Berlinale: Auszeichnung zum Vergessen

von | 20. Februar 2012

Nicht nur der „Berlinale“-Siegerfilm „Cäsar muss sterben“, auch seine Macher werden schnell vergessen. Nach dem Festival bleibt für die Sieger der Erfolg aus, meint Selvim Yüzgülen.

Wenn Berlins Innenstadt überfüllt ist, die Stars über den roten Teppich spazieren und die Fotografen alles ablichten, was Ihnen vor die Linse kommt, dann ist die Zeit des alljährlichen Spektakels der „Berlinale“gekommen. Zum Ende der Veranstaltung am 18. Februar 2012 verlieh die internationale Jury im „Berlinale“-Palast den begehrten Goldenen Bären an die Regisseure Paolo und Vittorio Taviani. Womöglich ein weiterer Film in der Reihe der Erfolglosen.

Der goldene Bär – ein überflüssiger Preis

Am Abend der diesjährigen Preisverleihung standen unter anderem die Regisseure des Films „Cäsar muss sterben“ für den besten internationalen Film auf der Bühne. Der Jubel der Zuschauer kannte keine Grenzen und alle lobten die gelungene Darstellung des Filmes. Aber was passiert nach dem Medienrummel der „Berlinale“? Ein kurzer Moment im Rampenlicht und was danach bleibt, ist eine goldene Trophäe, die keinen interessiert.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nur wenige der bisherigen Gewinner an den Erfolg bei der „Berlinale“ anknüpfen konnten. Kaum einer der Regisseure produzierte einen Film, der auch wirtschaftlich rentabel war. Welcher normale Kinogänger kennt schon die Namen Mark Dornford-May, Paul Thomas Anderson und Milos Forman, geschweige denn deren Filmwerke. Dornford-May drehte „U-Carmen e-Khayelitsha“, Anderson „Magnolia“ und Forman „The People vs. Larry Flynt“. Sie alle bekamen den Goldenen Bären für den besten internationalen Film. Unter fachkundigen Filmkennern sind diese Regisseure und Filme wohl bekannt, bis in die großen Kinos hat es aber kaum einer ihrer Filme geschafft. Der breiten Öffentlichkeit sind sie unbekannt.

Fehlender Unterhaltungswert bei den Filmen der „Berlinale“

Das Problem der „Berlinale“-Filme ist, dass unbekannte, aber talentierte Regisseure mit künstlerisch anspruchsvollen Drehbüchern zwar tiefgründige Filme über die Probleme dieser Welt schaffen, aber jeglicher Unterhaltungswert dabei meist ausbleibt. Solche Filme können bei Kritikern vielleicht bestehen, nicht aber in der Filmindustrie, in der fast ausschließlich schwarze Zahlen zählen.

Der Großteil des zahlenden Publikums will unterhalten und nicht zum Nachdenken gezwungen werden. An dieser Stelle mangelt es den Filmen des Festivals. Auf Unterhaltung legen die Produzenten keinen wert, gilt es doch die Jury-Mitglieder mit intellektuell wertvollen Inhalten zu überzeugen.

Es ist erstrebenswert Zuschauer auf die politischen Probleme dieser Welt aufmerksam machen zu wollen. Es ist auch wichtig diese Probleme zu benennen. Aber um dieses Ziel zu erreichen, reicht der kurze Zeit der „Berlinale“ mit Auszeichnung der „Goldenen Bären“ nicht aus. Neben dem Inhalt des Films, geht es in erster Linie darum Gewinne zu erzielen. Die kommerzielle Ausrichtung wird beim Berliner Filmfestival aber völlig außer Acht gelassen und dies entspricht nicht ansatzweise der Realität der internationalen Kinolandschaft.

Im Zusammenhang mit der „Berlinale“ ist oft die Rede vom großen Kino, aber dieses wird eben nicht von fachkundigen Kritikern bestimmt. Unter großes Kino versteht das Publikum Filme wie „Avatar“, „Titanic“ oder „Harry Potter“, die alle eins gemeinsam haben: sie sind abwechslungsreich, spannend und leicht verständlich. Großes Kino bedeutet, Filme mit interessanten und wichtigen Inhalten zu drehen und gleichzeitig einen Unterhaltungswert für das Publikum  zu schaffen. Es wäre wünschenswert, wenn die „Berlinale“ auch solche Filme auszeichnen würde. So würde neben dem Rummel um die Kurzbesuche der Prominenten aus Hollywood auch der eigentliche Inhalt des Festivals stärkeres Interesse seitens der Medien hervorrufen.

<h3>Selvim Anna Yüzgülen</h3>

Selvim Anna Yüzgülen