Startups: Studentische Unternehmer im Fokus

von | 6. Februar 2014

Nur wenige Studenten wagen während oder sofort nach dem Studium den Schritt in die Selbstständigkeit. Dass sich die Doppelbelastung aber auszahlen kann, beweisen die beiden Jungunternehmer und Medienstudenten André Baumjohann […]

Nur wenige Studenten wagen während oder sofort nach dem Studium den Schritt in die Selbstständigkeit. Dass sich die Doppelbelastung aber auszahlen kann, beweisen die beiden Jungunternehmer und Medienstudenten André Baumjohann und Andreas Hiekel, die neben ihrem Medienstudium an der Hochschule Mittweida ihren Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht haben.

André Baumjohann ist Medienstudent an der Hochschule Mittweida, doch etwas unterscheidet ihn von den meisten seiner Kommilitonen: Er ist schon jetzt Inhaber seines eigenen Unternehmens. „medien-on-tour“ hat André Baumjohann zu Beginn seines Studiums gegründet. Mit dem Unternehmen hat er nach eigener Aussage sein Hobby zum Beruf gemacht, er bietet Servicedienste im Bereich Web, Event und Design an. Von individuell zugeschnittenen Internetlösungen über die Konzeption und Organisation von Events bis hin zur Erstellung von professionellen Dienstleistungen hat sein Unternehmen so einiges zu bieten. So entwickelte sein Team beispielsweise den Internetauftritt der Schlossgesellschaft Rochlitz.

Unternehmer & Student zugleich

André studiert dabei nicht nur einen, sondern gleich zwei Studiengänge an der Fakultät Medien: „Medientechnik“ und „Medienmanagement“. Letzteren besonders deshalb, weil er in seiner Ausbildung die Theorie der Unternehmensführung nicht auslassen wollte. Sein Unternehmen funktioniere während seines Studiums „nebenbei“. Doch ist es nicht zeitlich eine große Herausforderung, das Leiten eines Unternehmens und ein Studium unter einen Hut zu bekommen?

André Baumjohann sieht die Situation für sich nicht ganz so streng. „Es ist in dem Sinne schon schwierig, da man vormittags in der Vorlesung sitzt, die Kunden in der Wirtschaft am Vormittag aber arbeiten und einen dann natürlich erreichen wollen. Aber auch dafür kann man Lösungen finden und gerade in Mittweida ist die Terminfindung neben dem Studium ziemlich flexibel.“

Die größte Herausforderung für angehende Unternehmer besteht für viele wohl − neben dem Zeitmanagement − im Verständnis der rechtlichen Situation, in der man sich als Unternehmensgründer in Deutschland zurechtfinden muss. Eine Prozedur, die wohl am besten mit der direkten Unterstützung und Beratung von Dritten zu meistern ist. „Dadurch, dass ich in meiner nahen Verwandtschaft sehr viele Unternehmer habe, die mir ihre Erfahrung mit auf den Weg geben konnten, war es für mich nicht das große Problem. Ich habe mich auch relativ zeitnah an meinen Rechtsanwalt gewandt, der zumindest immer mit an meiner Seite steht“, erläutert André Baumjohann seine Vorgehensweise. Er sei jedoch auch stets bemüht, sich das benötigte Wissen durch Selbststudium und eigene Erfahrungen anzueignen, um somit auf gleicher Ebene mit anderen Unternehmern in seinem Geschäftsfeld mithalten zu können.

Freiraum für eigene Kreativität und Individualität

Prinzipiell gilt es beim Schritt in die Selbstständigkeit auch als Student auf die gleichen Dinge zu achten, wie als nicht-studierender Unternehmensgründer. Doch die Unternehmensgründung in jungen Jahren während des Studiums bringt auch einige Besonderheiten mit sich. Beispielsweise sind die meisten Studenten bis 25 Jahre über ihre Eltern familienversichert. Das bleibt auch bei der Unternehmensgründung als Student der Fall, sofern die Selbstständigkeit nicht mehr Zeit beansprucht als für das Studium. Wichtige Hinweise und rechtliche Hintergründe zum Thema Selbstständigkeit hat die „Industrie- und Handelskammer Magdeburghier zum Nachlesen zusammengefasst.

