Kommentar: Leipzig, wir haben ein Problem

von | 2. September 2011

Wenn ein Unternehmen sein eigenes Produkt ändert, dann sollte dies immer etwas Positives mit sich bringen – so auch in den Medien. Das haben sich wahrscheinlich auch die Verantwortlichen von "MDR Jump" gedacht, als sie sich für einen Relaunch des Drei-Länder-Senders entschieden haben. Nun droht nach dem Neustart der Totalabsturz.

Die größte Veränderung und gleichzeitig die polarisierenste ist neben der Integrierung des Kürzels „MDR“ in den Sendernamen die neue Ansprechart der Hörer. Wurden die Hörer bei „Jump“ noch geduzt, sollen sie bei „MDR Jump“-Moderatoren nun mit einem unpersönlichen Sie angesprochen werden. An sich ist diese Entscheidung ja auch in Ordnung, werden als neue Hörerschaft doch die 20- bis 49-Jährigen vom Sender angestrebt.

Über die Pros und Contras dieser Veränderung sind heiße Diskussionen im Internet, speziell auf der Facebook-Seite von „MDR Jump“, entbrannt. Das eigene Stammpublikum scheint nicht wirklich damit einverstanden, dass es jetzt zu den Alten gehört, die gesiezt werden. Wäre dieser Schritt zurück nicht schon Diskussionsstoff genug, leisten sich die Moderatoren auch noch einen Fauxpas nach dem anderen. Es ist besonders amüsant zu hören, dass sich so recht noch keiner an die neuen Richtlinien hält. In der ersten Woche wurden die Ansprechformen dauerhaft vermischt – auf Ihr folgte Sie, gepaart mit einem Du abgeschlossen von einem „und nun kommt für euch“. Diese Inkonsequenz führte auch bei den großen Medienportalen zu verdientem Hohn und Spott.

Zu junge Popmusik

Nun sollte ja mit einer neuen Zielgruppe auch ein verändertes Musikangebot Einzug bei „Jump“ erhalten. Die Suche nach dem neuen Musikstil im Programm ist allerdings vergebens. Nach gefühlten zwei Stunden „MDR Jump“-Konsum wurden die kompletten Charts durchrotiert und das jugendliche Musikgelalle geht wieder von vorn los. Schwer vorstellbar, dass dieses Musikangebot dem Großteil der neuen Zielhörer gefällt. Eben darum beschweren sich viele Hörer darüber, dass „MDR Jump“-Musik für Jugendliche spielt, aber Programm für Erwachsene macht. Die Moderationen haben Ähnlichkeit mit dem Stil von „MDR Info“ und das alles in einem Bett aus Kinderdiskomusik. Ein kläglicher Versuch, eine Trennung von „MDR Sputnik“ deutlich zu machen. Alles in allem klingt alles elanlos und wie ein Sender, den die eigene Oma vor fünf Jahren gehört hat.

Relaunch gescheitert

Das Urteil nach einer Woche von „MDR Jump“ fällt alles andere als positiv aus. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen doch noch einmal zusammensetzen und überlegen, ob sie den Sender so weiter über den Äther laufen lassen wollen. Aber was bleibt an positivem zurück? Die Macher haben es wenigstens versucht – der gute Wille zählt.

<h3>Jonna Hoffmann</h3>

Jonna Hoffmann