Einblicke in die Privatsphäre jetzt noch strukturierter

von | 11. Oktober 2011

Mit der Einführung der "Timeline" auf "Facebook" können Nutzer die Social-Community nun auch als digitales Tagebuch verwenden. Jedoch sind die Einträge nicht wie bei einem richtigen Tagebuch privat. Die Nutzer werden immer transparenter für die kommerziellen Interessen der Unternehmen, leider interessieren sich nur noch wenige Nutzer für die Problematik.

Die neue „Facebook-Timeline“ befindet sich noch in der Beta-Phase. In Kürze soll sie für alle Nutzer zugänglich sein und zukünftig jede Aktivität der User dokumentieren. Diese wird dann auch von diversen Apps mit unnötigen Nachrichten gefüllt, denn wenn eine App mit „Facebook“ verknüpft ist, kann diese auch Einträge in der „Timeline“ anlegen. Ein wirklich praktischer Nutzen entsteht für den Anwender dadurch nicht, außer er hat ein zu großes Bedürfnis sich permanent mitzuteilen. Dieses ständige, um Aufmerksamkeit heischende „Posten“ ist einfach nur nervig. „Facebook“ ist zu einem Netzwerk für Selbstdarsteller geworden. Die ohnehin überladenen Profile werden immer mehr um Informationen ergänzt, die höchstens Stalker interessieren.

„Liken“ war gestern, Ausspionieren bleibt heute

Mit der neuen „Timeline“ ist der „Like“-Button in seiner ursprünglichen Funktion überholt. Bei den Statusmeldungen wird es künftig verschiedene Möglichkeiten geben, die das eigentliche „Gefällt mir“ klarer definieren. Die persönlichen Daten dürften weiterhin für kommerzielle Interessen genutzt werden, die billigste Marktforschungsmethode seit es „Facebook“ gibt, bleibt.

Ein wirklich kommunikativer Austausch findet über „Facebook“ oft nicht statt, diesen Zustand ändert auch die „Timeline“ nicht. Einer macht es vor, die anderen „klicken“ hinterher. Es ist dank „Facebook“ schon lange nicht mehr nötig, über sein Gegenüber im Gespräch mehr zu erfahren. Drei Klicks im weltweit beliebtesten Netzwerk reichen. Das ist Kennenlernen per Mausklick auf neuem unsozialem Niveau. Damit wird aus der „Social Community“ immer mehr eine Plattform ohne wirklichen sozialen Kontakt. Jeder postet vor sich hin, jeder auf seiner eigenen „Timeline“

Privatsphäre-Updates zu spät

Um Verbraucherschützer zu beruhigen, hat „Facebook“ vor der „Timeline“-Veröffentlichung systematisch versucht, die Ängste seiner Kritiker zu mindern. Schon im August wurden die Privatsphären-Einstellungen umstrukturiert, was schon vor Jahren nötig gewesen wäre. Im Vergleich zu anderen Netzwerken bleibt „Facebook“ nicht auf dem neuesten Stand, auch wenn es seit August leichter ist, seine Bekanntschaften in Listen einzuordnen. Vermutlich hat Mark Zuckerberg da bei „Google+“ gespickt. Besser spät als nie.

In Datenschutzbelangen kann sich „Facebook“ also noch einiges von der Konkurrenz abschauen. Neben den Listen haben Nutzer auch mehr Einfluss auf ihre Profil-Verlinkungen. Diese neuen Einstellungen wurden aber nur auf die alten Anwendungen angepasst. Welche genauen Sicherheitseinstellungen für die „Timeline“ geändert wurden, ist noch unklar. Davon werden sich aber nur die wenigsten Nutzer abschrecken lassen. Ärgerlich ist, dass „Facebook“ diese Belange offen lässt.

„MyVideo“ wird zum Vorreiter

Noch ist die „Timeline“ in Deutschland fast unbrauchbar. Nur mit „MyVideo“ wird es vorerst in Deutschland möglich sein, angesehene Videos als Einträge in der „Timeline“ zu posten. Dass die „Timeline“-Dienste bisher nur mit einer einzigen App kompatibel sind, hat für die deutschen Nutzer auch eine gute Seite. Es besteht nicht die Gefahr zu viel aus seinem Privatleben schön strukturiert im Internet zu verbreiten, ohne es zu wollen. Noch.

<h3>Stephanie Knobus</h3>

Stephanie Knobus