Jugendwahn der Öffentlich-Rechtlichen

von | 17. November 2014

Ob der Jugendkanal, das große, neue Projekt der öffentlich-rechtlichen Anstalten, wirklich ein Erfolg wird, wurde in der ersten Talkrunde des Medienforums heiß diskutiert.  Zum Abschluss des ersten Kongresstages des Mittweidaer […]

Ob der Jugendkanal, das große, neue Projekt der öffentlich-rechtlichen Anstalten, wirklich ein Erfolg wird, wurde in der ersten Talkrunde des Medienforums heiß diskutiert. 

Zum Abschluss des ersten Kongresstages des Mittweidaer Medienforums hat sich ganz klar herausgestellt, dass mit dem Begriff “Jugendwahn” vorsichtig umgegangen werden muss.

Es gehe nicht darum, ARD und ZDF einen “Jugendstempel“ aufdrücken zu wollen, sondern es gehe darum, mitzuhalten. Die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen werde bisher vernachlässigt und da nahezu jeder, also auch der Großteil dieser Zielgruppe den Rundfunkbeitrag zahle, solle auch ein passendes Angebot für die “Jugend” geschaffen werden. Laut Robert Amlung, Beauftragter für Digitale Strategien vom ZDF, werde auch kein gänzlich neues Angebot geschaffen, sondern das Bestehende nur “neu strukturiert”.

Dr. Beerman, ehemaliger Chef der Sächsischen Staatskanzlei, erklärte, warum es das neue Jugendportal geben soll: “Es wurde von der Politik angefordert.” Orientiert hat man sich bei dem Projekt an der BBC. Dort gab es zwar ebenfalls einen Jugendkanal “BBC Three”, der mittlerweile eingestellt wurde. Heute richtet sich der britische Sender jedoch mit seinen Jugendinhalten komplett auf das Internet aus. Ob das in Deutschland auch funktionieren wird, ist bisher ungewiss und das Vorhaben stößt auf viel Kritik.

Inhaltliche Themen konnten selbst in der großen Talkrunde am Ende des ersten Kongresstages nicht herauskristallisiert werden. Jedoch steht laut Alexander von Harling, Programmchef von EinsPlus und dem SWR, fest:

“Es soll alles einheitlich sein, die Übergänge müssen stimmen und die Zielgruppe muss eingebunden werden.”

Kathrin Ruther vom Entwicklungslabor des MDR’s erläuterte weiterhin, dass es wichtig sei, ein Produktversprechen abzugeben und Themen aus der Lebenswelt der Zielgruppe zu bringen: “Es gibt sehr viel Inhalt, der im Internet untergeht. Es sei aber wichtig auch diesen gebündelt wiederzugeben”

Wie das Ganze allerdings aussehen soll, blieb weiterhin unbeantwortet – ein Konzept gibt es bisher nicht wirklich. Wie der Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erklärte, versuche dieser nur seinen Bildungsauftrag zu erfüllen. Die Vertreter der privaten Rundfunkanstalten kritisierten das Vorhaben jedoch stark. So erklärte Mitbegründer von RTL und Schirmherr des Medienforums Mittweida 2008, Helmut Thoma:

“Es kann nicht von heute auf morgen funktionieren, dass man die Zielgruppe wieder abgreifen kann und es ist bisher nicht möglich, das zu messen.”

Seiner Meinung nach sei es sinnlos dieses Portal zu entwickeln, “da die jungen Leute fast alle ein Smartphone haben und sich bereits über Apps informieren.” Er sehe also nicht die Notwendigkeit eines “Jugendkanals”, wie es die Öffentlich-Rechtlichen bisher planen. Sie würden einfach nicht die Zielgruppe ansprechen. Vielmehr äußerte er, dass ein solches Konzept nur von den öffentlich-rechtlichen Anstalten oder der Politik kommen könne.

Für Dr. Beermann ist das nur die unbegründete Angst der Privaten, Anteile an den jungen Zuschauern zu verlieren. “Solange das Angebot auch attraktiv für die Zielgruppe ist, wird es auch erfolgreich werden.”

Auf Experimente, bei deren Ausgang nicht klar ist, ob sie gelingen, sollte man sich besser nicht verlassen, meinte Professor Altendorfer von der Hochschule Mittweida. Formate, die nicht erfolgreich sind, sollte man lieber absetzen und den Rundfunkbeitrag senken.

Laut Beermann kann man sich aber erst wirklich konkreter positionieren, wenn genauere Einzelheiten des Konzepts bekannt sind.

Text: Josephine Senger. Bilder: Medienforum Mittweida.

<h3>Nina Förster</h3>

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