Die Plattform „Klickerkids“ vermittelt Kindern innerhalb eines Ferienkurses auf praktischem Weg Medienkompetenz. Darüber hinaus entwickeln sie auch ihre sozialen Fähigkeiten weiter.
Beim Surfen durch das Web ist es für Kinder oft schwierig den richtigen Einstieg zu finden. Die journalistische Jugendplattform „Klickerkids“ bietet den Kindern in den Ferien einen fünftägigen Kurs, bei dem sie nicht nur praktische Erfahrungen mit dem Internet und Journalismus sammeln können. Sie lernen auch Themen zu bewerten und wie diese aufbereitet werden. Im Interview mit medienMITTWEIDA erklärt Kristina Thoms vom „jaf e.V. – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg“ was die Kinder in diesem Projekt erwartet.
Was wird den Kids auf Ihrer Seite und in dem Verein konkret geboten?
„Klickerkids“ ist ein Projekt für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren, die Lust haben, selbst Internetseiten zu gestalten und sie anderen Kindern zu präsentieren. Ziel ist es, Kindern eine gemeinsame Website zur Verfügung zu stellen, wo ihre eigenen Interessen und Ideen im Mittelpunkt stehen.
Unter medienpädagogischer Anleitung recherchieren, gestalten und programmieren die Kinder in verschiedenen Redaktionsgruppen zu den Themen, die ihnen wichtig sind. Internet und Computer werden zu kreativen Kommunikations- und Erzählwerkzeugen. Im Vordergrund steht nicht die Technik, sondern die Nutzung des Mediums im Sinne einer umfassenden Medienkompetenzvermittlung.
Wie läuft so eine Produktion ab?
Die fünftägigen „Klickerkids“-Workshops finden immer in den Ferien statt: immer beginnend und endend mit einer Redaktionskonferenz aller jungen Teilnehmer. Es können bis zu 16 Kinder teilnehmen. In der Regel bilden sich dann vier kleine Gruppen, die betreut durch einen Medienpädagogen ein selbst gewähltes Thema bearbeiten. Die Themenauswahl ist einer der spannendsten Teile der Projektwoche. Die Kinder bringen eigene Interessen und Wünsche in die Themenbesprechung ein und versuchen sich gegenseitig von eigenen Themen zu überzeugen – oftmals in leidenschaftlichen Diskussionen.
Der Projektablaufplan: 1. Tag Themeneingrenzung; 2. Tag Recherche, Terminierung und Besuche vor Ort; 3. Tag vor Ort und beginnende Programmierung; 4. Tag Fertigstellung der Webseiten mit Texten, Audio-Schnitt, Bildbearbeitung; 5. Tag Präsentation vor den Eltern, Diskussion und Abschlussfeier.
Wie ist die Seite entstanden und wie reagieren die Kinder auf das Projekt?
Der „jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg“ führte das Projekt vor rund zwölf Jahren, angeregt durch das Jugendinformationszentrum Hamburg, als zunächst einmaliges Medienprojekt in einer Hamburger Jugendeinrichtung durch. Schon bald wurde es wiederholt und konnte in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kommunikation und dem Jugendinformationszentrum in Hamburg als regelmäßiges Angebot in den Ferien stattfinden.
Nachdem das Museum für Kommunikation, in dem die Ferienaktionen immer stattfanden, zum 1. Januar 2011 geschlossen wurde, ist der „jaf“ mit den „Klickerkids“ in unterschiedlichen Einrichtungen in Hamburg zu Gast, zum Beispiel in Museen wie den Hamburger Deichtorhallen oder dem Museum für Kunst und Gewerbe. Viele Kinder kommen wieder, manche sogar solange bis sie zu „alt“ sind.
Gibt es besondere Erfahrungen, die Sie im Laufe des Projektes gemacht haben?
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie stolz die Kinder ihre selbst erstellten Webseiten am letzten Projekttag ihren Eltern präsentieren. Und wie sie voll in der Rolle des Reporters aufgehen, sich Fragen für die Interviews überlegen, fotografieren, aufzeichnen – und als Reporterteam zusammenwachsen.
Was soll mit „Klickerkids“ erreicht werden?
In den Ferienworkshops lernen die Teilnehmer das Verfassen von Reportagen und Interviews, wie sie sicher im Netz surfen und Suchmaschinen anwenden, wie sie mit Digitalkameras und Bildbearbeitungsprogrammen umgehen, digitale Audioaufnahme und Audioproduktionen erstellen, sowie Webseiten programmieren und gestalten.
Die Kinder begreifen das Internet als Kommunikationsmedium und lernen dabei Möglichkeiten, Chancen und Risiken durch aktive, kreative Verwendung kennen. Zudem erfahren Kinder, dass sie über die Dinge berichten können, die ihnen wichtig sind. Sie können das Internet als Veröffentlichungsmedium nutzen.
Wie viel Vorerfahrung ist für das Projekt notwendig?
Vorerfahrungen müssen die Kinder nicht mitbringen. Allerdings versuchen wir durch die Altersbeschränkung die Kinder erst ab einer bestimmten Reife teilnehmen zu lassen. Hier sind die technischen Fähigkeiten nicht so entscheidend. Vielmehr sollten die Kinder in der Lage sein, ein Thema zu umreißen und sich Fragestellungen zu überlegen. Hier hat sich neun als Altersgrenze bewährt.
Mit welchen Erfahrungen werden die Kinder wieder nach Hause geschickt?
Das, was allgemein mit dem Begriff Medienkompetenz verbunden wird, nämlich die Vermittlung des Bewusstseins, wie Medien funktionieren und welchen Risiken sie bergen, ist für mich eher ein Nebenprodukt meiner Arbeit. Zwar ein sehr wichtiges, aber ein Nebenprodukt.
Der Aspekt des sozialen Lernens ist meiner Meinung nach viel wichtiger. Die „Klickerkids“ müssen sich nämlich während ihrer Produktion immer wieder gemeinsam absprechen und einigen. Erst muss ein Thema festgelegt werden, schon das kann ein langwieriger Prozess sein, der aber immer zum Ziel führt – eine wichtige Erfahrung. Dann muss das Thema so bearbeitet werden, dass es potenzielle Leser und Zuhörer tatsächlich interessiert. Das setzt voraus, sich in jemanden hinein zu versetzen.
Während der Woche blühen viele Teilnehmer regelrecht auf, wie wir von zahlreichen Rückmeldungen der Eltern erfahren haben. Sie lernen auch, sich selbst wichtig zu nehmen, weil ihre Ideen und Anregungen konkret umgesetzt werden. Sie bemerken: Was sie tun, hat einen Wert.
Text: Holger Klose. Bild: Klickerkids, Bearbeitung: Christian Kandels.
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