Der Nächste bitte!

von | 28. Oktober 2009

Gestern begann mit der Impfung gegen die Schweinegrippe die größte derartige Aktion der Bundesrepublik. Jedoch wollen sich nur zwölf Prozent der Deutschen gegen die neue Grippe impfen lassen.

Für die Schweinegrippe-Impfung wurden 25 Millionen Bürger aufgerufen, sich freiwillig gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. Dieser Aufruf gilt vor allem den Risikogruppen. Dazu gehören Menschen, die auf Grund ihres Berufes in Kontakt mit Infizierten kommen könnten: Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste. Zusätzlich sollen sich schwangere Frauen und chronisch Kranke wie Diabetiker, Asthmatiker und Übergewichtige als Erste impfen lassen. Ab Mitte November kann sich jeder impfen lassen.

Aufgrund dieser Massenimpfaktion ist in den letzten Monaten eine hitzige Diskussion entfacht. Zum einen wurde diskutiert, wer die Kosten übernehmen soll und zum anderen, ob der Impfstoff vor dem Einsatz ausreichend erprobt wurde. Da die gesetzlichen und privaten Krankenkassen die Kosten für den Impfstoff übernehmen, ist er für jeden Versicherten kostenfrei. Noch im Juli stritten sich die Krankenkassen mit dem Bund über die Kostenübernahme. Die Krankenkassen rechnen, dass die Impfaktion etwa eine Milliarde Euro kosten wird. Das ist zu teuer für sie, sodass die Vertreter der Kassen Bund und Länder aufforderten die Kosten zu übernehmen. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) schrieb am 19. Oktober 2009 in ihrem Onlineportal: „Sollten sich aber mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder impfen lassen, muss der Staat einspringen. Die gesetzlichen Kassen wollen auch dann finanzielle Rückforderungen an die Länder stellen, wenn der georderte Impfstoff nicht verbraucht wird und sich nicht weiter verkaufen lässt.“

Versteckte Nebenwirkungen?

Impfgegner debattieren, dass der Impfstoff nicht ausreichend medizinisch erprobt wurde, um alle Nebenwirkungen erforschen zu können. Aufgrund der Pandemie wurde der Impfstoff durch ein Schnellverfahren zugelassen. Die AOK-Pressesprecherin Hannelore Strobel meint, dass das beschleunigte Zulassungsverfahren notwendig war, um den Schweinegrippe-Impfstoff für die Grippesaison 2009/2010 zur Verfügung zu stellen. Weiterhin äußert sie sich gegenüber medien-mittweida.de: „Das bedeutet nicht den Verzicht auf notwendige Daten aus klinischen Studien, sondern die fortlaufende Bewertung der Studiendaten, auch schon vor Veröffentlichung des Abschlussberichtes. Dies hat auf die Nebenwirkungen keinen Einfluss. Nebenwirkungen sind wie bei anderen Impfungen auch möglich.“

Unsicherheit: Soll ich mich impfen lassen?

Bei einer Befragung für das ARD-„Morgenmagazin“ vom Infratest dimap gaben nur zwölf Prozent der Befragten an, dass sie eine Impfung gegen die Schweinegrippe wollen; 19 Prozent waren sich dabei noch unsicher. Der stellvertretende Pressesprecher vom Robert-Koch-Institut, Günther Dettweiler, rät zur Impfung, denn sie „ist der sichere Schutz vor einer Erkrankung. Dies gilt für die saisonale und auch für die Neue Grippe. Die saisonale Influenza ist eine schwere Erkrankung, die jährlich in Deutschland im Durchschnitt 8.000 bis 11.000 Todesopfer fordert. Bei der neuen Grippe verlaufen die Erkrankungen derzeit überwiegend mild. Dies muss aber nicht so bleiben.“ Es wird damit gerechnet, dass sich die Influenzaviren und der Erreger der Neuen Grippe im Winter verändern werden. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass zum Ende des Jahres eine Zunahme an Influenzaaktivität zu erwarten ist. Dettweiler erklärt, dass jeder Einzelner sich mit einer Impfung schützen sollte, um zukünftig schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden.

Die Durchführung der Maßnahme gegen die neue Grippe liegt in der Verantwortung der Länder. Die Länder haben sich seit langer Zeit auf diese Aufgaben vorbereitet. Sie haben gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut den nationalen Pandemieplan erstellt und eigene Pandemiepläne erarbeitet. Obwohl jedes Bundesland die Impfung unterschiedlich durchführt, sind laut Hannelore Strobel dadurch keine Nachteile zu befürchten.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gab es bisher 25.000 Schweinegrippe-Fälle in Deutschland, darunter zwei Todesfälle.

<h3>Sarah Korzeniewski</h3>

Sarah Korzeniewski