Das Magazin ohne Journalisten

von | 27. Juli 2012

Das neue Print-Magazin "Mag20" verzichtet auf eine Direktanstellung von Journalisten und setzt stattdessen auf Crowdsourcing. Der "DJV" sieht das Projekt eher kritisch.

Das neue Print-Magazin „Mag20“ verzichtet auf eine Direktanstellung von Journalisten und setzt stattdessen auf Crowdsourcing. Der „DJV“ sieht das Projekt eher kritisch.

Am 17. August erscheint mit „Mag20“ in der Schweiz ein neues – und umstrittenes – Printmagazin. Kontrovers diskutiert wird es deshalb, weil die Leser selbst die Beiträge für das spannende Printprojekt von Verleger Markus Bucheli liefern. Das Motto: Crowdsourcing. Jeder kann also selbst Artikel beitragen. Ins Magazin schaffen es hingegen nur 20 Beiträge, die von den Usern als relevant eingestuft wurden. Für Markus Bucheli ein schlüssiges Konzept: „Ich glaube an den mündigen Bürger und bin überzeugt, dass die demokratische Auswahl der Beiträge zu gesellschaftlich relevanten Beiträgen im Magazin führen wird.“

Qualitätsjournalismus ohne ausgebildete Journalisten?

„Ich wage zu bezweifeln, dass das ein erfolgreicher Schritt ist“, sagt Hendrik Zörner, Sprecher des „Deutschen Journalisten-Verbands“. Von dem Experiment sei wenig zu halten: „Wenn man Qualitätsjournalismus als Verlag anbieten will – und dafür stehen Verlage eigentlich – dann müssen es auch Journalisten sein, die diesen Qualitätsjournalismus produzieren. Alles andere hat mit Journalismus nichts zu tun.“ Bucheli sieht den Journalisten-Verzicht nicht so tragisch: „Man darf nicht vergessen, dass auch Bürger außerhalb der Medienunternehmen über viel Fachwissen und Erfahrungen verfügen.“

Allerdings ist die Annahme, dass „Mag20“ komplett ohne Journalisten entsteht, nicht ganz korrekt. „’Mag20′ arbeitet mit rund 10 unabhängigen, kleinen Medienpartnern zusammen, die eine Vielzahl an Journalisten beschäftigen“, stellt Verleger Markus Bucheli richtig. Diese Medienpartner sollen dann zum Beispiel Artikel für die Website zur Verfügung stellen, die denen der freien Hobby-Autoren gleichgestellt sind. So werde eine hohe Qualität gewährleistet und dazu beigetragen, dass die Medienpartner mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Diskussion um Vergütung

Doch noch ein weiterer Punkt brachte den jungen Verleger in die Kritik. Das Vergütungssystem, denn ursprünglich sollten Text- und Bildproduzenten und die Verlagspartner nur mit Aufmerksamkeit entlohnt werden. Auch wenn die Medienpartner „Mag20“ als eine Art kostenloses Marketing-Tool nutzen könnten, sei der neue Printtitel deshalb in die „Abzocker-Ecke“ gestellt worden. „Da möchten wir überhaupt nicht landen, da wir einfach ein gesellschaftlich spannendes Projekt realisieren möchten“, so der Jungunternehmer.

Zumindest hat die Kritik etwas bewirkt: Inzwischen hat Bucheli sich für die Einführung eines monetären Vergütungsmodells entschieden. Die Autoren sollen mit 50 Prozent des Gewinns entlohnt werden. Vorausgesetzt, ihre Beiträge werden im Magazin veröffentlicht.

Zwei-Mann-Betrieb

Die kostenlose durch Anzeigen finanzierte Startauflage wird auf 50.000 Exemplare beziffert. Diese sollen von Studenten in den schweizerischen Großstädten verteilt werden. Ein e-Paper soll auf der am 13. August online stehenden Website auch bereitgestellt werden. Damit diese nicht für rechtswidrige Inhalte oder PR missbraucht wird, werde laut Bucheli laufend die Einhaltung der Autorenrichtlinien überwacht. Dabei beschäftigt die „Mag20 AG“ nur zwei Mitarbeiter. Layout, Druck und Vertrieb sind ausgelagert.

Die Idee zu dem unkonventionellen Printtitel kam Bucheli im Sommer 2010, als er ein dickes Buch zur Prüfungsvorbereitung lesen musste. Er kündigte seinen Beruf und steckte sein Erspartes in den Aufbau des Magazins. Der Zeitpunkt sei perfekt, vor allem um den Weg von Online in Richtung Print zu gehen. „Ich frage mich, warum noch niemand die Online-Entwicklungen der letzten Jahre genutzt hat, um ein spannendes Printprodukt zu erstellen“, sagt er.

Umso mehr hofft Bucheli nun, dass seine „Schnapsidee“ Erfolg hat: „Mit ‚Mag20‘ möchte ich einen Beitrag zu mehr Medienvielfalt leisten und den Menschen eine Möglichkeit zu vermehrter gesellschaftlicher Mitbestimmung bieten.“

Text: Lisa Limbach. Bild: Mag20, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Lisa Limbach</h3>

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