„Die Titelmelodie ist kultig!“

von | 13. September 2012

Schauspielerin Ulrike Folkerts spricht mit medienMITTWEIDA über das Gute an alten „Tatort“-Filmen, etwaige neue Intros - und wie sie in Erinnerung bleiben will: Als „Super Frau“.

Schauspielerin Ulrike Folkerts spricht mit medienMITTWEIDA über das Gute an alten „Tatort“-Filmen, etwaige neue Intros – und wie sie in Erinnerung bleiben will: Als „Super Frau“.

Ulrike Folkerts, bekannt als Lena Odenthal, ist die dienstälteste "Tatort"-KommissarinUlrike Folkerts ist die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin. Als Lena Odenthal ermittelt sie bereits seit 1989 in Ludwigshafen. Schlagzeilen machte sie dieses Jahr mit einer Kritik an dem zukünftigen „Tatort“-Kommissar Til Schweiger, der die Titelmelodie der beliebten Krimireihe ändern lassen will. Im Interview mit Lisa Limbach spricht sie unter anderem über ihre schauspielerische Vergangenheit und Frauen im „Tatort“.

Sie spielen seit mittlerweile 23 Jahren die Kommissarin Lena Odenthal in Ludwigshafen. Was macht den „Tatort“ für Sie immer noch so interessant?

Mit einem guten Drehbuch, interessanten Figuren und einem super Plot ist bei einem „Tatort“ die Spannung garantiert. Ein Krimi bietet viele Möglichkeiten in menschliche Abgründe, emotional geladene, gestörte Beziehungen hinein zu schauen. Und „Tatort“ ist ein Sendeplatz geworden, wo auch mal gesellschaftlich relevante Themen, wie zum Beispiel Ehrenmord, Streumunition oder Sterbehilfe Platz finden können.

Was hat sich seit Ihrem Debüt beim „Tatort“ verändert?

Es gibt viel mehr Ermittlerinnen, Frauen waren zu Beginn der „Tatort“-Reihe eher eine Seltenheit. Dementsprechend gibt es andere Themen, andere Morde zu klären.

Als ich anfing wurde noch mehr mit der Angst des Zuschauers gespielt, es wurde geraucht, getrunken, es war oft dunkel, weniger psychologisch, aber hochgradig spannend, finde ich. Wir hatten mehr Zeit für einen Film, 32 Drehtage. Heute sind es bei uns noch 24, das heißt, wir konnten viel mehr proben, ausprobieren, mehr drehen…

Und was würden Sie als Schauspielerin aus heutiger Sicht anders machen?

Natürlich weiß ich heute viel mehr über meinen Beruf, die Arbeit vor der Kamera, der Film würde sicher anders werden. Trotzdem habe ich die damalige Arbeit mit dem Regisseur Peter Schulze-Rohr in sehr intensiver und guter Erinnerung. Er hat mir eine Menge beigebracht übers Drehen.

Was nehmen Sie aus Ihrer Rolle als Lena Odenthal mit ins reale Leben?

Nicht das kommissarische, aber ein bisschen profitieren wir beide voneinander. Von der Entwicklung als Schauspielerin, der Anerkennung als Lena Odenthal, dem Gefühl für Gerechtigkeit.

Da Sie ja nun schon so lange dabei sind: Gefällt Ihnen eigentlich der „Tatort“-Vorspann?

Ich find den kultig inzwischen. Jeder kennt diesen Titel, diese Titelmusik – das alles hat einen perfekten Wiedererkennungswert und ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Wozu ändern?

Til Schweiger hat sich ja für eine Änderung ausgesprochen. Gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ haben Sie gemeint, Schweiger werde eh nicht lange durchhalten. Gibt es nicht vielleicht doch Stärken, die er mitbringt?

Es ging mir nicht um seine Stärken, sondern um seine große Lust am Kino. „Tatort“ ist TV, das ist ein anderes Paar Schuh. Ich denke, der „ARD“ geht es darum, ein jüngeres Publikum zu erreichen. Vielleicht klappt das ja eher mit Leuten wie Til?

Da Sie gerade von jungen Menschen sprechen: Sie sind auch Jurymitglied bei mehreren Wettbewerben. Aus welchen Motiven heraus?

Juryarbeit betreibe ich in meiner Branche, beim „First-Step Award“ der Deutschen Filmakademie, bei der Drehbuchwerkstatt der „Hochschule für Film und Fernsehen“ – und das, weil es mir Spaß macht zu diskutieren, die Arbeit junger Leute anzuschauen, zu fördern, kennen zu lernen.

Außerdem engagieren Sie sich sozial. Wie kommt man zu Projekten wie „Aktionsbündnis Landmine“, bei dem Sie sich für ein Verbot von Landminen einsetzen?

Ich bin gefragt worden. Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und war in Minenräumgebieten im Kosovo… Danach wusste ich, es ist wahnsinnig wichtig, etwas dagegen zu unternehmen und wir waren erfolgreich. Es gibt immer noch viel zu tun in diesem Bereich, aber wir haben eine breite Öffentlichkeit geschaffen, Unterschriften gesammelt, Gesetze in Deutschland mit auf den Weg gebracht.

 Wenn die Öffentlichkeit später über Sie redet: Wie möchten Sie gern als „Tatort“-Kommissarin in Erinnerung bleiben?

Ach die Lena, die hat doch immer in Ludwigshafen ermittelt. Och doch, das waren schöne Fälle und sie gefiel mir immer am Besten, sie war so glaubwürdig. Ihr habe ich die Rolle voll und ganz abgenommen. Super Frau.

Das Interview führte Lisa Limbach; Bild: Katharina Schnitzler, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Lisa Limbach</h3>

Lisa Limbach