Traditionsstudio MGM in der Krise

von | 9. November 2010

Das Hollywood-Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer ist zahlungsunfähig. Dass das aktuelle Produktionsstudio der James-Bond-Filme nach dem Insolvenzverfahren in aktueller Form weiterbesteht, ist unwahrscheinlich.

Der amerikanische Filmproduzent und -verleiher Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) ist zahlungsunfähig. Eine Schuldenlast von circa vier Milliarden US-Dollar zwingt das 1924 gegründete Unternehmen zu einem Insolvenzverfahren. Der Konkurs kommt allerdings nicht überraschend, denn seit den sechziger Jahren steuerte das Unternehmen aufgrund sinkender Filmqualität, fehlender Kassenschlager und mehrmaligen Verkäufen an sich finanziell übernehmende Investoren in die roten Zahlen. Bereits seit einem Jahr versuchte die Geschäftsführung, den erdrückenden Schuldenberg durch einen Selbstverkauf abzubauen – leider erfolglos.

Der Weg in die Insolvenz

Seit Anfang 2010 spitzte sich die Lage für Metro-Goldwyn-Mayer immer mehr zu. Die rund 100 Gläubiger stimmten keinem weiteren Zahlungsaufschub mehr zu, denn schon zuvor waren diese siebenmal vertagt worden. Seither schien die Zerschlagung von MGM oder ein Weiterverkauf die realistische Lösung des Problems. Konkurrierende Produktionsfirmen wie Time-Warner, 20th-Century-Fox und Lionsgate buhlten um den Kauf der Traditionsmarke. Die aussichtsreichste Option war das Angebot von Lionsgate, welches durch den Milliardär Carl Icahn initiiert wurde. Er besitzt rund 37 Prozent der Lionsgate-Aktien und plante die Mehrheit der MGM-Anteile zu erwerben. Die Fusion scheiterte, da Icahn Ende Oktober überraschenderweise für einen Zusammenschluss mit der erst 1998 gegründeten Film- und Fernsehproduktionsfirma Spyglass-Entertainment plädierte. Die MGM-Gläubiger sollen in diesem Fall 95 Prozent der Aktien des neuen Unternehmens als Ausgleich für die Schulden erhalten.

Nachdem alle Gläubiger einem Insolvenzverfahren zugestimmt hatten, meldete Metro-Goldwyn-Mayer nun am 3. November 2010 Insolvenz an. Wie auch bei General Motors im Juni 2009, dient das amerikanische Verfahren „Chapter 11“ der finanziellen Renovierung des Unternehmens. Das unter gerichtlicher Aufsicht geführte Restrukturierungsverfahren hat als oberstes Ziel den Erhalt der betroffenen Firma. Eingenommenes Geld wird nicht wie in Deutschland üblich an die Gläubiger ausgezahlt, sondern für neue Investitionen eingesetzt. Ungünstige Verträge können vorzeitig beendet werden, um so die Schuldenlast abzubauen.

Die Geschichte eines Traditionsstudios

Während der dreißiger bis Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts erlebte MGM seine erfolgreichsten Zeiten. Mit Filmen wie „Vom Winde verweht“, „Der Zauberer von Oz“ sowie „Singin‘ in the rain“ sammelte das Studio unzählige Oscars. Nachdem der milliardenschwere Investor Kirk Kerkorian MGM 1967 aufkaufte, restrukturierte er das Unternehmen. In den nächsten 38 Jahren konnte die verkleinerte Firma einige erfolgreiche Filme wie die James Bond-Reihe produzieren. Die große Masse brachte jedoch nicht genug Einspielerlöse. 2005 übernahmen dann die Firmen Sony, Comcast und einige meist japanische Firmen das verschuldete Studio. Seitdem wurden immer weniger Filme produziert. Als letzte Konsequenz der schlechten finanziellen Lage verschob MGM die Produktion des neuen James-Bond-Films auf unbekannte Zeit.

Der Schatz von Metro-Goldwyn-Mayer

Einer der wichtigsten Gründe für den Erhalt Metro-Goldwyn-Mayers ist das Filmarchiv des Studios. Mit über 4.000 Filmen ist es das größte für moderne Unterhaltungsfilme und birgt Filmklassiker wie „Manche mögen’s heiß“, „Rain Man“, die „Rocky“-Reihe und natürlich die 22 James-Bond-Filme. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass die Insolvenz auch das Ende für Metro-Goldwyn-Mayer bedeutet. Am Ende des Verfahrens wird sicherlich ein deutlich kleineres Unternehmen stehen, aber Leo der Löwe wird uns weiterhin von den Leinwänden entgegen brüllen.

<h3>Martin Kisza</h3>

Martin Kisza