Casual vs. Professional: So legen die DJs von heute auf

von | 15. Januar 2014

Der heutige DJ-Markt ist ständig im Wandel. Noch nie rotierte die Produktpalette der DJ-Technik so schnell wie in den letzten Jahren. Dies ist vor allem den Controllern zuzuschreiben, welche sich […]

Der heutige DJ-Markt ist ständig im Wandel. Noch nie rotierte die Produktpalette der DJ-Technik so schnell wie in den letzten Jahren. Dies ist vor allem den Controllern zuzuschreiben, welche sich großer Beliebtheit erfreuen. Wie wirkt sich das auf den professionellen DJ-Markt aus? Was gilt heutzutage überhaupt noch als professionelles Equipment, ist es überhaupt noch möglich, bei der Produktvielfalt Standards zu definieren?

Die DJ-Ära – ein Einblick in die Geschichte der DJ-Technik

Die simple Wiedergabe von Musik zur Unterhaltung ist aus unserer heutigen Sicht schon fast antik; mit dem Phonograph war es nämlich bereits 1877 möglich, Geräusche aufzuzeichnen und wiederzugeben. Auch wenn das die erste technische Grundlage zum DJ-Kult ist, hat das simple Wiedergeben von Musik nur wenig mit DJing gemein.

Fast 100 Jahre später, als DJs begannen, sich mehr mit nahtlosen und unscheinbaren Übergängen zwischen zwei Liedern auseinanderzusetzen, begann auch die Industrie Technik und Hardware herzustellen, die den DJs diese Fertigkeiten überhaupt richtig ermöglichte. Mit Schallplattenspielern oder Turntables, die erstmalig das Abspieltempo verändern konnten, also „pitchbar“ waren, entstand das jedem bekannte, klassische Image eines DJs: Zwei Turntables, Mixer und natürlich der DJ oder Discjockey.

Mit dem Aufkommen der CD und verschiedener digitaler Wiedergabesysteme wurden 1994 die ersten bühnentauglichen DJ-CD-Spieler auf den Markt gebracht, deren Serien bis heute die Bühnen der Welt dominieren. Dabei sind diese CD-Spieler keine Player im klassischen Sinne, sondern speziell auf DJs angepasst.

Aber auch die immer weiter voranschreitende Computertechnik ermöglichte es, über Laptops Musik auf die Tanzfläche zu bringen. Allerdings ist die Bedienung über den Computer umständlich und schwierig. Um diesem Nachteil zu entgegnen, wurden 2005 die ersten DJ-Contoller auf den Markt gebracht. Diese Controller sind Steuergeräte, die speziell auf DJ-Software angepasst werden. Sie emulieren klassische Turntable-Systeme und erlauben dem DJ, wie gehabt die Geschwindigkeit des Musiktitels zu verändern, einen Equalizer zu bedienen und auch Effekte zu verwenden. Seither ist eine regelrechte Explosion in diesem Sektor zu verzeichnen, da schon monatlich neue Geräte vorgestellt werden. Vor allem bei „Bedroom-DJs“ (DJs, die für sich zu Hause spielen) genießen Controllersysteme große Beliebtheit, da sie recht günstig sind und wenig Platz einnehmen.

Ein Blick in den Profi-Bereich

In der professionellen DJ-Szene ist es üblich, keine eigene Technik mitzubringen. „Meistens ist das Equipment im jeweiligen Club vorhanden“, sagt DJ Prplxng Logic, ein junger, professioneller Club-DJ. Die DJs bringen lediglich Kopfhörer und Musik mit.

Der Künstler muss so organisiert sein, dass er seine Playlist für den Abend schon zu Hause vorbereitet und abgespeichert hat. Die meisten CD-Club-Player sind so konzipiert, dass sie mit allen gängigen Musik-Formaten wie MP3, AAC, WAV, und AIFF umgehen können und somit keine Probleme beim Einlesen der Lieder auftreten. Alles ist darauf ausgelegt, immer und überall einsatzbereit zu sein, wie man es von einem Club-Standard erwartet.

Faktoren wie Zuverlässigkeit und ein weltweiter Standard haben diese Systeme zu einem festen Bestandteil auf jeder Party gemacht. Der Künstler ist in der Lage, sich für die jeweilige Veranstaltung die Technik über einen „Technik-Reiter“ (Liste des benötigten Equipments) bereitstellen zu lassen, wobei solche Systeme in der Regel sehr teuer und platzeinnehmend sind, sodass sie für mobile und auch Bedroom-DJs nicht attraktiv sind.

