Alle wissen, wo du bist

von | 17. Januar 2011

Das Geschäft mit ortsbezogenen Coupons aller Art boomt auf Facebook und Foursquare. Wer ein internetfähiges Mobiltelefon besitzt, kann vielerorts auf Vergünstigungen hoffen. Was mit den gesammelten Daten passiert, ist leider nur schwer nachvollziehbar, dennoch scheint das neue Angebot für viele Unternehmen interessant zu sein.

Nicht nur deutsche Datenschützer sind über die Ausbreitung der sogenannten Lokalisierungsdienste zunehmend besorgt. Seit Oktober 2010 bietet der Social-Network-Gigant Facebook seinen Lokalisierungsdienst Places auch in Deutschland an. Um mitmachen zu können, ist lediglich ein internetfähiges Telefon oder ein Besuch auf touch.facebook.com notwendig. Dabei werden nicht nur die exakten Koordinaten des aktuellen Aufenthaltsortes aller Welt verraten, sondern der Reisende muss sich mit einem bestimmten Ort assoziieren. Neben einem Café oder einem Restaurant kann dies beispielsweise die Hochschule Mittweida sein, wo sich seit Oktober 108 Benutzer „einklickten“. Der Hamburger Landesdatenschutzbeauftragte, Johannes Caspar, kritisiert vorallem die Unfreundlichkeit der Privatsphäre-Einstellungen: „Es ist für Nutzer problematisch, sich da durchzuwurschteln.“

Digitale Rabattmarken als Lockmittel

Neu sind soziale Lokalisierungsdienste im Internet nicht. Seit 2009 boomt Foursquare. Im Unterschied zu Facebook können dort aber beim wiederholten Einchecken unterschiedliche Titel und Medaillen gewonnen werden. Wer beispielsweise den Titel „Bürgermeister“ nach wiederholten Besuchen erringt, kann als Dauerkunde oder Stammgast auf Vergünstigungen hoffen. Bestes Beispiel: die Modekette GAP in den USA bot an einem Tag 25 Prozent Rabatt, wenn sich der Kunde via Foursquere im Geschäft einloggte. Ein garantierter Kundenandrang, die Anfrage auf solche Angebote wird größer werden. Facebook mit seinen 500 Millionen Benutzern bietet eine ideale Zielgruppe für verschiedenste Unternehmen, denn hier ist jeder mit jedem vernetzt und natürlich erscheinen die letzen Ortsmeldungen für alle Freunde sichtbar auf der Webseite. Vermutlich werden schon bald die Kunden mit ihren Handys durch die Shoppingmeilen rennen und nach den besten Schnäppchen suchen – eine neue Art des altbekannten Rabattcoupons.

30 Millionen Probierfreudige

Natürlich profitieren auch Facebook und die jeweiligen Unternehmen von den Daten. Foursquare wirbt beispielsweise mit Analysewerkzugen, mit denen Trends für die Orte ersichtlich werden. Werbung kann der Social-Network-Gigant aus Palo Alto noch gezielter für seine Benutzer anbieten. Obwohl auch Google mit seinem Service Latitude in dem Geschäft Fuß zu fassen versucht, wird Facebook sich wahrscheinlich aufgrund der Vielzahl der Benutzer gegen die Konkurrenz durchsetzen. Dass die Unternehmen mitspielen werden, ist bei dem möglichen Kundenzuwachs so gut wie sicher. Interne Quellen von Facebook berichteten am 29. Oktober 2010 von 30 Millionen Benutzern, die Places ausprobierten. Das sind siebenmal mehr Benutzer als auf Foursquare.

<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt