Kommentar: Endlich wieder volle Säle

von | 21. Januar 2010

Als die Filmwirtschaftsforscher von Nielsen EDI zu Beginn dieses Jahres erste Schätzungen herausgaben, dürften bei Produktionsfirmen, Verleihern und Kinos die Korken geknallt haben. Knapp 20 Millionen Tickets wurden im vergangenen Jahr mehr verkauft.

In der Mitte des vergangenen Jahrzehnts erlebten die Besucherzahlen einen nicht gekannten Einbruch. Eine allgemeine Abwendung vom Kino als Freizeitgestaltung und das Aufkommen von DVDs und flächendeckendem Internetanschluss hatten berechenbare Konsequenzen: Kinosterben, weniger Besucher, Verzweiflung in der Branche. Alle Zeichen standen auf Krise. Doch wieder mal hatte ein altes Sprichwort die Gelegenheit sich zu bewahrheiten: Totgesagte leben länger.

Deutscher Film auf deutschen Leinwänden

Eine Zahl sticht besonders aus den Positivmeldungen heraus: Satte 26 Prozent der Kinobesuche führten die Zuschauer im vergangenen Jahr in deutsche Produktionen. Zwar sind bei diesem Wert die internationalen Koproduktionen, darunter auch Knaller wie „Inglorious Bastards“ oder „Der Vorleser“, mit eingerechnet, er bleibt aber nichtsdestotrotz erstaunlich. Noch vor wenigen Jahren schließlich hätte sicher niemand deutschsprachige Kassenschlager vermutet: Die Filme galten als höchstens mittelmäßig produziert, meistens irgendwie melodramatisch und nicht gerade erfolgversprechend, wenn ein unterhaltsamer Kinoabend anstehen sollte. In den Top 10 des vergangenen Jahres finden sich gleich drei deutsche Produktionen: „Die Päpstin“, „Zweiohrküken“ und „Wickie“. Letzterer landete sogar auf Platz drei und stammt von Michael Bully Herbig, der als Rettungssanitäter des deutschen Blockbusters betrachtet werden darf.

Insgesamt hinterlässt der Blick auf die Charts aber eher einen schalen Nachgeschmack. Vier Fortsetzungen und fünf Literaturverfilmungen, als seien dem gemeinen Kinogänger Originalstoffe oder ganz neue Welten und Charaktere zu gefährlich. Dafür gab es erstmals die neue 3D-Technik in den Kinosälen zu bestaunen: Der Blockbuster „Avatar“ war zwar im Prinzip ein „Pocahontas“-Remake, konnte aber durch seine imposanten Animationen überzeugen. Wie erfolgreich „Avatar“ wirklich war, wird sich in den Zahlen von 2010 zeigen, schließlich ist er erst am 17. Dezember 2009 angelaufen. Der erfolgreichste Film des Jahres 2009 steht allerdings schon fest: Wer eine Karte für „Ice Age 3“ kaufte, durfte einen Film für die ganze Familie erwarten. Platz zwei auf dem Treppchen gebührt „Harry Potter“ – 6,1 Millionen Zuschauer wollten sehen, wie die Geschichte des britischen Zauberschülers weitergeht.

Abschließend noch ein kleiner Appell: Liebe Kinobetreiber, Verleiher und Filmproduzenten. Wir haben uns DVDs und Downloads angeschaut. Das war aber nichts für uns. Wir gehen jetzt wieder in die Kinos und wir reden auch darüber. Wir wollen Komödien, Dramen, Kinderfilme, große Schauspieler und 3D-Action. Jetzt könntet ihr ja auch ein bisschen mutiger werden. Vielleicht kommen wir dann nicht nur für Unterhaltung und Weltschmerz, sondern auch um andere fantastische Film-Welten zu erleben.

<h3>Antonia Ratajski</h3>

Antonia Ratajski