf die immer wichtiger werdenden Anforderungen der Moderatoren durch soziale Netzwerke & Co.

Trotz der vielen Alternativen kann ich auf das Radio hören − vor allem beim Autofahren − nicht verzichten. Es ist einfach angenehm, wenn jemand bereits für mich die Musikauswahl getroffen hat und mich mit lustigen oder interessanten Moderationen unterhält und informiert. Die Freunde, die lockere Atmosphäre und der Kontakt zum Hörer, das ist, was ich mit „99drei Radio Mittweida“ verbinde. Ich bin sehr froh, ein Teil des Ganzen zu sein und das Programm nach meinem Interesse mitgestalten zu können.

Text: Andreas Litzba, Video: Christina Honig, Andreas Litzba

<h3>Andreas Litzba</h3>

Andreas Litzba

Redakteur bei 99drei Radio Mittweida - Moderator bei: Die Leinwand - Kino für die Ohren. Mittwochs 19.00 - 21.00 Uhr. Kontakt: alitzba[at]hs-mittweida.de