Kommentar: Jede Armee ist cooler als die Bundeswehr

von | 24. November 2011

Deutschland mag seine Armee nicht, wenn sie sich als solche präsentiert. Dies lassen zumindest die Reaktionen auf ein „Youtube“-Werbevideo der Bundeswehr vermuten. Warum eigentlich?

Die US-Armee zeigt schon lange realistische Bilder vom Alltag eines Soldaten.

Die Musik mag etwas schlecht gewählt sein und die Nationalhymne auch nicht so recht zu den Bildern passen, aber die übermäßige Kritik der deutschen Politiker und Medien am „Youtube“-Video der Bundeswehr ist übertrieben. Auch wenn die Präsentation nicht harmonisch ist, sind die gezeigten Bilder realistischer als es der Vergleich mit einem Ego-Shooter vermuten lässt. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Rainer Arnold bezeichnete das Video gar als „gewaltverherrlichend und geschmacklos“.

Die Bundeswehr ist ein militärisches Staatsorgan, also eine Armee, zu deren Aufgaben die Kampfhandlung gehört. Viele Deutsche wollen dies nicht wahr haben. Da Pazifismus heutzutage „in“ ist, werden die Streitkräfte der Bundesrepublik lieber als teurere Hilfsorganisation gesehen. Geht es nach der öffentlichen Meinung, dürfte die Bundeswehr in ihren Werbevideos nur mit Sandsack füllenden, Hilfsgüter verteilenden und Katastrophenopfer rettenden Soldaten werben.

Gute Videos überall

Im Vergleich zu Werken anderer Streitkräfte ist das deutsche Werbevideo harmlos. Würde die Bundeswehr sich einen US-amerikanischen Clip als Vorbild nehmen und dessen Werbeslogans übernehmen, wäre der Protest wohl noch stärker. Aussagen wie „Es gibt die Stärke und die Bundeswehr-Stärke“ oder „Ich bin ein deutscher Soldat – ich bin ein Krieger“ verbietet die Historie Deutschlands. Selbst die Videos der Niederländer, Schweden und Franzosen sind dynamischer, attraktiver und auch brutaler als jedes bisher veröffentlichte Video der deutschen Streitkräfte – wobei diese nur die üblichen Handlungen und Aufgaben eines Soldaten zeigen.

Werbung für Soldaten

Seit dem Ende der Wehrpflicht herrscht Rekrutenmangel bei der Bundeswehr. Umso wichtiger ist es, die deutsche Jugend über Werbung zu erreichen. Die bisher eher zurückhaltenden Werbevideos waren anscheinend erfolglos und wirkten altbacken. Verständlich, dass die Marketingabteilung in so einer Situation andere Wege geht. Die Zielgruppe, hauptsächlich jugendliche Männer, erreicht ein solches Unternehmen selten mit Bildungsmöglichkeiten und sozialem Mehrwert der Aufgaben.

Auch wenn viele Bundesbürger dies nicht wahrhaben wollen: Panzer, Hubschrauber und Kriegsschiffe sind der Arbeitsplatz eines Soldaten. Der korrekte Umgang mit Waffen ist zudem die Aufgabe eines jeden Soldaten. Würde die Bundeswehr in ihren Werbevideos Waffen und Kampfhandlungen ausblenden, würde sie die Rezipienten belügen. Die Bundeswehr ist eine Armee und nicht das Rote Kreuz.

Die deutschen Politiker, Medien und auch die Gesellschaft sollten von ihrem hohen Ross steigen und endlich einsehen, dass auch Deutschland Streitkräfte benötigt und dass deren Aufgaben nicht nur humanitäre Einsätze sind. Dies in Werbevideos zeigen zu dürfen, sollte dann selbstverständlich sein.

<h3>Martin Kisza</h3>

Martin Kisza