Umweltschutz im Wintersport

Skifahren im Grünen

von | 7. Februar 2020

Auf weißem Band den Berg hinunter. Wer braucht schon Schnee für den Wintersport?

13,35 Millionen Deutsche favorisieren einen Skiurlaub als Urlaubsreise. Sie möchten um jeden Preis den Berg herunter rasen, auch bei wenig Schnee. Daher sind Bergbahnbetreiber auf der Suche nach Alternativen zum natürlichen Schnee. Jedoch stellt sich die Frage: Welche Folgen haben diese für die Umwelt?

Touristengebiete versuchen mit aufwendiger Technik, für genug Schnee auf den Pisten zu sorgen. Eine der bekanntesten Varianten ist Kunstschnee. Dieser ist allerdings für die Natur schädlicher als natürlicher Schnee und auch für die Skifahrer nicht optimal. Daher haben die Bergbahnbetreiber eine neue Lösung gefunden: Snowfarming. Die Methode kommt aus Skandinavien und wird in der Schweiz, Österreich und Deutschland seit Jahren verwendet. Hierbei wird der Schnee in dem darauffolgenden Jahr wieder genutzt. Um eine möglichst große Menge zu erhalten, wird im Frühjahr ein riesiger Schneehaufen zusammengeschoben und anschließend zu einem Schneedepot gebracht. Dort wird er trapezförmig verdichtet und anschließend mit einer Hartschaumplatte isoliert. Die letzte Schicht besteht aus Hackschnitzeln oder Fleece. Letzterer wird auch auf Gletschern verwendet, um die Gletscherschmelze zu verlangsamen. 

Im Vergleich zu herkömmlichem Kunstschnee hat Snowfarming den Vorteil, frühzeitig, auch bei wärmeren Temperaturen, verwendet werden zu können. Schneekanonen hingegen benötigen über mehrere Tage möglichst geringe Temperaturen, außerdem viel Energie und Wasser für die Produktion.

Kunstschnee versus eingelagerter Schnee: Was fährt sich besser?

Bereits vor rund fünf Jahren waren, laut einer Umfrage von YouGov56 Prozent der Skifahrer der Meinung, es solle auf Kunstschnee verzichtet werden. Oft sei die Piste vormittags hart und nachmittags von der Sonne aufgeweicht. Es wird vor allem dem Kunstschnee nachgesagt, dass er sich im Laufe des Tages von sehr eisig zu sehr sulzig verändert. Diese Entwicklung findet auch bei eingelagertem Schnee statt, jedoch verhält sich dieser ähnlich zum Naturschnee und ist griffiger. Letztendlich präferiert jeder Wintersportler eine andere Beschaffenheit der Piste, weshalb eine Verallgemeinerung schwierig ist. 

Eine schöne grüne Wiese zum Skifahren – Zum Glück gibt es Kunstschnee. Foto: Moerschy, Pixabay-Lizenz

Die Umweltbelastung

Skifahren ist kein umweltschonender Sport. Neben den oft langen Anfahrten mit dem Auto sorgen die präparierten Pisten für zusätzliche Schäden in der Natur, vor allem Pisten aus Kunstschnee. Für den Bau einer Skipiste werden teilweise Wälder gerodet, die Bäume mit Wurzel herausgerissen und die Fläche angeglichen. Außerdem müssen zu den Bergbahnen auch Parkplätze und Unterkünfte gebaut werden. 

Um eine optimale Piste zu erhalten, muss diese planiert werden. Mit einem Pistenpräparationsgerät wird der Schnee verdichtet, Lufträume werden zusammengedrückt oder gefüllt. Dies hat zur Folge, dass der Boden kein Wasser aufnehmen kann. Bei Regen führt das nicht nur zu Überschwemmungen, sondern auch zu Erdrutschen und Gerölllawinen. Durch die Rodung von Wäldern wird dieser Effekt noch verstärkt.

Planierte Pisten aus natürlichem Schnee sind durchlässiger und Wasser kann daher besser abfließen. Bergbahnen werben aus diesem Grund mit Snowfarming und dem wiederverwendeten Schnee. Jedoch zweifeln Naturschützer an dem eingelagerten Naturschnee. Manche Skigebiete lagern keinen natürlichen Schnee ein, sondern produzieren extra für die Einlagerung Kunstschnee. Für die Umwelt bietet das keinen Vorteil, da mehr Energie benötigt wird. Zunächst für die Produktion des Kunstschnees und dann für die Lagerung über den Sommer.

