Die Zukunft der Apps

von | 14. November 2011

„Das iPhone verdrängt die Kultur der Besserwisser“ war ein zentrales Statement der Diskussion rund um Smartphones und die hilfreichen Minianwendungen.

Die klassischen Printmedien sind tot, zumindest nahezu. Darüber sind sich immerhin die Teilnehmer der Gesprächsrunde „APPSolutely online – die Zukunft der Apps“ einig. Charlotte Erdmann, Leiterin von Kundenmagazinen für „iPads“ und „iPhones“, ist der Meinung, dass mit klassischem Journalismus kein Geld mehr zu verdienen sei: „Bei Zeitungen wird wie am Fließband gearbeitet, wodurch der Platz für Individualismus verloren geht.“ Der Blogger Matthias J. Lange treibt es sogar noch weiter: „Es gibt keine Qualität mehr in den Printmedien“. Verlage hätten mit massivem Stellenabbau zu kämpfen – wie könne man dann bei unterbesetzten Redaktionen überhaupt noch die Qualität sichern? „Ein Blog ist deswegen unablässig für angehende Journalisten“, so Lange. Nicht nur um irgendwann einmal Geld damit zu verdienen. Viel mehr diene es als Eintrittskarte in den Journalismus. „Ich wurde durch meinen Blog ersten entdeckt“, sagt auch Florian Treiß, Betreiber von „mobilbranche.de“.

Neue Wege der Finanzierung

Zeitungsinhalte werden in Zukunft vor allem mobil konsumiert werden. Der Moderator der Gesprächsrunde, Tino Kreßner, kauft Zeitungen bereits nur noch als App. Die Zukunft gehört also cleveren Geschäftsmodellen im Mobile Media-Bereich. Thomas Eisenbarth, Gründer von „SmartAppFinder“, sieht besonderes Potential im sogenannten In-App Billing: „Für die App an sich wird erst einmal nichts berechnet. Erst wer zusätzliche Features will, muss bezahlen.“ Matthias J. Lange vergleicht das scherzhaft mit dem beliebten „Facebook“-Spiel „FarmVille“: „Ich kann mich entscheiden, ob ich meinen Acker per Hand pflüge, oder ob ich mir eben für einen Euro einen Traktor kaufe.“ Natürlich kann das „In-App Billing“ nicht nur bei  Spielen angewandt werden. Auch News- oder Navigations-Apps können davon profitieren.

Augmented Reality wird überbewertet

Die T-Shirts aller Medienforum-Mitarbeiter ziert in diesem Jahr ein QR-Code, der jeden, der ein Smartphone besitzt, zur Website des Medienforums führt. Auch der „Stern“ hat solche Anwendungen bereits genutzt: Zum zehnten Jahrestag der Anschläge des 11. September 2001 erschien eine Ausgabe mit Augmented Reality Features. „Nur Spielerei“, findet Matthias J. Lange. „Wer von Ihnen hat denn schon öfter als ein Mal Augmented Reality benutzt?“, fragt er das Publikum. Die Antwort ist in der Tat ernüchternd: nur fünf Zuschauer heben ihre Hand.

Die anderen Teilnehmer der Gesprächsrunde stimmen mit Lange überein, dass man die Kluft zwischen analogen und digitalen Medien nicht mehr überbrücken könne. In einem Punkt sprechen sich die Medienmacher aber doch für Augmented Reality aus. In Museen würde der QR-Code angenommen und sei auch eine gute Idee, um zusätzliche Informationen zum Exponat zu erhalten. Charlotte Erdmann wagt einen kleinen Ausblick in die Zukunft: „Das Head-up-Display, bei dem wichtige Informationen im Sichtfeld des Fahrers angezeigt werden, wird sich auch bei Autos durchsetzen. So kann man beispielsweise auch im Dunkeln noch sicher navigieren.“

„Stay hungry, stay foolish“

Für Matthias J. Lange ist klar, dass sich alles irgendwann reguliert – man könne nicht immer online sein. Drei Jahre gibt er den Menschen, bis sie das Internet auch ohne das Gefühl etwas zu verpassen ausschalten können. Charlotte Erdmann hingegen findet es ganz normal auf Partys das Smartphone herauszuholen, um Fragen, die im Gespräch entstanden sind, nachzuschlagen. „Das iPhone verdrängt die Kultur der Besserwisser“, pflichtet ihr Lange bei.

Zum Abschluss geben die Teilnehmer der Gesprächsrunde den angehenden Medienmachern vor allem eine Botschaft mit auf den Weg: Habt Visionen, realisiert eigene Projekte und haltet Durststrecken durch. „Stay hungy, stay foolish“, fasst Charlotte Erdmann zusammen. Und Matthias J. Lange fügt hinzu „Kriegt euren Hintern hoch und tut etwas.“

<h3>Juliane Görsch</h3>

Juliane Görsch