Von Drachen, Hühnchen und Kartenhäusern

von | 16. November 2015

Der Körper übersät mit Schuppen, die Krallen messerscharf und Nüstern, die nur darauf warten, ein Dorf niederzubrennen. Drachen sind fabelhafte Geschöpfe, die schon in vielen Film- und Serienproduktionen den Zuschauer […]

Der Körper übersät mit Schuppen, die Krallen messerscharf und Nüstern, die nur darauf warten, ein Dorf niederzubrennen. Drachen sind fabelhafte Geschöpfe, die schon in vielen Film- und Serienproduktionen den Zuschauer faszinierten. Doch was ist alles nötig, um diese gewaltigen Tiere real und überzeugend auf den Fernseher zu projizieren?

In dem Postproduktions-Panel „Vom Hühnchen zum Drachen“ erklärten Anatol Holzach und Pascal Tonecker dem Publikum, wie man Drachen und andere fabelhafte Wesen zum Leben erweckt und Charakteren deutsche Stimmen verleiht. Die beiden Referenten sind Koryphäen auf dem Gebiet der Postproduktion und wirkten an Serien wie „Game of Thrones“ und „House of Cards“ mit.

„Pixomondo says HELLO“

Als Chief Operating Officer (COO) und managender Producer bei Pixomondo ist Pascal Tonecker ein leitender Kopf des international tätigen Unternehmens mit weltweit 13 Standorten, unter anderem in Frankfurt am Main. Spezialisiert auf visuelle Effekte wirkte Pixomondo neben „Game of Thrones“ unter anderem an Filmen wie „Fast and Furiuos Five“, „Hindenburg“ und weiteren bekannten TV-Werbespots von Porsche, Volkswagen oder Mercedes Benz mit. Dabei arbeitet die Firma vor allem auch mit fotorealistischen Darstellungen. Gleich zu Beginn des Panels zeigte der COO in eindrucksvollen Bildern Zusammenschnitte erfolgreicher Kampagnen. Wir sollten wohl an dieser Stelle erwähnen, dass Pixomondo bereits 2012 für ihr Können mit einem Oscar geehrt wurde.

„Vom Hühnchen zum Drachen“

Thema und Slogan des Panels sollten hierbei übrigens wörtlich genommen werden, denn um beispielsweise „Drogon“, einen der Drachen aus dem Fantasy-Epos „Game of Thrones“, zum Leben zu erwecken, bediente man sich der Anatomie eines Hühnchens.

„Wir haben uns ein Hühnchen geholt! Jeder vom Team durfte mal testen.“

Das klingt zwar im ersten Moment etwas witzig, allerdings wurden Großreptilien wie Dinosaurier schon immer mit Gattungen der Vögel verglichen und somit machte man sich die anatomische Ähnlichkeit zum Nutzen. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse von Vögeln, Flughunden und sogar Fledermäusen wurden erste Test-Drachen „gebaut“.

„Diese Kreaturen wachsen und zwar immens, am Anfang hatten wir kleine Babys… und jetzt wird drauf geritten und geflogen!“

Laut Pascal Tonecker liegt die Herausforderung in der immer wieder neuen Begeisterung des Publikums und einer möglichst realen Abbildung. Dabei bleibt das Unternehmen auch nicht immer von Problemen und Fehlern verschont, welche der Referent jedoch entspannt sieht: „Probleme gibt es immer, aber Herausforderungen meistern wir relativ gut!“

„In unserer Synchronwelt kennt sich jeder!“

Die Dreharbeiten sind beendet und die Kulissen abgebaut, doch an dieser Stelle steigt Anatol Holzach mit seinem Team von Scalamedia erst ein. Das deutsche Synchronstudio mit Wirkungsstätten in Berlin und München wurde 1997 von Anatol Holzach selbst gegründet und übernimmt die Synchronisation von Filmen, Fernsehserien und Computerspielen. Mit großem Beispiel geht das Unternehmen mit dem US-Serienerfolg „House of Cards“ voran. Im Panel machte er den Gästen zunächst die Geschichte und Bedeutung des Tons deutlich, um danach auf den Ablauf einer Synchronisation einzugehen. Für ein flüssiges Ergebnis sind mehrere Faktoren ausschlaggebend.

„Das Zusammenspiel zwischen den Menschen in einem Studio ist enorm wichtig, diese wird nicht zuletzt durch die Stimmung im Team bestimmt.“

So können zum Beispiel Witze aus Sitcoms nicht einfach übernommen werden, da der Humor dem jeweiligen Land angepasst werden muss. Weiterhin muss beim Schnitt darauf geachtet werden, dass Bild und Ton völlig synchron verlaufen. Diese Aufgaben in einem vorgegebenen Zeitraum von zwölf Tagen zu stemmen, erfordert sowohl handwerkliche Fertigkeiten, als auch eine gute Portion Berufserfahrung und Planung. Ziel ist es, wie Anatol Holzach sagt: „Eine Adaption eines Films, der thematisch gesehen möglichst nahe und manchmal auch besser werden soll (als das Original).“ Dabei wird aber auch gerne vergessen, dass Synchronisieren eine kreative und menschliche Aufgabe ist und nicht nur ein vorgefertigter Prozess. Als letzten Tipp gibt Pascal Tonecker weiter: “Seid nicht so arrogant!”. Damit meinte er: Wer in der Arbeitswelt Fuß fassen will, darf sich nicht einbilden, seinem Vorgesetzten vom Leben erzählen zu können. Junge, erfahrene Menschen werden gesucht, jedoch sollte mit den eigenen Qualifikationen nicht geprahlt werden.

Weitere Informationen zum Beruf Synchronsprecher, findet ihr hier.

Text: Cindy Schluck, Natalie Müller. Beitragsbild: Lisa Rößler.

<h3>Anja Posselt</h3>

Anja Posselt

Medienmanagementstudentin im 4. Semester