Was wäre ein Film ohne Musik?

von | 15. November 2011

Michael Schubert analysierte in seinem Workshop „Verlorene Atmosphäre – Was wäre ein Film ohne Musik?“ die deutsche Filmlandschaft. Auf dem hiesigen Markt käme Filmmusik eine geringere Wertschätzung zugute als im Ausland.

Der deutsche Filmmarkt funktioniert anders als der französische, indische oder US-amerikanische. Bei Serien und Filmen erwarten die Deutschen, dass die Stimmen der Schauspieler klar und deutlich im Vordergrund zu hören sind und sich nicht zu sehr mit der Musik und den Sound-Effekten vermischen. Gleichzeitig wird in Deutschland viel Wert darauf gelegt, dass auch in ausländischen Produktionen die Charaktere Deutsch sprechen. Deswegen gibt es in der Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern besonders viele Synchronstudios, die beispielsweise auch komplette Filme inklusive der Liedtexte übersetzen. Als Beispiele nannte Michael Schubert, Professor für Musikübertragung, in seinem Workshop Disneyfilme wie „Der König der Löwen“ oder „Pocahontas“: Timon, Pumbaa und Co. sprechen und singen hierzulande in Deutsch.

Die Wirkung von Musik

In Filmen unterstützt Musik die Bilder. Prof. Schubert zeigt sich zum Beispiel von der Wald-Kampfszene im Film „Gladiator“ beeindruckt. Während des Angriffs ist die Musik nur leise im Hintergrund zu hören, während die Sound-Effekte und Stimmen im Vordergrund stehen. Nachdem die Gladiatoren ihre Gegner besiegt haben, dominiert schließlich die Musik das Geschehen. So lassen sich Emotionen effektvoll in Szene setzen.

In Deutschland hat diese Art der musikalischen Begleitung einen geringeren Stellenwert. Daher investieren deutsche Produzenten in diesem Bereich auch weniger Geld, obwohl es viele Möglichkeiten gäbe. Ein Orchester ist zum Beispiel technisch aufwendig und daher teuer. Die Musiker und ein entsprechend großes Aufnahme-Studio müssen gebucht werden. „Es gibt nur wenige Studios, die ein gesamtes Orchester aufnehmen können. In Deutschland fällt mir nur das Babelsberger Tonstudio ein“, so Prof. Schubert. Ein klarer Vorteil der Orchester-Aufnahme ist die besondere Atmosphäre und der Raumklang. Die Musiker spielen zusammen, dadurch entsteht eine eigene Dynamik und Lebendigkeit, die man hören kann.

Samples mit gleichbleibender Qualität

Wesentlich kostengünstiger als ein Orchester sind die sogenannten Samples. Ihr klarer Vorteil liegt in der Qualität und dem gleichbleibenden Klang. Samples stehen zudem immer zur Verfügung. Allerdings ist die Musik nicht „lebendig“ und es kann kein Raum abgebildet werden. „Insgesamt kann man aber nicht sagen, welche Variante besser ist. Alles hat seine Vor- und Nachteile“, meint Prof. Schubert.

Viele Musikproduktionen arbeiten heutzutage mit einer Mischung aus Orchester-Aufnahme und Samples. Durch die hohen Kosten und die geringe Wertschätzung auf dem deutschen Markt ist das reine Orchester seltener zu hören. Doch Prof. Schubert ist zuversichtlich, dass auch in Deutschland der Mehrwert einer Orchesterbegleitung bald geschätzt werden wird.

<h3>Jenny Mittrach</h3>

Jenny Mittrach