Ein Plädoyer für „Vimeo“

von | 28. September 2012

Ob etwas Kunst ist oder nicht – darüber lässt sich bekanntlich streiten. Im Vergleich zu anderen Video-Plattformen bietet „Vimeo“ allerdings definitiv mehr anspruchsvollen Inhalt, zeigt André Krautschick. „Vimeo“ und „Youtube“ […]

Ob etwas Kunst ist oder nicht – darüber lässt sich bekanntlich streiten. Im Vergleich zu anderen Video-Plattformen bietet „Vimeo“ allerdings definitiv mehr anspruchsvollen Inhalt, zeigt André Krautschick.

„Vimeo“ und „Youtube“ werden meist als „die“ Video-Plattformen bezeichnet, doch die Unterschiede sind gravierend. Denn im Vergleich gibt es bei den meisten Beiträgen auf „Vimeo“ ein gewisses Anspruchsniveau. „Es ist ein geeigneter Kanal für die Verbreitung besonderer Produkte mit Niveau für eine spezielle Zielgruppe, die auch diesen Anspruch hat“, bestätigt Prof. Dr. Tamara Huhle, Professorin für Visuelle Kommunikation an der Hochschule Mittweida. Beispiele dafür lassen sich viele finden.

„Symmetry“ arbeitet besonders mit Kontrast und Schnitt.

Ja – es ist Kunst

Gegründet 2004 von Jakob Lodwick und weiteren Filmemachern und Kreativen ist „Vimeo“ die größte Community für kunstvolle Videos geworden. „Vimeo“ ist ein Kanal, in dem der User eine nicht nur konsumierende Rolle spielt, sondern sich aktiv einbringt.

Ob manche der nicht-kommerziellen Videos auf der Plattform tatsächlich Kunst sind oder nicht, muss dabei jeder für sich entscheiden. Vom Autor gibt es dafür jedenfalls ein ganz klares: Ja! Ja für die Tatsache, dass sich hier tatsächlich viele kunstvoll anmutende Werke aufspüren lassen.

„Girl with the Dragon Tattoo“ ist düster und surreal, ein herausragendes Intro für das erste Hollywood-Remake der Stieg Larsson-Verfilmungen.

Erfolg auch ohne Ekel-Videos

Damit ein Clip tatsächlich künstlerischen Anspruch hat, müssen diverse Kriterien erfüllt sein. Neben einer gut durchdachten Geschichte hängt es oft am Zusammenspiel von Bild und Ton mit der späteren Montage ab, ob ein Web-Video wirklich gelungen ist.

Demgegenüber steht der Branchenriese „Youtube“. Sicherlich werden auch hier mitunter beeindruckende Werke hochgeladen. Doch gemäß „Youtube“-Philosophie wird meist einfach alles upgeloadet, egal ob gut oder nicht. Da gehen qualitative Clips zu oft unter – auch weil es keine inhaltlichen Richtlinien wie bei „Vimeo“ gibt. Dementsprechend ist die Bandbreite sinnfreier Inhalte enorm: Vom Katzen-Video bis zum Alkohol-Absturz gibt es anscheinend keine Grenze des schlechten Geschmacks.

Zugegeben: Bei dem ein oder anderen Video muss jeder lachen. Doch die Intention ist hier eine völlig andere. „Youtube“ ist keineswegs darauf ausgerichtet inhaltliche oder technische Ansprüche zu erfüllen, es geht nur um die Belustigung. Und mal ehrlich: Wie oft stößt der Nutzer beim Marktführer auf ein solch kritisches Video wie „Blinki“, wenn er nicht explizit danach sucht?

„Blinki“ ist ein nachdenklicher Kurzfilm über die Zukunft mit einem gleichnamigen Haushalts-Roboter.

Inspiration durch Gemeinschaft

Den qualitativen Anspruch legt die „Vimeo“-Community den Usern schon vor dem Upload eines Videos nahe: Es gelte inhaltliche Guidelines zu beachten. Dem voran steht aber die Idee, die die Plattform verkörpert. „‚Vimeo‘ ist eine sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft von Individuen mit einer großen Spanne von Leidenschaften“, erklärt die Plattform. Das wird schon allein durch die schlichte Optik deutlich. Schließlich sollen die Videos als künstlerische Werke im Vordergrund stehen.

„Wo die Dinge herkommen“ thematisiert die Veränderung unserer Wissensgesellschaft.

Medien-Studenten, Kreativen, Filmschaffenden und selbstverständlich Filmbegeisterten ist „Vimeo“, wenn sie es nicht schon längst kennen, absolut zu empfehlen. Auf der Suche nach Inspiration und guter Unterhaltung ist der Dienst die beste Adresse.

Text: André Krautschick. Bild: vimeo.com, Bearbeitung: Nathalie Gersch

<h3>André Krautschick</h3>

André Krautschick