Der Grünen-Politiker Christian Zwanziger, im Bayerischen Landtag München, hat daran ebenfalls Zweifel geäußert, wie er dem Deutschlandfunk Kultur gegenüber äußert:

„Wenn der Schnee, der in diesem Depot gelagert wird, überschüssiger Naturschnee wäre, der in schneereichen Wintern anfällt – das wäre das eine. Aber nach den mir vorliegenden Informationen geht es meistens darum, dass man zum Ende der Saison nochmal die kälteren Temperaturen nutzt, um dann Kunstschnee zu produzieren, den man dann einlagert. Und dann ist unterm Strich die Problematik gleich. Es ist immer ein energieintensiver Einsatz notwendig, um den Kunstschnee, egal ob direkt für die Piste oder für das Lager, zu produzieren.“

Christian Zwanziger
Grünen-Politiker im Bayerischen Landtag

Die Gemeinde Scheidegg (bayerisch-schwäbischer Landkreis Lindau) hat aufgrund der Kritik von Naturschützern den überschüssigen Naturschnee eingelagert. Insgesamt wurden 400 Kubikmeter Kunstschnee und 400 Kubikmeter Naturschnee deponiert. Am Ende sind nur rund 20 Prozent übrig geblieben. Der Bund Naturschutz Bayern begrüße das Einstellen des Projektes, da beim Snowfarming zu viele Ressourcen, wie zum Beispiel Strom und Diesel, verschwendet würden, erklärt Erich Jörg, Kreisvorsitzender in Lindau.

Tipps vom WWF für möglichst nachhaltiges Skifahren:

1. Auf umweltschonende Verkehrsmittel umsteigen.
Zum Beispiel mit dem Zug anreisen, anstatt mit dem eigenen Auto.

2. Umweltfreundliche Hotels wählen.
Hotels können sich von unabhängigen Instituten überprüfen lassen, um ein Umweltzertifikat zu erhalten. Zum Beispiel das deutsche Zertifikat Viabono, das Österreichische Umweltzeichen oder das Schweizer Label „ibex fairstay“.

3. Präparierte Pisten nicht verlassen
Um Wildtiere nicht zu stören oder Pflanzen zu beschädigen, sollten Skifahrer immer auf den gekennzeichneten Pisten bleiben.

4. Künstliche Beschneiung meiden
Gebiete, die Kunstschnee einsetzen, sind leicht durch die Schneekanonen am Rand der Piste zu erkennen.

5. Nachhaltige Skigebiete wählen
Es gibt Skigebiete, die nur nachhaltige Energien verwenden, auf künstlich präparierte Pisten verzichten und eine gute öffentliche Verkehrsanbindung haben. In den Alpen haben sich beispielsweise 28 Ferienorte zu den Alpine Pearls zusammengeschlossen, um einen umweltfreundlichen Tourismus zu bieten.

Meinung der Autorin

Skifahren schließt Umweltschutz nicht aus:

Ich bin selbst Skifahrerin und jährlich im Skiurlaub. Mir persönlich ist unsere Umwelt sehr wichtig und ich achte auf einen umweltbewussten Lebensstil. Nichtsdestotrotz liebe ich Skifahren und würde es nicht aufgeben. Meiner Meinung nach muss man nicht bereits im Oktober auf einem weißen Band aus Kunstschnee herunterfahren. Auch ich musste die letzten Jahre erfahren, dass Ende Dezember der natürliche Schnee zum Skifahren meist nicht ausreicht. Daher habe ich meinen Skiurlaub auf Februar verschoben. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, auf ein Auto zu verzichten, da man eine Menge Gepäck benötigt. Ich selbst fahre in der Regel mit mehreren Freunden zusammen in den Skiurlaub. Unser Kompromiss: Zwei Personen fahren mit einem voll bepackten Auto und der Rest fährt mit wenig Gepäck Zug. Eine andere Möglichkeit ist es, auf das Angebot vieler Busunternehmen zurückzugreifen, die für einen oder auch mehrere Tage Ski-Exkursionen anbieten.

Wenn der natürliche Schnee nicht ausreichend ist, fahre ich am liebsten auf einer Mischung aus Kunst- und Naturschnee. Die Komination ist griffiger und weniger eisig als reiner Kunstschnee. Snowfarming macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn dieser nicht vorher von Schneekanonen erzeugt wird. Außerdem benötigt auch das Schneedepot Energie, damit der Schnee den Sommer über nicht wegschmilzt. 

Ein wirklich umweltfreundliches Skifahren gibt es nicht. Jeder Skifahrer muss letztendlich für sich selbst entscheiden, auf was er beim Skifahren verzichten kann, um unsere Umwelt zu schützen.

Text: Magdalena Wimmer, Titelbild: Toni Fuchs, Pixabay-Linzens (bearbeitet), Foto: Moerschy, Pixabay-Lizens

<h3>Magdalena Wimmer</h3>

Magdalena Wimmer

ist 23 Jahre alt, gebürtige Münchnerin und seit dem Wintersemester 2019 im Team Bildredaktion. Hier unterstützen sie die Redakteure bei der Bebilderung der Beiträge.