Sein oder Schein – wie sozial ist das soziale Netzwerk?

von | 14. Juli 2014

Facebook-Freunde oder YouTube-Klicks durch Sympathie und Können gewinnen? Nein, heutzutage ist es möglich, die eigene Beliebtheit im Netz mit ein paar Mausklicks zu kaufen. Viele Portale bieten Likes, Abonnenten und Aufrufe für ein paar […]

Facebook-Freunde oder YouTube-Klicks durch Sympathie und Können gewinnen? Nein, heutzutage ist es möglich, die eigene Beliebtheit im Netz mit ein paar Mausklicks zu kaufen. Viele Portale bieten Likes, Abonnenten und Aufrufe für ein paar Euro an, darunter auch Facebook oder eBay selbst. Doch wie funktioniert das genau? Und ist es überhaupt legal? 

Promotion für die eigene Website oder den Instagram-Account ist für viele User eine ganz normale Angelegenheit. Das Faken im sozialen Netz wird nicht mehr verheimlicht, weder von den Nutzern noch von den Anbietern. „Word of mouth – Marketing“ nennt sich das Konzept. Dem Nutzer wird versprochen, in wenigen Schritten zum Internetliebling zu werden. Für ein paar Euro kann sich dieser seine Fans oder Abonnenten aussuchen oder nach Belieben Klicks und Bewertungen unter Videos und Bilder setzen lassen. Woher die Klicks und Likes kommen, weiß man nicht genau. Es seien allerdings keine Fake-Accounts, die extra dafür erstellt werden.

Mit wenig Anstrengung wird in Kürze eine hohe Beliebtheit erreicht, die allerdings nicht echt ist. Bei der Suche nach Internetseiten für den Kauf von YouTube-Klicks oder Ähnlichem stößt man auf viele dieser Ergebnisse. Eine davon ist zum Beispiel die Website „WeblineDeluxe„. In einem Interview mit medienMITTWEIDA verriet der Pressesprecher der Seite, dass sehr viele Nutzer diese Dienste in Anspruch nehmen. Einige nur einmal zum Ausprobieren, andere regelmäßig. Hauptsächlich handle es sich um Facebook und YouTube, da diese Plattformen beim internationalen Publikum am beliebtesten sind. Doch hat das noch etwas mit einem sozialen Verhalten zu tun?

„YouTube ist ein hartes Geschäft“

Auch unter YouTubern ist es bekannt, dass es die Möglichkeit gibt, sich Klicks zu kaufen. Dieses Faken wird auf eine verurteilende Art und Weise angesehen und sorgt für Empörung bei denen, die sich ihre Fans durch Sympathie gewinnen. So auch YouTuberin „Kelly MissesVlog“, die durch witzige Videos wie „Dinge, die Mädchen sagen“ oder „Menschen, die jeden nerven“ 230.000 Abonnenten für sich gewonnen hat. „Es ärgert mich schon ein bisschen, zu sehen, dass andere YouTuber faken, da es eine Illusion von Erfolg darstellt, die gar nicht real ist. Jedoch muss man dazu sagen, dass die meisten YouTuber auch so schon so viele Klicks und Likes bekommen, sodass die gekauften untergehen“, erklärte sie. „Es ist einfach nur der verzweifelte Versuch, seine Videos an die breite Masse zu bringen, ohne viel Aufwand zu betreiben. Es scheint nicht so, aber YouTube ist ein hartes Geschäft.“ Das ist wohl auch der Grund für die Entstehung solcher Dienste, schließlich gibt es einige, die durch das Hochladen von Videos auf YouTube berühmt geworden sind und damit ihr Geld verdienen.

Käufliche Beliebtheit hinter der Fassade von Werbung

Ist es legal, sich Klicks, Abonnenten oder Likes zu kaufen? Nicht nur unbekannte Websites bieten Hilfe an, sondern auch das weltweit größte Internetauktionshaus „eBay“ ermöglicht seinen Bietern Marketing für Facebook oder YouTube. Der Sprecher von „WeblineDeluxe“ erklärt diese spezielle Art von Werbung, indem er meint, es gehe nicht zu sehr um das Faken, sondern um das Promoten eines Profils auf Zustimmung des Eigentümers. Dadurch wird deutlich, dass es ohne die Berechtigung des Besitzers eines Facebook-Profils oder YouTube-Accounts gar nicht zu unechten Likes kommen kann. Bei der Entscheidung für eine Promotion wird Werbung für die eigene Seite gemacht. Jeder potenzielle Like ist dadurch nicht gefaked, sondern die User entscheiden selbst, ob der Daumen hoch geht.

Ähnlich ist es auch bei einer eigenen Facebook Page oder einer Seite für ein Blog. Im Gegensatz zu anderen Websites machen sie den Nutzer direkt auf ihre Hilfe aufmerksam und bieten eine individuelle Hervorhebung des Profils an. Werbeanzeigen können für vier bis fünfzehn Euro erworben werden, um so besser auf sich aufmerksam zu machen. Hier kann man auch einen Zeitraum für die Promotion wählen. Um die richtigen Leute anzusprechen, die man für sich gewinnen möchte, gibt es ebenfalls die Möglichkeit, die Nationalität, Alter und Geschlecht für die möglichen Interessenten festzulegen. Dadurch gibt Facebook die höhere Sicherheit, dass es bei den Richtigen ankommt. Hat man sich seine neuen Fans zusammengestellt, kann bei der Bezahlung zum Beispiel zwischen Visa oder PayPal entschieden werden.

Der ehrliche Weg zum Erfolg

Doch worauf kommt es jetzt an, wenn man erfolgreich im Netz sein möchte? Wie ist es auch ohne fremde Hilfe möglich? „Auf YouTube gibt es kein wirkliches Erfolgsrezept. Es gibt ein paar praktische Tipps, wie Videos produziert werden zu Themen, die die Zuschauer ihren Freunden zeigen wollen. Diese Videos sollte man regelmäßig posten, Facebook-Seiten täglich verwalten und lustige Beiträge erstellen, um nicht vergessen zu werden. Letzten Endes kann man das alles aber perfekt drauf haben und trotzdem nicht zum Erfolg kommen. Humor und Sympathie kann man sich eben im Gegensatz zu Klicks und Abos nicht kaufen“, sagt „Kelly MissesVlog“ mit einem Lächeln. Und das ist wohl das, was den wahren Erfolg ausmacht.

Text: Verena Bock. Grafik: Sarah Krause. 

<h3>Verena Bock</h3>

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