Emotionen erleben wir tagtäglich in vielen Situationen. Sie treten in bestimmten Gegenbenheiten mal mehr oder weniger stark auf und beeinflussen unseren gesamten Alltag maßgeblich. Zumeist bewerten wir unbewusst jede Situation mit Hilfe unserer Emotionen und Gefühle. Sie können sowohl Verwirrung als auch Klarheit in der Kommunikation mit anderen Menschen schaffen. Doch woher kommen diese Emotionen, wozu dienen sie eigentlich und was machen sie mit uns?
Was sind Emotionen eigentlich?
Häufig wird davon gesprochen, dass jeder zu wissen glaubt, was Emotionen sind, bis er den Begriff selbst definieren soll. Dann ist es schwer, dieses Konstrukt in konkrete Worte zu fassen, so die Emotionsforscher James Russell und Ernst Fehr. Genau wie die beiden ringen viele Wissenschaftler mit dem Begriff Emotion um eine einheitliche Begriffsbestimmung. Das Wort stammt ursprünglich von dem lateinischen „emotio“ ab, was so viel wie „heftige Bewegung“ heißt, oder auch von „emovere“, was „aufwühlen“ oder „heraustreiben“ bedeutet.
Die einen beschreiben Emotionen als körperliche Reaktionen, die durch den evolutionären Kampf ums Überleben entstanden sind. Andere definieren sie als mentale Zustände, die eintreten, wenn das Gehirn neuronale Zustände repräsentiert.
Nach einer reinen Arbeitsdefinition von Goschke und Dreisbach sind Emotionen psychophysiologische Reaktionsmuster, die auf mehr oder weniger komplexen Bewertungen eines durch eine Situation ausgelösten Reizes beruhen. Außerdem gehen diese Reaktionsmuster einher mit einer Reihe von peripheren physiologischen Veränderungen sowie der Aktivierung bestimmter Teile des Nervensystems. Durch diese Reaktionen werden wir zu bestimmten Verhaltensweisen motiviert und drücken unsere Emotion durch eine spezifische Mimik- und Körperhaltung aus.
Sind Emotionen und Gefühle das Gleiche?
Für uns im alltäglichen Sinne sind Emotionen das, was wir als Gefühle oder Stimmungen bewusst wahrnehmen. Letztlich ist das, was wir fühlen aber nur ein kleiner Teil des gesamten Prozesses einer Emotion. Zuerst entsteht ein Affekt, der eine spontane Bewertung auslöst. Damit informiert er den jeweiligen Organismus über Präferenzen und Zustände, die er befürwortet.
Dann folgt die Emotion. Sie beinhaltet aber keinesfalls nur das besagte Gefühl, sondern ebenso die tiefere Bewertung, körperliche Reaktionen sowie ein bestimmtes Verhalten. Zuletzt folgt die Stimmung, welche im Gegensatz zu Emotionen nicht dermaßen intensiv ist, jedoch länger andauert.
Das bewusste emotionale Erleben, die Gefühlszustände, sind also nur ein Aspekt von Emotionen.

Diese grafische Darstellung zeigt den zeitlichen Verlauf der Verarbeitung eines Reizes vom Affekt, über die Emotion bis hin zur Stimmung. Das bewusste Gefühl ist dabei nur ein kleiner Bestandteil der Emotion. Grafik: Sophie Bertog.
Woher kommen Emotionen aus physiologischer Sicht?
Christopher Scheffel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden, erklärt anhand des menschlichen Verhaltens, wie Emotionen entstehen und wie sie sich ausprägen. Video: Franziska Hellriegel und Sophie Bertog
Was passiert in unseren Köpfen?
Wenn wir als Menschen eine Emotion erleben, dann wird das zumeist durch den Körper nach außen gezeigt. Bestimmte Organe und Körperteile kontrollieren diese Reaktionen auf die jeweiligen Emotion.
In unserem Körper steuert dies das autonome beziehungsweise vegetative Nervensystem, das vor allem die Funktion der inneren Organe beeinflussen und koordinieren kann. Durch den Sympathikus sowie den Parasympathikus, als zwei der Bestandteile innerhalb des autonomen Nervensystems, wird genau das in Bezug auf Emotionen gesteuert. Beispielsweise kann es passieren, dass man bei einer Prüfung durch die aufkommende Angst oder Nervosität vermehrt schwitzt. Diese Eigenschaft beeinflusst der sympathische Teil. Der parasympathische Teil kann beispielsweise die Minderung des Schwitzens, nachdem die Emotionen abgeflacht sind, kontrollieren.