Dass es einem sehr helfen kann, bei der Unternehmensgründung auf die Erfahrungen und die Unterstützungen anderer bauen zu können, dieser Meinung ist auch Jungunternehmer Andreas Hiekel. Er gründete sein Unternehmen „FBAS ENTERTAINMENT“ im Jahr 2012, ebenfalls parallel zu seinem Medienmanagement-Studium an der Hochschule Mittweida:

Mit nunmehr 24 Jahren hat er außerdem eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton hinter sich und konzentriert sich in seinem Unternehmen vor allem auf Filmproduktionen. Durch den Einsatz professioneller Technik und seiner Erfahrung produziert er mit seinem Team Filme in HD-Qualität. So entstand zum Beispiel der Imagefilm für Rollstuhlreisen unter seiner Leitung:

Die rechtlichen Gegebenheiten und Abläufe musste er sich damals größtenteils im Alleingang beibringen. „Jetzt im fortgeschrittenen Studium merke ich, dass viele Sachen wesentlich einfacher und durchsichtiger sind als vor meinem Studium.“

Als zusätzliche Belastung sieht Andreas Hiekel seine Position als Unternehmensinhaber während des Studiums allerdings nicht: „Ich sehe darin eigentlich gerade den Vorteil, dass sich meine Termine und Verpflichtungen mit den Vorlesungszeiten koordinieren lassen.“ Darüber hinaus biete die Selbstständigkeit für Andreas Hiekel „Freiraum für eigene Kreativität und Individualität“ und verkürze auch die bürokratischen Wege, die sich in Kooperationsproduktionen oder Anstellungsverhältnissen meist als deutlich zäher erwiesen.

Keine Karriere ohne Vitamin B!

Das Studium ist dabei für einen Unternehmensgründer eine gute Gelegenheit, schon Kontakte für die zukünftige Arbeitssituation des Unternehmens zu knüpfen. Denn jemand, der ein Unternehmen gründet, beabsichtigt in der Regel auch, dass es für eine möglichst lange Zeit besteht, auch wenn er bei der Gründung noch Student war. Eine Meinung, die auch Andreas Hiekel für sein Unternehmen vertritt: „‚FBAS ENTERTAINMENT‘ soll auf jeden Fall weiter geführt werden, wenn ich mit dem Studieren fertig bin. Ich nutze mein Studium jetzt auch dazu, um Kontakte zu knüpfen, verstärkt zu Kommilitonen, die ebenfalls im Medienbereich tätig sind. Ich denke, es ist besonders wichtig, dass man sich hier nicht gegenseitig die Projekte „wegschnappt“. Denn jeder kann nach seinen eignen Stärken mitarbeiten und durch Zusammenarbeit am Ende qualitativ hochwertige Projektergebnisse realisieren.“

Auch André Baumjohann ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Studenten für sein Unternehmen wichtig: „Ich habe drei Mitarbeiter als „Minijobber“ eingesetzt, die auch Studenten an der Hochschule Mittweida sind und darüber hinaus ungefähr zehn bis zwölf Leute, die freiberuflich für mich tätig sind. Darunter führen drei meiner Mitarbeiter selbst ein eigenes Unternehmen, die sozusagen vom Unternehmen zum Unternehmen arbeiten.“

Vom Jungunternehmer zum Organisationstalent

Seine eigenen Aufgaben als Inhaber von „medien-on-tour“ haben sich dadurch mehr und mehr ins Management verlagert. Die Arbeit spiele er den einzelnen Mitarbeitern der Projekte von seinen Kunden zu. „2010 war es noch der Fall, dass ich selbst die Arbeit bekommen und durchgeführt habe. Das hat sich heute geändert.“ Einen fest angestellten Mitarbeiter hat André Baumjohann im Moment noch nicht, er arbeite aber daran, dies ab nächstem Jahr zu ermöglichen. Bis dahin möchte er außerdem besonders die Qualität und Organisationsstrukturen seines Unternehmens verbessern.

Andreas Hiekel ist mit Plänen für die Zukunft seines Unternehmens etwas vorsichtiger. Es sei schwierig „schon jetzt vorherzusagen, wohin es einen nach dem Studium verschlägt“. Ob er vorerst in Mittweida bleibt oder das Umfeld wechselt oder in absehbarer Zeit Festangestellte in seinem Unternehmen einsetzen möchte, ist für ihn aus diesem Grund momentan schwer abzuschätzen. „FBAS ENTERTAINMENT“ selbst soll aber auf jeden Fall weiterbestehen.

