„ZDF“ verdient zweimal an „Heute“

von | 7. Dezember 2011

Mit den 100-Sekunden-Nachrichten übernimmt „Zeit.de“ Content vom „ZDF“. Die Informationen werden mit Werbung ergänzt. Der Nutzer bezahlt quasi ein Format zweimal.

Zeit.de“ bietet ein umfangreiches journalistisches Angebot, um seine Nutzer zu informieren. Um dieses Themenspektrum noch zu erweitern, hat sich das Online-Nachrichtenportal beim „ZDF“ bedient. Bevor der Zuschauer diese Sendung  jedoch zu sehen bekommt, muss er eine maximal 30-sekündige Werbung ansehen. Der Zuschauer könnte unter Umständen die Werbung direkt mit den öffentlich-rechtlichen Sendern in Verbindung bringen. Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt allerdings vor, dass auf den Online-Präsenzen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten keine Werbung gezeigt werden darf.  So sind die „heute 100 Sec“-Nachrichten in der „ZDF-Mediathek“ ohne jegliche Werbung abrufbar.

Weiterverkauf über Tochtergesellschaft

Die Zusammenarbeit beider Unternehmen ist allerdings etwas komplexer. „Zeit Online“ steht nicht mit dem „ZDF“ an sich in Kooperation, sondern mit der „ZDF“-Tochtergesellschaft „ZDF Enterprises“. Deren Aufgabe ist es unter anderem, den Programmvertrieb und die Lizenzierung zu verwalten. Auf Anfrage von medienMITTWEIDA erklärt Christine Denilauler von „ZDF Enterprises“: „Abgesehen von diesem rundfunkstaatsvertraglichen Gebot ist es zudem im Interesse der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, dass vorhandene Rechte durch ihre rechtlich selbstständigen Tochtergesellschaften verwertet und an interessierte Dritte lizensiert werden.“ Dadurch würden schließlich finanzielle Rückflüsse in die Sender entstehen.

Mit „diesem staatsvertraglichen Gebot“ ist der Paragraph 16a des 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrags gemeint. Der erste Absatz beschäftigt sich mit „kommerziellen Tätigkeiten“. Hier heißt es, dass die öffentlich-rechtlichen Sender berechtigt seien, kommerzielle Tätigkeiten auszuüben. Darunter fallen auch „Verwertungsaktivitäten“, durch die der Weiterverkauf einzelner Programme durch Tochtergesellschaften legitimiert ist. Darauf beruft sich auch Silvie Rundel von „Zeit.de“: „Wir zahlen eine Lizenzgebühr an „ZDF Enterprises“ und tragen somit nicht zu einer Werbefinanzierung öffentlich-rechtlicher Online-Angebote bei.“ Über diesen gesetzlich legitimierten Umweg werden die für das Internet produzierten ZDF-Kurznachrichten durch Werbung mitfinanziert. Warum gerade die „heute 100 sec“-Nachrichten für die Übernahme ausgewählt wurden, will „Zeit.de“ übrigens nicht kommentieren.

Doppelfinanzierung durch Gebührenzahler

Die Zweitverwertung durch private Onlineangebote ist zudem ärgerlich für die User, die Rundfunkgebühren bezahlen. Verkauft das „ZDF“ seine Inhalte an private Medienunternehmen, „bezahlt“ der Nutzer zweimal für das gleiche Angebot, indem er die Werbung anschauen muss. Eine 30-sekündige Pre-Roll-Werbung kostet bei „Zeit.de“ zum Beispiel 100 Euro pro 1.000 Zuschauern.

<h3>Rebekka Schreiter</h3>

Rebekka Schreiter