Was ist emotionale Intelligenz?
Versucht euch doch einmal selbst darin, die verschiedenen Mimiken zu deuten und den richtigen Emotionen zuzuordnen.
Die sieben Basis- bzw. Grundemotionen, werden auf der ganzen Welt gleich genutzt und erkannt. Fotos: Franziska Hellriegel und Sophie Bertog
Wenn ihr die Emotionen deuten konntet, dann habt ihr offensichtlich ein gutes Maß an emotionaler Intelligenz. Dadurch besitzt der Mensch unter anderem die Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen und einzuordnen, wie er mit anderen Menschen umgehen soll. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, um die Kommunikation unter Menschen zu vereinfachen und Missverständnisse zu vermeiden.
Wozu dienen Emotionen eigentlich?
Unsere Experte, Christopher Scheffel, erklärt die Bedeutung von Emotionen für Menschen anhand ihrer evolutionären Entwicklung. Video: Franziska Hellriegel und Sophie Bertog
Emotionen machen unser Leben besonders und einzigartig. Sie bringen zwar nicht nur Positives mit sich, aber ohne sie wäre unsere Existenz ernüchternd, eintönig und ohne Bedeutung. Unsere Persönlichkeit ist von unserer jeweiligen Emotionalität geprägt und darauf angewiesen, um Erfahrungen richtig einzuordnen. Emotionen haben sich im Laufe der Evolution schließlich nicht ohne einen Grund entwickelt.
Empfindet jeder Mensch gleich stark?
Durch verschiedene Erfahrungen im persönlichen Leben fühlen wir Menschen die einzelnen Emotionen nicht exakt gleich. Für die eine Person fühlt sich Trauer wie ein starker Schmerz oder Verzweiflung an, während sie bei dem anderen vielleicht ein eher bedrückendes Gefühl auslöst. Allerdings fühlt sich die identische Emotion bei dem gleichen Menschen immer ähnlich an. Das heißt, dass ein Mensch in unterschiedlich erfreulichen Situationen ein immer vergleichbares Gefühl durchlebt.
Unterschiedliche emotionale Empfindungen bei Menschen können aber auch durch psychische Störungen ausgelöst werden. Diese treten in Form von emotionalen Störungen bei etwa zehn Prozent der deutschen Erwachsenen und sogar noch häufiger bei Kindern auf.
Christopher Scheffel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie der Technischen Universität Dresden, spricht in einem Interview über häufig auftretende psychische Störungen mit verändertem emotionalen Erleben.
Christopher Scheffel gibt einen Einblick über die häufigsten emotionalen Störungen und deren Bewältigung. Video: Franziska Hellriegel und Sophie Bertog
„Dann kam raus, dass ich das Borderline-Syndrom habe“
Ein weiteres Beispiel für emotionale Störungen ist das Borderline-Syndrom. Betroffenen fällt es oft schwer, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und diese zu halten. Charakteristisch sind zudem starke Stimmungs-Sschwankungen und eine hohe Impulsivität.
Miriam Krischok, Studentin der Hochschule Mittweida, lebt seit ihrem 25. Lebensjahr mit dieser sogenannten Emotionsinstabilitätsstörung. Sie erklärt, wie sie die Entwicklung und die Diagnose erlebt hat sowie ihren heutigen Alltag bewältigt.
Miriam Krischok erzählt über ihr Leben mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung, dem Borderline-Syndrom. Video: Franziska Hellriegel und Sophie Bertog.
Weitere persönliche Schicksale und Informationen
Dies war nur ein kleiner und oberflächlicher Einblick in die Forschung der Emotionen. Bei tiefergreifendem Interesse könnt ihr euch bei den folgenden Links weiter informieren:
- dasgehirn.info
- Spektrum.de als Partner von Zeit Online
- Bayrischer Rundfunk
Außerdem machen die innerhalb des fünften Semesters der Vertiefung Digital Media and Journalism entstandenen multimedialen Reportagen in Form von persönlichen Erlebnissen und Schicksalen das Thema noch greifbarerer.
Texte, Fotos, Grafik, Videos: Sophie Bertog und Franziska Hellriegel