Wearables – Kurzer Trend oder Zukunft?

von | 13. Mai 2014

Uhren, Brillen und Armbänder verwandeln sich durch die neueste Technik in digitale „Alles-Könner“. Als ständiger Begleiter hat man die kleinen Geräte immer dabei. Aber sind E-Mail empfangende Uhren und Brillen […]

Uhren, Brillen und Armbänder verwandeln sich durch die neueste Technik in digitale „Alles-Könner“. Als ständiger Begleiter hat man die kleinen Geräte immer dabei. Aber sind E-Mail empfangende Uhren und Brillen mit eingebauter Kamera die Zukunft oder nur ein kurzfristiger Trend?

Wir kennen das aus Knight Rider: Ein Mann, ein Auto, eine Uhr, „Kumpel, hol mich hier raus“. Cool sah Michael Knight aus, als er diesen Satz zu seinem Handgelenk sagte. Damals, vor 20 Jahren, war das die Zukunft, auf die wir uns alle gefreut haben. Mittlerweile gibt es solche Uhren wirklich und die können noch viel mehr, als die von unserem Held. Heute nennt man die Gerätegattung Wearables, was übersetzt so viel wie „tragbar“ bedeutet. Mit der Samsung Galaxy Gear (ab ca. 200 Euro) kann man beispielsweise neben dem Telefonieren auch Bilder und Videos drehen. Sie zeigt E-Mails, SMS und Tweets auf dem kleinen 320×320 Pixel Farbdisplay an. Allerdings benötigt die Armbanduhr auch eine Verbindung zu einem Samsung Smartphone, ist also kein selbständiges Device. Diese Gemeinsamkeit hat die Smartwatch mit fast allen ihrer Mitbewerber.

Es gibt zwar auch Uhren mit eingebautem Funkmodul wie die Simvalley AW-4 1 4.Go, die Eigenmarke vom Versandhaus Pearl. Diese soll sich aber laut der Februar-Ausgabe des „c´t Magazins“ für Computertechnik nur schwer bedienen lassen und zudem hält der Akku auch kaum länger als einen Tag. Das macht die Konkurrenz kaum besser. Spätestens nach drei Tagen bleiben bei allen Smartwatches die Displays dunkel. „Die Akkulaufzeit ist aktuell noch der größte Nachteil dieser Produkte“, sagt Heiko Hofmann, Verkaufsberater bei Cyberport Dresden, gegenüber medienMITTWEIDA, „aber das wird sich in Zukunft ändern und dann würde sich auch die Attraktivität der Smartwatches deutlich steigern.“ Dass die Uhren allerdings Smartphones bald ablösen könnten, glaubt er nicht. „Dafür sind die Displays einfach zu klein und der Funktionsumfang wird lange nicht den eines Telefons oder Tablets erreichen.“

Intelligente Fitnessarmbänder am Handgelenk

Der Markt der Fitnessarmbänder wächst stark. Sie zeichnen Bewegungen und zum Teil auch den Puls auf, wie die Samsung Gear Fit. Das rund 200 Euro teure Armband verfügt zudem über ein kleines 1,8 Zoll Display, auf den der Nutzer über eingehende SMS und E-Mails informiert wird. Mit Verbindung eines Samsung Smartphones und deren „S Health“-App steigen die Möglichkeiten enorm. Damit können neben Schrittzähler und Pulsmesser auch Schlaf- und Essverhalten analysiert und dokumentiert werden, berichtet Matthias Kremp auf „Spiegel Netzwelt“ im Vergleich zweier Armbänder dieser Art.

Verglichen mit Smartwatches sind diese Gadgets nicht ganz so groß und haben zum Teil auch keinen Display und einen Funktionsumfang, der sich nur auf die Bewegungsaufzeichnung reduziert. Allerdings überzeugen sie mit Batterielaufzeiten von bis zu einem Jahr.

Google Glass – Ein Schritt in die Zukunft ohne Privatsphäre?

Ein ganz anderes Konzept verfolgt die innovative Brille Google Glass. Sie kam mit limitierter Stückzahl erst kürzlich auf den amerikanischen Markt und war bereits nach einem Tag ausverkauft. Google plant, die Brille noch in diesem Jahr flächendeckend auf den Markt zu bringen. Dann soll auch der Preis von aktuell 1500 Dollar spürbar sinken. Die Cyberbrille setzt auf ein kleines Display an der rechten oberen Seite, das dem Nutzer die Informationen direkt vor dem Auge einblendet. Das können zum Beispiel Weginformationen sein, aber auch das Abrufen von Kurznachrichten erfordert dabei keinen Blick mehr auf das Smartphone. Das integrierte Mikrofon erlaubt neben dem Telefonieren auch die Interaktion mit der Google-Suche. So kann der Träger mit dem Kommando „Ok, Google Glass“ eine Suchfunktion initiieren: „Wann wurde Barack Obama geboren?“, oder: „Wo ist das nächste Sushi Restaurant?“ könnten Fragen lauten, die die Brille dann mit der hoffentlich passenden Auskunft auf dem Display beantwortet.

Dank der eingebauten Kamera können auf Sprachbefehl („Ok, Glass take a picture“) auch Fotos und Videos aufgenommen werden. Allerdings ist diese Funktion nicht ganz unumstritten. Wie „Spiegel Online“ berichtet, kommt es in den USA vermehrt zu Übergriffen auf Google Glass-Träger. Zuletzt wurde ein Journalist in San Francisco attackiert und seine Cyberbrille auf den Boden geworfen, die daraufhin nicht mehr funktionierte. Grund für die Übergriffe ist zum Beispiel, dass die Besitzer solcher Brillen als „protzig, voyeuristisch oder gar als Gefahr für die eigene Privatsphäre wahrgenommen werden“, so berichtet „Spiegel Online“ weiter. Google selbst versucht mit einem Verhaltenskodex Glass-Träger darauf hinzuweisen, dass die Träger „respektvoll und nicht bissig auf Fragen Anderer reagieren sollen. Dies würde das Geschäft schädigen und die Erfahrung Anderer ruinieren.“

Fazit: All diese Geräte haben ihre Vor- und Nachteile. Wir werden sicher in naher Zukunft mehrere und noch dazu bessere Wearables bestaunen können. Viele dieser Geräte werden unseren Alltag bereichern und vereinfachen. Manche haben schon jetzt gesellschaftliche Debatten ausgelöst und wir werden uns in Zukunft mit dem Thema Privatsphäre ganz neu auseinandersetzen müssen. Für Michael Knight, unseren Held von Knight Rider, war das vor 30 Jahren noch kein Thema, sonst hätte er für uns bestimmt eine Lösung gefunden.

Text: Robert Prahl. Bilder: Robert Prahl. Grafik: Sarah Krause. Bearbeitung: Vanessa Schwaar

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