Publish-it-yourself

von | 7. Oktober 2013

Selbstverlegen wird heutzutage leicht gemacht. Ein ambitionierter Autor mit Buch in digitalem Format und eine Anmeldung auf einer Selfpublisher-Plattform wie etwa der von Amazon, mehr braucht es nicht. Selbstverlegerin Carina […]

Selbstverlegen wird heutzutage leicht gemacht. Ein ambitionierter Autor mit Buch in digitalem Format und eine Anmeldung auf einer Selfpublisher-Plattform wie etwa der von Amazon, mehr braucht es nicht. Selbstverlegerin Carina Bartsch zeigt, dass man damit auch sehr erfolgreich sein kann.

„Carina Bartsch lebt ihren Traum“ titelt ein Werbebanner auf der Website des Online-Händlers Amazon. Es geht um eine Autorin, die sich eine erfolgreiche „Selfpublisherin“ nennen darf. Ein langer Weg auf der Suche nach Verlagen liegt hinter ihr. Doch sie hat es geschafft, ihren Traum ─ eigene Bücher zu verlegen und davon zu leben ─ zu verwirklichen. Sind die Zeiten, in denen sich mühevoll Verleger gesucht werden mussten, mittlerweile vorbei?

KindleDirect Publishing

Die neuen Selbstverlage in Deutschland erfreuen sich besonders seit dem Start des KindleDirect-Publishing Programms (KDP) im Frühjahr 2011 großer Beliebtheit. Die Handhabung ist vergleichsweise einfach. Auf der Publikations- und Vermarktungsplattform können Bücher hochgeladen und zum Download angeboten werden. Kein langes Warten und Hoffen auf eine Zusage von einem Verlag. Auch die Abrechnung wird von Amazon übernommen. Bei dieser Form des Verlegens entstehen keine Grundkosten für Programme und Selbstveröffentlichungstools. Außerdem ist keine Abgabe der Nutzungsrechte erforderlich.

Auf die vorderen Plätze der Kindle-Bestsellerlisten schaffte es Carina Bartsch mit ihrem Debütroman „Kirschroter Sommer“, den sie selbst verlegt hat. „Mir ist es gelungen, die Leser mit meiner Schreibweise zu berühren“, beschreibt die 28-Jährige ihren Erfolg. Zudem sei sie vollkommen frei beim Schreiben gewesen, hatte keine Vorgaben, die sie einhalten musste und wurde nicht auf „Markttauglichkeit“ getrimmt.

Hohe Anforderungen der Verlage an Autoren

Dass ein hohes Maß an Leistung seitens der Verlage gefordert wird, beschreibt Martin Spieles, Leiter Kommunikation der S. Fischer Verlage. „Höchste Qualität (im spezifischen Genre, ob Hochliteratur oder Unterhaltung) und die berechtigte Chance auf publizistischen oder kommerziellen Erfolg – im Glücksfall beides“, sollte ein Erstlingswerk erfüllen.

Erst als sich bei Carina Bartsch Erfolge mit ihrem Selbstverlag zeigten, wurde sie vom Verlag Rowohlt unter Vertrag genommen. Die Romane „Kirschroter Sommer“ und „Türkisgrüner Winter“ wurden im weiteren Verlauf als Taschenbücher auf den Markt gebracht. Vor dem Erfolg hatte sie nur Standardablehnungen von Verlagen kassiert und ihre Unterlagen größtenteils ungelesen zurückbekommen.

Ohne Druck geht es kaum

Nach vielen Absagen am Anfang ihrer Autorentätigkeit habe es Bartsch immense Überwindung gekostet, auf Angebote von Verlagen einzugehen, die erst offeriert wurden, als sie bereits Erfolge vorweisen konnte. „Anfangs wollte ich gar nichts davon hören, weil ich mich sehr wohl mit meinem eigenen Verlag fühlte.“ Ihn aufzugeben und ein „normaler“ Verlagsautor zu werden, stand für sie nicht zur Debatte. Es musste also auf eine Zusammenarbeit zweier Verlage hinauslaufen, sonst hätte sie sich nicht darauf eingelassen. „Ich bin mit meiner Entscheidung, die eBooks weiterhin eigenständig zu verlegen und die gedruckten Bücher vom ,Rowohlt Verlag‘ publizieren zu lassen, nach wie vor sehr glücklich“, bekräftigt Bartsch.

Verlagswelt im Umbruch

Die Verlagswelt hat sich aufgrund der Digitalisierung gewandelt. Der Wandel ist „natürlich tiefgreifend, in jedem Schritt unserer Arbeit, ob die Produkte selbst, Herstellungsschritte, Distribution und Kommunikation – absolut alles“, fasst Martin Spieles zusammen.

Ob dies aber auch bedeutet, dass es wesentlich leichter geworden ist, sein eigenes Buch zu verlegen, kommt laut Carina Bartsch darauf an, „wie einfach man es sich macht“. Ein eBook zu veröffentlichen sei eine Leichtigkeit. Lege man aber Wert auf Qualität, Professionalität, korrekte Rechtschreibung und Grammatik, eine Printausgabe sowie eine ordentliche Aufmachung, stecke wahnsinnig viel Arbeit dahinter, meint die Autorin.

Selfpublishing wird in der Verlagswelt gegenwärtig noch nicht als große Konkurrenz gesehen. „Das wird sich aber sicher noch weiterentwickeln“, lautet die Prognose von Martin Spieles.

Text: Sarah Hähle. Bild: Nancy Matschke.

<h3>Sarah Hähle</h3>

Sarah Hähle