Das Know-how für studentische Unternehmensgründer

Während seiner Zeit als Unternehmensgründer konnte Andreas Hiekel natürlich eine Vielzahl an Erfahrungen gewinnen, von denen er einige gern auch schon vor seiner Unternehmensgründung gehabt hätte. Aus diesem Grund hat er für medienMITTWEIDA seine wichtigsten Erkenntnisse und Tipps zusammengefasst, um sie mit allen angehenden Unternehmensgründern zu teilen:

[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/133296404″ params=“auto_play=false&hide_related=false&visual=true“ width=“100%“ height=“100″ iframe=“false“ /]

„Schwarmfinanzierung“ vs. Langzeiterfolg

Mit der Gründung eines eigenen Unternehmens steht man jedoch nicht selten auch vor dem Problem, sich finanzieren zu müssen. Eine in den letzten Jahren immer populärere Methode hierfür entwickelte sich dabei online – das sogenanntes Crowdfunding. Eine Finanzierungsmöglichkeit, die nach Ansicht von Andreas Hiekel jedoch nicht für alle Unternehmen infrage kommt: „Ich selbst hatte zwar auch schon einmal darüber nachgedacht, über Crowdfunding Geld zu beziehen, jedoch eignet sich diese Möglichkeit nicht für jedes Unternehmen oder Projekt gleich gut. Wenn man mit seinem Unternehmen lediglich Imagefilme oder Ähnliches für kleinere Unternehmen produziert, ist es natürlich schwierig dafür Sponsoren oder Leute zu finden, die bereit sind über Wege wie Crowdfunding Geld zu investieren oder zu unterstützen.“ Projekte mit karitativem Hintergrund hätten dabei eher die Chance, sich erfolgreich durch Crowdfunding zu finanzieren.

André Baumjohann bezieht seine finanzielle Unterstützung ebenfalls aus anderen Quellen. „Ich selber habe noch nicht mit Crowdfunding-Plattformen oder Ähnlichem gearbeitet, habe aber in naher Umgebung schon davon gehört, dass einige gute Erfahrungen damit gemacht haben, ihre Projekte darüber zu finanzieren. Ich selber bin dagegen seit Kurzem daran, meine Projekte eher über Fördergelder laufen zu lassen. Der Vorteil ist dort, dass es einfach unzählige Förderprojekte in Deutschland gibt, von denen viele zum Teil auch noch gar nichts wissen“, äußert sich André Baumjohann zu seinen Finanzierungsmaßnahmen. Sein Ziel sei es dabei weiterhin die Bekanntheit dieser Förderprojekte unter den Leuten zu steigern bevor er sich weiter mit alternativen Wegen wie Crowdfunding auseinandersetze.

Dabei konnte natürlich auch er auf seinem bisherigen Weg als Unternehmer und insbesondere bei der Gründung seines Unternehmens viele Erfahrungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit sammeln. Für medienMITTWEIDA zählt Jungunternehmer André Baumjohann hier noch einmal die wichtigsten Tipps und Hinweise auf, die allen jungen Unternehmensgründer und denen, die es werden wollen, auf ihrem Weg helfen könnten:

[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/133289184″ params=“auto_play=false&hide_related=false&visual=true“ width=“100%“ height=“100″ iframe=“false“ /]

Erfolgreich selbstständig!

Der Verbindung von Studentendasein und dem eigenen Unternehmen ist sicher nicht immer einfach. Doch mit der bisherigen Entwicklung seines Unternehmens zeigt sich André Baumjohann sehr zufrieden: „Den Stand, den ich jetzt aktuell habe, habe ich vor drei Jahren noch nicht gesehen. Es hat sich sehr positiv entwickelt. Der Arbeitsaufwand hat auch eine Größe angenommen, die für „nebenbei“ schon sehr an seine Grenzen gerät.“ Jungunternehmer Andreas Hiekel versucht auch bei der anstehenden Arbeit mit seinem Unternehmen während des Studiums eine gewisse Grenze einzuhalten: „Es gibt natürlich noch mehr Projekte, die man durchführen und betreuen könnte, aber da ich ja noch im Studium bin, versuche ich, es noch nicht zu sehr zu übertreiben“.

Auch wenn er gewiss einige Kompromisse mit sich bringt, ist der Weg in die Selbstständigkeit während des Studiums nicht unmöglich und bietet dem Jungunternehmer sogar einige Vorteile, auf die er ansonsten verzichten müsste. Wer darüber nachdenkt, ein eigenes Unternehmen zu gründen, sollte sich das jedoch trotzdem gut überlegen.

Text, Audio und Grafik: Tim Bergelt. Videos: http://fbasentertainment.com 

<h3>Tim Bergelt</h3>

Tim Bergelt

Redakteur