Einfach mal dagegen sein

von | 19. Mai 2011

"Facebook", "StudiVZ" oder "Twitter" ist jedem ein Begriff. Aber wie sieht es mit "Hatebook", "Twatter" oder "Isolatr" aus? Diese sogenannten antisozialen Netzwerke sind die Kehrseite Sozialer Netzwerke. medienMITTWEIDA hat mit Hans-Georg Soeffner, dem Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, über den Zweck von antisozialen Netzwerken gesprochen.

„Bist du bei Facebook? Oder bei StudiVZ?“ Wer heutzutage auf diese Fragen mit Nein antwortet, bekommt eine patzige Antwort oder einen verständnislosen Blick zugeworfen. Die Mitgliedschaft in den diversen Sozialen Netzwerken wird bei jungen Menschen vorausgesetzt. 96 Prozent der 14- bis 29-jährigen Internetnutzer sind laut einer Studie bei sozialen Netzwerken angemeldet.

Doch wie so oft gibt es auch bei Networks hier eine Gegenbewegung? Wer nicht mehr „angestupst“ oder „gegruschelt“ werden will, ist bei Twatter oder Hatebook genau richtig. Letzteres bietet die Möglichkeit andere Personen als „Haters“ oder „Homies“ hinzuzufügen. Anstatt wie bei „StudiVZ“ seine Lieblingsmusik oder Bücher anzugeben, sind „Things that suck“ oder „Why i’m better than you“ im Profil gefragt. Auf antisozialen Netzwerken können sich Nutzer so darstellen, wie sie es in sozialen Netzwerken kaum tun würden. Außerdem lassen sich fröhlich Junkmails versenden. Auch Partnerbörsen boomen im Netz. Wer jedoch für immer alleine bleiben will ist bei isolatr oder alleinr richtig.

Web 2.0 – Mobbing leicht gemacht

Twatter bietet aber nicht nur den Raum um sich über seine Abneigungen auszulassen, auch um andere Personen zu „dissen“ und auszugrenzen wird der Dienst genutzt. Wie im realen Alltag gibt es auch im Netz Symphatie und Antipathie zwischen Menschen. „Das Netzmobbing ist nur medial neu. Die Struktur an sich nicht. Neu ist die Form der direkten Beschimpfung“, erläutert Hans-Georg Soeffner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Im Web sei kein direkter Kontakt oder soziales Umfeld gegeben, das den Nutzer vielleicht von unangebrachten Kommentaren oder Mobbing abhalten würde, erklärt er. Auch wenn Nutzer im Umgang mit dem Internet immer geübter sind, sei die Hemmschwelle für Gemeinheiten durch die vielen neuen Möglichkeiten des Web 2.0 auch in Zukunft sehr gering. Ein Ende der antisozialen Bewegung ist demnach nicht in Sicht.

Im folgenden Interview spricht der Vorsitzende der deutschen Gesellschaft für Soziologie, Hans-Georg Soeffner, über Netzetikette und antisoziale Netzwerke.

Bearbeitung: Stefan Tenner | Bildquelle: Quelle: sxc.hu, flickr.com, twatter.com; Foto: nezabarom, cambodia4kidsorg; Bearbeitung: Florian Pfennig

<h3>Bianca Emmert</h3>

Bianca Emmert