Fernab von Pseudo-Doku und Kuppelshow

von | 5. April 2012

Ab Mai platziert „Das Erste“ eine Dokusoap im Nachmittagsprogramm. Gegen Scripted Reality und Sozialhilfeempfänger treten in „Deutschland, deine Dörfer“ einfache Landbewohner an.

Am 3. Mai startet mit „Deutschland, deine Dörfer“ eine neue Doku-Soap im „Ersten“. Die „ARD“ möchte mit dem neuen Format „die Sehnsuchtswelt Dorf näher beleuchten und darstellen“, wie Sprecher Bernhard Möllmann erklärt. „Freuen darf man sich auf eindrucksvolle Persönlichkeiten vom Lande, auf Krabbenfischer, Biobauern, Pferdezüchter und Winzer“, fasst Möllman zusammen.

Authentizität geht vor Verständlichkeit

Dabei versucht die „ARD“-Dokumentation eine Realität fernab der Pseudo-Kultur zu produzieren. Die neue Nachmittags-Doku war dazu unter anderem auch in der Gemeinde Neulietzegöricke an der Grenze zu Polen. Wie Bürgermeister Horst Wilke berichtet, sei nichts gescriptet, die Zusammenarbeit zwischen Einwohnern und Kamerateam sei „Hand in Hand“ verlaufen. Auch die Dreharbeiten wurden den Arbeitszeiten und Verpflichtungen der Bürger angepasst. So konnte der ländliche Alltag so real wie möglich dargestellt werden. Von der medialen Aufmerksamkeit haben sich die Bewohner insgesamt geschmeichelt gefühlt. „Selbst das anfangs ungewöhnliche Bild eines Kameramanns auf unseren Dorfstraßen war irgendwann ganz normal“, erzählt ein Mann aus Dietzum.

Hochdeutsch werden die Zuschauer bei dem „ARD“-Format übrigens selten hören: Zusammen mit Plattdeutsch und Allgäuerisch wird die Sprache nämlich zu einem „gesunden, für alle verständlichen Mischmasch“, wie der Dietzumer erzählt. Lediglich um einen „gemäßigten Dialekt“ wurde vor dem Dreh gebeten. Im Zweifelsfall solle untertitelt werden. Dass die Zuschauer sich dann vor realer Langeweile zurück zum Unterhaltungswert einer „Super Nanny“ sehnen, kann sich „ARD“-Sprecher Möllmann nicht vorstellen: „Auch das Geschehen auf dem Dorf ist ‚Mitten im Leben‘, da sollten die Städter nicht überheblich sein.“

Saisonaler Land-Unterhaltungswert

Dass der Dorfalltag nicht immer spannend ist, wissen auch die gefilmten Landleute. „Im Winter ist hier natürlich nicht so viel los“, gibt der Vorsitzende eines dokumentierten Gemeindeverbandes zu. In dem Drehzeitraum von Juni bis Anfang Oktober 2011 hätte das TV-Team aber eindeutig die spannenden Momente des Jahres abgepasst: viele Grillabende, Umzüge und Dorffeste.

„Elefant, Tiger und Co“ pausiert

Der neue Sendeplatz von „Deutschland, deine Dörfer“ verdrängt vorerst „Elefant, Tiger und Co“. Doch für die Fangemeinde der Zoo-Serie sei das kein Grund zur Trauer: „Im Gegenteil, es werden vielmehr neue Folgen auch von anderen Zoo-Standorten produziert“, verspricht Möllmann. Mit einer Einschaltquote von durchschnittlich 13,2 Prozent – und damit leicht über dem „ARD“-Senderschnitt – gibt es für „Das Erste“ auch keinen Grund, die Tier-Doku abzusetzen. Ab 4. Juni soll „Elefant, Tiger und Co“ mit neuen Folgen aus dem Zoo in Frankfurt am Main ausgestrahlt werden.

<h3>Julia Zimmermann</h3>

Julia Zimmermann