#medienWOCHE: 1. bis 7. November 2014

von | 7. November 2014

Diese Woche mit viel Kritik gegen die mediale Berichterstattung +++ der Niederlage Springers gegen Google +++ mit 25 Jahre Mauerfall in den Medien +++ und einer unglücklichen Aussage des Bundespräsidenten. Wo […]

Diese Woche mit viel Kritik gegen die mediale Berichterstattung +++ der Niederlage Springers gegen Google +++ mit 25 Jahre Mauerfall in den Medien +++ und einer unglücklichen Aussage des Bundespräsidenten.

Wo ist die Qualität hin?

In Deutschland wird aktuell debattiert, ob unsere Medien noch vertrauenswürdig sind. In dem in der FAZ veröffentlichten Artikel von Stefan NiggemeierJournalismus unter Verdacht“, schrieb er unter anderem über die Glaubwürdigkeit der Öffentlich-Rechtlichen. Die Kritik an deutschen Leit- und Qualitätsmedien verstärkte sich zu Beginn des Jahres. Grund dafür? Die Berichterstattung rund um den Ukraine-Konflikt 2014. Seit einigen Wochen versuchen sich nun die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten an einer „Wiedergutmachung“, indem sie sich zu ihren Fehlern in der Berichterstattung bekennen und auf Programmbeschwerden antworten.

Niggemeier verwies in seinem Artikel „Spiegel-Autor Neef: „Das ‚Stoppt Putin jetzt‘-Titelbild war misslungen““ außerdem auf das „Medium Magazin“. Dieses beschäftigt sich aktuell auch mit der mangelnden Glaubwürdigkeit der deutschen Medien. Dass sich die Medienunternehmen keinerlei Schuld bewusst seien und das die „Journalisten von heute“ nicht unvoreingenommen über das Weltgeschehen berichten, kritisiert der Medienjournalist in seinem Blogeintrag „Von Putinverstehern und Journalistenverstehern“ scharf: „Und zu erkennen, dass es die Aufgabe freiheitlicher Medien ist, gerade auch diese vermeintlich eigene und vermeintlich gute Seite besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen. Ich vermisse dieses Bewusstsein in der Berichterstattung.“ Er erklärte weiter:

„Ich glaube, dass wir von unseren Qualitätsmedien erwarten können, dass sie genauer berichten. Dass sie weniger Fehler machen, vor allem, wenn es um Krieg und Frieden geht. Dass sie sensibilisiert sind für eine mögliche eigene Voreingenommenheit, was die Berichterstattung kleiner Details angeht, aber auch das große Ganze. Dass sie in einem viel größeren Maße ihre Rolle reflektieren, die Position, die sie einnehmen. Dass sie bewusst die Perspektiven wechseln und sich nicht als Kriegs– oder Konfliktpartei verstehen. Und dass sie sich kritisch und selbstkritisch mit Vorwürfen … auseinandersetzen …“.

Axel Springer gibt sich Google geschlagen

Die VG Media und damit auch der Medienkonzern Axel Springer SE ist mit dem Versuch gescheitert Google zu Lizenzzahlungen für Suchanzeigen zu verpflichten. Google müsste, wie andere Suchmaschinenanbieter seit dem Leistungsschutzrecht 2013, Zahlungen an Medienunternehmen leisten, um deren Inhalte als sogenannte Snippets anzuzeigen. Snippets bestehen normalerweise aus Überschrift, Vorschaubild und Textausschnitt bei Suchergebnissen. Google wollte allerdings diese Zahlungen nicht leisten und zeigte von vier ausgewählten Medienerzeugnissen von Springer, darunter welt.de, computerbild.de, sportbild.de und autobild.de, nur noch die Überschrift und den dazugehörigen Link an. Das hatte deutliche Umsatzeinbußen bei Springer zur Folge. Denn es „seien deutlich weniger Internetnutzer auf die Internetseiten der betroffenen Springer-Medien weitergeleitet worden“ teilte Mathias Döpfner (Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE) gegenüber ZEIT ONLINE mit:

„Bei Google News ist der Traffic um rund 80 Prozent eingebrochen.“

Springers Bilanz?  Das Unternehmen wird nun Google gestatten die Inhalte wieder kostenlos als vollständige Snippets anzuzeigen, da sonst die Umsatzeinbußen zu gravierend wären. Jedoch erteilt Axel Springer die Gratis-Lizenz nur für Google und nicht für andere, kleinere Suchmaschinen, die weiterhin Lizenzen käuflich erwerben müssen, denn diese hätten laut Springer „keine marktbeherrschende Stellung“, so Döpfner gegenüber News-Business:

„Das ist vielleicht der erfolgreichste Misserfolg, den wir je hatten. So traurig es ist, aber wir wissen jetzt sehr präzise, wie massiv die Folgen der Diskriminierung sind, wie sich die Marktmacht von Google tatsächlich auswirkt und wie Google jeden bestraft, der ein Recht wahrnimmt, das der Deutsche Bundestag ihm eingeräumt hat.“

Internetseiten arbeiten 25 Jahre nach dem Mauerfall auf

So kurz vor dem 25. Jahrestag des Mauerfalls arbeiten die Medien auf Hochtouren: Dokus, Specials, Hintergrundberichte. Ob ZEIT ONLINE, berlin.de oder fallofthewall25.com – sie und andere haben alle etwas gemeinsam – sie beschäftigen sich mit der Aufarbeitung der DDR seit dem Fall der Mauer.

ZEIT ONLINE geht bei der Aufarbeitung detailliert auf Einzelschicksale ein. Gleichzeitig werden in anderen Artikeln typische Ost-West-Konflikte dargestellt und Klischees aufgegriffen, mit denen sich die Deutschen seit Jahren beschäftigen. Die Seite fallofthewall25.com startet hingegen eine eigene Aktion: Vom 7. bis 9. November wird mit Ballons die Berliner Mauergrenze nachgebildet und die Geschichten von sogenannten „Ballonpaten“ verbreitet. Berlin.de kooperiert mit fallofthewall25.com und greift die Inhalte thematisch erneut auf. Ein Blick auf diese Seiten lohnt sich.

Bundespräsident Gauck und die Links-Partei

In den Medien zur Zeit stark präsent, sind die Aussagen von Bundespräsident Joachim Gauck. In einem Interview mit Ulrich Deppendorf, in der Sendung „bericht aus berlin“ zum Thema Mauerfall vom 2. November, äußerte er sich kritisch zur Regierungsbildung in Thüringen:

http://www.youtube.com/watch?v=RkpianxG7N4

Derzeit befindet sich das Bundesland auf dem Weg zu einer rot-rot-grünen Regierung und alle Parteien schlagen Bodo Ramelow (Links-Partei) als Ministerpräsidenten vor. Es ist bekannt, dass Gauck kein Freund der Links-Partei ist. Doch darf der Bundespräsident, in Anbetracht seiner Position, solche Gedanken öffentlich aussprechen? Der Spiegel bekräftigte in seinem Artikel, dass es Gauck nicht zustehe, diese Meinung als Staatsoberhaupt öffentlich zu vertreten. Anderer Meinung ist da zum Beispiel ZEIT ONLINE, die Gaucks Antwort verteidigt.

 

Text: Josephine Senger. Beitragsbild: flickr.com – Mario Sixtus. Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0. Bearbeitung: Christine Wolf.

<h3>Josephine Senger</h3>

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