Eine Frage der Herkunft

von | 14. März 2011

Serien wie Desperate Housewives, CSI und Dr. House kennt fast jeder deutsche Fernsehzuschauer. Neben diesen Seriengiganten gibt es aber noch andere, international sehr erfolgreiche Serien, die den Durchbruch im deutschen TV nicht schaffen. Der Grund liegt in den kulturellen Unterschieden zu den Produktionsländern.

Es scheinen recht simple Entscheidungskriterien zu sein, die deutsche TV-Sender anwenden, um zu prüfen, welche neuen ausländischen Serien sie ins Programm übernehmen. Eine Handlung um labile Männer oder Frauen und deren nymphomanische Beziehungen, ihre Straftaten und die heroischen Ermittler oder um Krankenhäuser in irgendeiner Form scheinen die einzigen erfolgreichen Serienthemen zu sein. Ein Blick in die Spartenkanäle und in den digitalen Bereich lassen dagegen Perlen der Serienwelt erblicken, die in ihren Produktionsländern und teils weltweit riesige Erfolge feiern, aber in Deutschland fast unbeachtet über den Äther gehen.

Bei Kritikern beliebte Serien sind ein Risiko

Ein leuchtendes Beispiel für die Verbreitung guter, doch unbekannter Serien – zum Teil auch aus nicht-amerikanischer Produktion – ist dabei der digitale Sender ZDFneo. Mit mehrfach ausgezeichneten US-Produktionen wie Mad Men und 30 Rock, sowie dem britischen Quotengarant Hustle hat das Jugendprogramm des ZDF einige hochkarätige Serien im Angebot. „Viele Zuschauer präferieren Serien mit einer klaren Genre-Einordnung, zum Beispiel Crime- oder Medicalserien“, sagt der verantwortliche Redakteur für internationale Serien bei ZDFneo, Sebastian Lückel. „Für einen großen deutschen TV-Sender ist es stets ein Risiko eine bei den US-Kritikern beliebte und im Rahmen einer bestimmten Nische erfolgreiche Serie einzukaufen“, fügt er hinzu. Begründet sei dies durch soziokulturelle Unterschiede. Der Erfolg mancher US-Serien sei aufgrund der nationalspezifischen Themen nicht eins zu eins auf den deutschen Markt übertragbar, so Lückel.

Nun besteht ein Großteil des Programms deutscher Privatsender aus importierten Serien, fast ausschließlich aus den Vereinigten Staaten. Laut Lückel sind die amerikanischen Episoden am professionellsten produziert und deren Look sei äußerst hochwertig. Eben diese professionelle Aufmachung ist für viele deutsche Privatsender eine Voraussetzung für die Aufnahme einer Serie in das tägliche Programm. Stella Rodger, die PR-Beauftragte für Serien der ProSiebenSat.1 Media AG, sieht ebenfalls „für das deutsche Publikum nachvollziehbare Charaktere und Geschichten“ als unverzichtbar. Außerdem gebe es „natürlich viele erfolgreiche US-Serien, die für den breiten deutschen Markt nicht geeignet sind, die daher ihr zu Hause im Pay-TV oder bei den Spartensendern finden“, so Rodger. Für Sebastian Lückel kommt außerdem noch hinzu, dass die amerikanischen TV-Netzwerke meist mindestens dreizehn oder sogar 22 Episoden einer Serie ordern. „Diese Konstanz einer langlaufenden Serie mögen die meisten Serienfans weltweit“, so der ZDFneo-Serienexperte.

Eine Frage der Nationalität

Ob ein Serienkonzept potentiell ins deutsche Fernsehkonzept passt, ist weitaus komplexer. „Auch andere Länder produzieren interessante Serien – wie zum Beispiel Israel“, beschreibt Lückel den internationalen Serienmarkt. „Allerdings sind die Erfolgsaussichten beim Publikum bedeutend höher, wenn ein Serienkonzept in den USA adaptiert wird und so wieder auf den TV-Markt gelangt“, erläutert Sebastian Lückel die Bedeutung amerikanischer Produzenten. Letztendlich ist die Dominanz US-amerikanischer Produktionen auf dem deutschen Serienmarkt sicherlich durch die deutlich höheren Budgets und die Sehgewohnheiten der Zuschauer begründet. Zu finden sind die meisten abwechslungsreicheren und tiefgründigen Serien auch im deutschen Rundfunk. Ein Blick in das Programm der Spartenkanäle und digitalen Sender oder der Griff zur DVD und schon kann jeder dem deutschen Serieneinerlei entfliehen.

In der Galerie empfiehlt der Autor drei Serien, die im deutschen Fernsehen auf ZDFneo, RTL2 und TNT Serie zu sehen sind.

<h3>Martin Kisza</h3>

Martin Kisza