Die Folgen des Raabschieds

von | 2. Februar 2016

Vor gut 6 Wochen ging eine der spektakulärsten Karrieren im deutschen Fernsehen zu Ende. Stefan Raab hat sich mit der finalen Show von „Schlag den Raab“ am 19. Dezember 2015 […]

Vor gut 6 Wochen ging eine der spektakulärsten Karrieren im deutschen Fernsehen zu Ende. Stefan Raab hat sich mit der finalen Show von „Schlag den Raab“ am 19. Dezember 2015 von den TV-Bühnen verabschiedet. Nun stellen sich zahlreiche Fragen. Wie hat der Sender ProSieben diesen Verlust verkraftet? Konnten sich die bisherigen sowie die bald folgenden Ersatzsendungen etablieren? medienMITTWEIDA lässt die ersten Entwicklungen Revue passieren und gibt einen Ausblick.

Der Abgang des Kult-Entertainers Stefan Raab Ende des letzten Jahres war einer der ganz großen Abschiede in der Medienlandschaft. Während einige Fans nun um die fehlenden Sendungen trauern, hat der Privatsender ProSieben mit dem Ersatz dieser zu kämpfen. Rechnet man die Zeiten der verschiedenen Formate des Raabinators zusammen, ergibt sich ungefähr eine Dauer von 200 Stunden im Jahr (wohlgemerkt ohne Wiederholungen), die der Sender nun anderweitig füllen muss.

Die Allzweckwaffe: „The Big Bang Theory“

Bisher ließen diese jedoch zu wünschen übrig. Die amerikanische Serie „The Big Bang Theory“ hat sich dabei zunächst zur Allzweckwaffe entwickelt. So flimmerten vornehmlich die Nerds rund um Sheldon Cooper zur gewohnten TV-Total-Zeit auf der Mattscheibe. Als kleines Extra wurden die Folgen thematisch geordnet. Montags wurde sich auf die Liebespaare in der Serie fokussiert. Ob Lennard und Penny oder Sheldon und Amy, beide Gruppen bekamen ihren ausführlichen Auftritt. In den letzten beiden Wochen konzentrierte man sich dann zusätzlich auf einzelne Protagonisten, wie Howard und Raj. Diese Wiederholungen kamen allerdings nur schwer gegen Konkurrenzsendungen, wie z.B. das in diesem Jahr wiedererstarkte „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ von RTL, an. In der relevanten Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren bewegten sich die Marktanteile bei ProSieben in den vergangenen zwei Wochen nur um die 11%.

Fluktuierende Quoten: Deutliche Unterschiede bei Film, Serien und Dokus

Weiterhin gab es einige kurzzeitige Alternativen. An einem Dienstag lief „Two And Half Men“ länger als gewohnt, an anderen Tagen zeigte man wiederum Filme wie „Attack The Block“ oder „Final Destination 3“. Die Quoten waren jedoch auch hier nicht überzeugend und kratzten gerade mal an den 9% in der wichtigsten Zielgruppe.
Lediglich mit der Dokumentation „Wild Animals – Tödliche Tierliebe“, welche direkt im Anschluss an die neue Serie „Zoo“ präsentiert wurde, schaffte es ProSieben, die Zuschauer für sich zu gewinnen. Mit einem Anteil von 16,3% bei den 14 bis 49-Jährigen waren die Quoten gut. Zu beachten gilt dabei jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt das veränderte Dschungelcamp noch nicht angelaufen war.

Joko und Klaas bringen weiterhin Erfolg

Lösungen auf die Dauer waren die bisher gewählten Sendungen nicht. Es wird wieder Zeit, verstärkt auf Neues und die beiden anderen Erfolgs-Entertainer des Privatsenders zu setzen: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Diese hatten lediglich am zweiten Wochenende des noch neuen Jahres einen Auftritt. Bei ihrer Show „Mein bester Feind“ überraschten sie die Zuschauer mit einigen Neuerungen und noch derberen Streichen, die die Teilnehmer am Parcours im Studio qualifizierten. So wird uns Nico Eiselt alias „Ulmo Ocin“ mit seinem Hit „Mandalo“ noch für einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Belohnt wurden die Optimierungen in der Sendung von Joko und Klaas mit Quoten von 13% in der relevanten Zielgruppe, die im Vergleich zur letzten Ausgabe sogar leicht gestiegen waren.

Wie wird es weitergehen?

In dieser Woche ist nun auch die neue Staffel von „Circus HalliGalli“ erfolgreich angelaufen. Im Anschluss daran lief die 2. Auflage der Show „Das Duell um die Geld“. Beide überzeugten mit Markanteilen um die 13% bei der relevanten Zielgruppe. Auch in der kommenden Woche versucht es ProSieben mit einer weiteren neuen Sendung, „Smudo in the Box“. In Anlehnung an „Schulz in the Box“ reist nun der Musiker Smudo von den Fantastischen Vier um die Welt bzw. wird irgendwo in der Welt ausgesetzt, um eine andere Kultur kennenzulernen und sich zu integrieren. Die Quoten werden zeigen, ob sich dieses Format, das in den Folgewochen dann auch mit veränderter Besetzung ausgestrahlt wird, durchsetzen kann. Ebenso interessant werden die Umsetzung und das Feedback der weiteren Neuerungen von ProSieben sein. Wie erst Ende letzter Woche bekannt wurde, wird es im März eine weitere neue Sendung mit Comedian Enissa Amani geben. Diese soll dann den Sendeplatz direkt nach „Circus HalliGalli“ einnehmen und „Studio Amani“ heißen.
Auch für die Wochenenden ohne Raab gibt es bereits Pläne. Dabei orientiert man sich an den nun wegfallenden Sportwettkämpfen mit etlichen Stars. So wird es im April eine „Völkerball-Meisterschaft“ sowie eine „Promi-Dart-WM“ geben, die zur Primetime laufen werden. Bei beiden Produktionen greift der Sender jedoch nicht auf die Raab-übliche Filmproduktionsgesellschaft Brainpool TV GmbH zurück. Stattdessen kommen Constantin Entertainment sowie Endemol Shine Germany zum Zug. Ob das wiederum einen Einfluss auf die Quoten haben wird, ebenso wie das Fehlen des Kult-Entertainers und, allgemein betrachtet, das jeweilige Show-Konzept, wird sich erst noch zeigen. Der Weg ist weiterhin schwer und die Zuschauer sind alles andere als leicht zu überzeugen.

 

Text: Tina Georgi. Beitragsbild: „Circushalligalli“ von ProSieben – Lizenziert unter Gemeinfrei Wikimedia Commons, „1LIVE Krone 2014 in der Bochumer Jahrhunderthalle: Sonderpreis: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf“ von Superbass – Own workCC BY-SA 4.0, „TBBT logo“ von DjayK – German Wikipedia.Gemeinfrei Wikimedia Commons, „An Open Letter To The Writers Of The Big Bang Theory“ von BagoGamesCC BY 2.0, „Stefan Raab SCC 2010“ by L3XLoGiC unter Wikimedia CommonsCC BY-SA 3.0. Bearbeitung: Constance Tausch.

<h3>Tina Georgi</h3>

Tina Georgi

Masterstudentin, Volontärin bei der MJS und Redakteurin bei medienMITTWEIDA