„dapd“ auf Expansionskurs

von | 2. Mai 2012

Die „dapd“ baut mit Agenturübernahmen ihre Position in Frankreich aus. Eine weitere Expansion in Europa sei nicht ausgeschlossen, wie Pressesprecher Tobias Lobe erklärt. Die Berliner Presseagentur „dapd“ kann nach dem […]

„dapd“ und die französische „AP“ agieren jetzt gemeinsam im französischen Wettbewerb gegen Marktführer „AFP“.

„dapd“ und die französische „AP“ agieren jetzt gemeinsam im französischen Wettbewerb gegen Marktführer „AFP“.

Die „dapd“ baut mit Agenturübernahmen ihre Position in Frankreich aus. Eine weitere Expansion in Europa sei nicht ausgeschlossen, wie Pressesprecher Tobias Lobe erklärt.

Die Berliner Presseagentur „dapd“ kann nach dem Erwerb der Fotoagentur „Sipa Press“ im Juli letzten Jahres und dem französischen Dienst der „Associated Press“, kurz „AP“, seit April auch den auf Apps spezialisierten Nachrichtenanbieter „Diora News“ zu seinen Töchterfirmen zählen. Das Ziel der „dapd“ ist es, in Frankreich eine Vollagentur zu etablieren und sich mit diesem zweiten Standbein vom deutschen Markt unabhängiger zu machen. „Die Expansion in Frankreich ist ein strategischer Schritt für den Ausbau eines zentraleuropäischen Agentur-Netzwerkes“,  begründet „dapd“-Pressesprecher Tobias Lobe die Fixierung auf den französischen Pressemarkt gegenüber medienMITTWEIDA.

Internationale Expansion

Die Presseagentur wolle sich so der stetigen Globalisierung anpassen und einen neuen Weg fernab von einer bloßen nationalen Ausrichtung gehen. „National ausgerichtete Nachrichtenagenturen, die ausschließlich den Blick ihrer Herkunftsländer bedienen, werden es schwer haben im härter werdenden Wettbewerb zu bestehen“, prognostiziert Lobe. Aus Frankreich könne mit der Expansion zudem eine noch anspruchsvollere und hintergründigere Berichterstattung mit eigenen Korrespondenten geliefert werden. „Unter anderem die Euro-Krise hat gezeigt, dass Meldungen nicht mehr vor nationalen Grenzen Halt machen“, erklärt Lobe.  Auch eine Expansion in weitere EU-Länder sei laut Lobe möglich: „Das schließen wir nicht aus, können aber derzeit keine konkreten Informationen geben.“

Französischer Nachrichten-Monopolist herausgefordert

Ein weiterer Grund, weshalb sich die „dapd“ Frankreich als Expansionsziel ausgesucht hat, liegt an der dominierenden Position der „Agence France-Press“, kurz „AFP“. Dieses Quasi-Monopol möchte „dapd“ zugunsten eines „echten Wettbewerbs“ abschaffen. Der naheliegende Vorwurf einer Monopolisierung durch die „dapd“ nach der immerhin dritten Übernahme eines französischen Pressedienstes weist Tobias Lobe zurück: „Wir begrüßen einen fairen Wettbewerb auf dem französischen Nachrichtenmarkt und eine Öffnung des französischen Staatsmonopols auf Nachrichten.“

Eine Monopolabsicht unterstellt auch der Konkurrent aus Österreich nicht: „In Frankreich ist mit der ‚AFP‘ eine Welt-Nachrichtenagentur tätig“, kommentiert Peter Kropsch, führender Vorstand der „Austria Presse Agentur“, kurz „APA“. Die österreichische Nachrichtenagentur beobachtet den internationalen Markt, vor allen im Nachbarland Deutschland. Auch die Umsatzzahlen belegen die Aussage von Kropsch. Während  die „AFP“ 2011 einen Umsatz von 280 Millionen Euro erwirtschaftete, stehen dem summierte 11 bis 16 Millionen Euro von „Sipa“, „AP Frankreich“ und  der 16 Mitarbeiter zählenden „Diora News“ entgegen.

Kleine Agenturen werden es schwer haben

An den Zahlen ist zu erkennen, dass  kleine Anbieter als „stand alone“ in Zukunft wohl seltener neben großen Vollagenturen bestehen können. „Größer strukturierte Agenturen wie eben die ‚dapd‘ sind da deutlich im Vorteil“, sagt Kropsch. Zusammenschlüsse bringen auch Wettbewerbsvorteile. Rückblick: Die deutsche „AP“ wurde 2010 ebenso übernommen, damals von der „ddp“. Heute agieren sie unter einem Namen als „dapd“ und vereinen nun auch die französische Tochter unter einem Dach.

Text: Stefan Graf, Bild: wikipedia, flickr, Fotograf: Marsupilami, Imalipusram, Gaspard, eisenbahner, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Stefan Graf</h3>

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