Ein Blick in den Amateur-Bereich

„Die Musik, die ich für meinen Auftritt verwende, ist bereits auf meinem Mac gespeichert und wird direkt aus der iTunes-Mediathek von der DJ-Software abgerufen. Somit kann die Vorbereitung quasi überall stattfinden“, sagt Johannes R. Amon, ein DJ, der vor allem auf Privatpartys auflegt. Er bringt seinen eigenen DJ-Controller zu den meist nicht komplett ausgestatten Events mit. „Der Wunsch nach DJ-CD-Playern bestand aufgrund des Aufgabenfeldes nie, da ich musikalisch sehr breit aufgestellt, flexibel und mobil in der Performance sein muss“, so Johannes. Der Controller bietet da dem Nutzer einen flexiblen Einsatz, der sich individuell an die Aufgabenfelder anpassen lässt. „DJ-Software wie Traktor, Serato, Virtual DJ etc., für die die Controller konzipiert wurden, kann durch eine vorgreifende Track-Analyse die Geschwindigkeit zweier Songs aneinander anpassen, sodass sie theoretisch perfekt synchron nebeneinander laufen“, erklärt Johannes. Diese Synchronisationsfunktion stellt eine große Hilfe für alle Bedroom-DJs dar, weil so keine stundenlange Vorbereitung, bzw. langes Üben mit dem Equipment stattfinden muss. Vor allem aber sind der äußerst günstige Preis und die Mobilität ein unschlagbares Argument für ein solches System. So ist man selbst für die weniger professionellen Partys ausgerüstet und kann sein Set spielen.

Ein Blick zum Veranstaltungstechniker

Um eine Party entsprechend auszustatten, benötigt es in der Regel einen Veranstaltungstechniker, der von der Beschallungsanlage, dem Licht, anderen nötigen Gerätschaften (abhängig vom Typ der Veranstaltung) bis hin zum gegebenenfalls benötigten DJ-Equipment die Veranstaltung ausstattet. „DJ-Mixer, DJ-CD-Spieler und Turntables gehören zu meiner technischen Ausstattung im DJ-Bereich“, erklärt uns der Veranstaltungstechniker Ralf Beyerlein. DJ-Controller habe er jedoch nicht im Bestand, da es „zu viele gebräuchliche Controller auf dem Markt [gibt], außerdem ist der Controller ein nutzerbezogenes Produkt und jeder DJ hat da einen anderen Geschmack.“ Würde ein Controller den Markt dominieren, „würde ich diesen Controller auch in mein Sortiment aufnehmen.“ Laut Beyerlein ist es nicht eine Frage der Professionalität, sondern – aus Sicht des Veranstaltungstechnikers – eine Frage der Rentabilität, denn: „Ein DJ, der einen Controller benutzt, bringt ihn sich in der Regel selbst mit.“

Die tatsächliche Situation in der DJ-Welt

Arbeiten Profis überhaupt mit Controllern? Werfen wir einen genaueren Blick auf die große Weltbühne, wird schnell klar, dass viele Profis mit Controller-Equipment arbeiten, ebenso wie Amateure auf Plattenspielern spielen. Am Bekanntesten unter den Controller-Koryphäen sind hierbei Künstler wie Richie Hawtin, Dubfire oder Chris Liebing. Oft fällt nicht auf, dass viele der Künstler wenig oder überhaupt keine fertigen Songs auflegen. Teilweise spielen die Artists „live“ Elemente, die sie während des Auftritts auf der Bühne frei gestalten. Dabei geht es mitunter soweit, dass gar keine Musik im Sinne eines DJs gespielt wird, sondern die Auftritte vielmehr intuitiven Jam-Session gleichen. Hierbei werden Controller, vor allem im professionellen Bereich, so genutzt, dass sie die musikalischen Möglichkeiten erweitern und die kreativen Entfaltungsmöglichkeiten steigern.

Wenn der Profi beginnt und der Amateur aufhört

Die Grenzen zwischen Amateur- und Profitechnik sind oft unklar. Vom Standpunkt eines Veranstaltungstechnikers aus ist es die Rentabilität, die dazu führt, dass ein DJ-Produkt in das Sortiment aufgenommen wird. Für den einen DJ ist es die Mobilität, für den anderen das routinemäßige, weltweite Antreffen der identischen Hardware. Kreative Ansprüche und Gewohnheiten sind entscheidend bei der Auswahl der Art und Weise, wie ein DJ sein Equipment auswählt. Audiotechnisch gesehen gibt es lediglich zwischen Schallplatten und digitalen Systemen Unterschiede, wobei sie sich klanglich in nichts nachstehen. Es handelt sich hierbei lediglich um die unterschiedliche Art des Auslesens und Wiedergebens der Musik, die damit eine andere Klangcharakteristik bekommt. Da Controller lediglich als Steuergeräte dienen und teilweise mit recht einfachen Soundkarten ausgestattet sind, gibt es im Vergleich zu anderen digitalen Lösungen kaum bis gar nicht bemerkbare klanglichen Unterschiede. Professionalität ist letztendlich keine Frage der Technik, sondern des Künstlers. Natürlich gibt es hier und da Verarbeitungsunterschiede und andere technische Kriterien, doch letzten Endes ist es der Künstler, der im Umgang mit der Technik eine professionelle und anspruchsvolle Performance auf die Beine stellt.

Text: Thomas Davies, Sebastian Wirsching. Grafik: Sara Bieder.

<h3>Sebastian Wirsching</h3>

Sebastian Wirsching

Redakteur bei 99drei, sowie bei medien-mittweida.de Kontakt: swirschi@hs-mittweida.de