Die „Alterung“ von Facebook

von | 10. März 2015

Laut aktuellen Statistiken nutzen immer weniger junge Leute die Social Media-Plattform Facebook. Dafür steige der Anteil der älteren Nutzer stetig. Doch was sind Gründe für diese Alterung des Netzwerkes? Von […]

Laut aktuellen Statistiken nutzen immer weniger junge Leute die Social Media-Plattform Facebook. Dafür steige der Anteil der älteren Nutzer stetig. Doch was sind Gründe für diese Alterung des Netzwerkes?

Von über 130 befragten Medienstudenten der Hochschule Mittweida sind nur fünf nicht bei Facebook angemeldet. Fast die Hälfte nutzt die Plattform jedoch weniger als früher und über die Hälfte der Studenten sind eher passive Nutzer. Als passiver Nutzer gilt bei dieser Umfrage, wer nicht regelmäßig postet, liked und teilt.

Im Jahr 2014 konnte Facebook nach eigenen Angaben weltweit 1,39 Milliarden aktive Nutzer monatlich verbuchen, Tendenz steigend. Aktiv bedeutet hierbei, dass die Nutzer mindestens einmal pro Monat auf der Plattform unterwegs gewesen sind. Deutschlandweit waren im letzten Jahr 28 Millionen Nutzer in dem Netzwerk aktiv. Hierbei sah die Altersverteilung laut „allfacebook.de“ im Vergleich zum Jahr 2011 wie folgt aus:

Statistik: Anteil der Nutzer von Facebook in Deutschland nach Altersgruppen im Jahr 2014 | Statista

Aus dieser Statistik ist klar eine Verschiebung der Altersstruktur ersichtlich: Immer mehr ältere Menschen nutzen Facebook. Der Hauptbestandteil der Facebook-Nutzer ist jedoch weiterhin im Bereich der Jüngeren, unter 35-Jährigen zu finden.

Dennoch erscheinen in den deutschen Medien Artikel wie „Alterndes Netzwerk: Senioren stürmen Facebook„, „Facebook gehen die jungen User aus“ oder „Facebook altert rapide: Teens wenden sich vom Sozialen Netzwerk ab„. In diesen und anderen Berichten ist davon die Rede, dass Facebook junge Nutzer verlieren würde. Rund sieben Millionen Nutzer sollen sich von Facebook abgewendet haben, „Allein in den USA!“ schreibt die BILD. Begründet liegen diese Aussagen in der Studie von iStrategylabs.

Die Studie wurde mit Hilfe der „Facebook Social Ads Platform“ erstellt, Facebooks Werbeschnittstelle, und bezieht sich ausschließlich auf die USA. Zum Vergleich hat „allfacebook.de“ eine ebensolche Studie für Deutschland erstellt, indem sie im Facebook-Anzeigentool die entsprechende Reichweite eingestellt und dann ausgelesen haben:

Hierbei zeigt sich, dass in Deutschland im Vergleich der Jahre 2011 und 2014 keineswegs ein Rückgang zu verzeichnen ist. Beide Studien haben dennoch einen deutlich höheren Zuwachs der über 34-Jährigen gemeinsam. Zu beachten ist aber, dass diese Studien eher als Tendenz zu werten sind, da die verwendeten Zahlen Zielgruppen für Unternehmen grob abschätzen sollen und täglich schwanken.

Bereits 2010 wurde davon berichtet, dass Facebook immer älter werden würde. 2012 hatte David Ebersmann, Facebook-Finanzchef, zugeben müssen „Wir sehen einen Rückgang von täglichen Nutzern. Vor allem bei jüngeren Teenagern“. Laut Hendrik Unger, Head of Social Media der Kölner Onlinemarketing Agentur „netspirits“, liege die „Alterung“ von Facebook vor allem darin begründet, dass die Hemmschwelle der Älteren, das Internet zu benutzen, sinke und die Wege für den Zugang erleichtert würden. Der ältere Teil der Bevölkerung habe die Nützlichkeit Facebooks erkannt –  die Möglichkeit, sich mit anderen zu vernetzen und auszutauschen. Außerdem würden die Älteren verstehen und nachvollziehen wollen, warum so viele junge Menschen auf Facebook unterwegs seien und was den Reiz daran ausmache. Durch die Anmeldung von Eltern, Großeltern und Verwandten auf der Social Media-Plattform komme es laut Unger zu einem „Moment des ‘Ertappt seins‘“ bei der jüngeren Generation.

Hendrik Unger

„Für die Jüngeren ist es peinlich, wenn nun zum Beispiel ein freizügiges Profilbild von den Eltern gesehen wird. Das macht dann nicht mehr Spaß.“

 

Dies sei laut dem Social Media-Experten aber auch der einzige Grund, warum sich die jüngeren Nutzer von Facebook abwenden würden, da sich die Funktionalität des Netzwerkes nicht geändert habe. Dass in Zukunft mehr ältere als jüngere Personen Facebook nutzen, ist für Hendrik Unger nicht denkbar.

„Das Verhältnis wird sich nicht total umkehren, es wird sich an irgendeiner Stelle einpendeln.“

Allerdings werde es wohl kein klares Verhältnis, wie beispielsweise 80 zu 20 oder 40 zu 60, geben, sondern eines mit vielen Differenzen zwischen den zu betrachtenden Altersstufen. Jedoch werde in Zukunft die Altersstufe 55+ als Kernzielgruppe auf Facebook betrachtet werden, so der Experte. Dies liege jedoch daran, dass dies die einzige Zielgruppe sei, die nicht weiter eingegrenzt sei und somit eine größere Zeitspanne umfasse.

Text: Lisa Mundt. Beitragsbild:“Homework on the beach“ von Ingo Bernhardt/ Quelle www.piqs.de unter CC-Lizenz (BY 2.0). Bearbeitung: Christine Wolf. Bild: Hendrik Unger.

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