Radiopreis für interaktives „CrowdRadio“

von | 10. Oktober 2012

Christian Bollert, Geschäftsführer von „detektor.fm“, ist als Referent der Podiumsdiskussion „Endstation: Zukunft – Welche Potenziale hat das Radio 2.0?“ zu Gast beim Medienforum Mittweida. Anfang September machte er sogar Bekanntschaft […]

Christian Bollert wurde von Robbie Williams mit dem „Deutschen Radiopreis“ ausgezeichnet.

Christian Bollert, Geschäftsführer von „detektor.fm“, ist als Referent der Podiumsdiskussion „Endstation: Zukunft – Welche Potenziale hat das Radio 2.0?“ zu Gast beim Medienforum Mittweida. Anfang September machte er sogar Bekanntschaft mit Pop-Ikone Robbie Williams. Der britische Musiker überreichte Bollert und Kollege Marcus Engert in der Kategorie „Beste Innovation“ den „Deutschen Radiopreis“.

Im Interview erklärt Christian Bollert, inwiefern sich sein deutschlandweites Online-Radio „detektor.fm“ von der breiten Masse der Radiosender abhebt. Außerdem erklärt er, wie wichtig das Internet für die Zukunft des Radio ist und was er vom Medienforum Mittweida erwartet.

Welche Nische wolltet ihr mit der Gründung von „detektor.fm“ im Jahr 2009 im Online-Radiomarkt besetzen?

Uns hat schon damals ein deutschlandweites Radio gefehlt, welches journalistische Inhalte mit moderner Popmusik kombiniert. Eigentlich ein klassisches Magazin-Format. Aber offenbar hat der Anpassungsprozess im Radiomarkt dazu geführt, dass viele heutige Programme verwechselbar geworden sind.

Aus diesem von uns analysierten Mangel ist dann die Idee eines eigenen Online-Radios entstanden: Ein Radio mit Mut zu neuer Musik, zu journalistischen Themen und zur offenen Kommunikation mit den Hörern.

Sie beschreiben Ihren Sender als Programm für anspruchsvollere Hörer und möchten das Radio wieder attraktiver machen. Mit welchen Mitteln wollen Sie das erreichen?

Wir verzichten auf all die Elemente, die viele Menschen am Radio nerven: ständige Gewinnspiele, zwanghaft lustige Comedy oder „Dauer-Gute-Laune“. Dafür nehmen wir unsere Gesprächspartner und Hörer ernst. Wir sind davon überzeugt, dass viele Themen nicht in einer Minute und 30 Sekunden abgehandelt werden können. Ein zehn Minuten Interview mit dem Verteidigungsminister oder dem US-Botschafter in Deutschland findet man im deutschen Radio abseits von „detektor.fm“ nur sehr selten.

Die Einführung von DAB+ ist in den Augen vieler Kritiker gescheitert. Welches Entwicklungspotential haben im Gegensatz dazu Online-Radios?

Das Internet ist für uns die Radio-Technologie der Zukunft. Nicht umsonst sprechen selbst die letzten Verteidiger von DAB+ dabei von einer „Brückentechnologie“. Vor allem mit dem neuen Mobilfunkstandard LTE wird der endgültige Durchbruch für das mobile Netz in Deutschland kommen.

Aber schon heute kann ich mit modernen Smartphones problemlos in der Berliner S-Bahn fahren und „detektor.fm“ hören. Das Internet kommt auch ins Auto: Jeder Autohersteller forscht daran, Internet im Auto zu installieren. Sogar beim Integrieren von Car-to-Car-Kommunikation und Navigationstechniken wird das Internet-Radio fast aus Versehen mit ins Auto kommen.

Das Netz bietet außerdem im Vergleich zu UKW oder DAB+ viel mehr Interaktionsmöglichkeiten. Allein die Einbindung sozialer Netzwerke, das Einblenden von Album-Cover oder Zusatzdienste wie digitaler Songkauf sind in dieser Kombination nur im Internet möglich.

„detektor.fm“ ist das erst Online-Radio, das den „Deutschen Radiopreis“ in der Kategorie „Beste Innovation“ erhalten hat. Was ist eigentlich das besonders Innovative an Ihrem Sender?

Die „Beste Innovation“ beim „Deutschen Radiopreis 2012“ haben wir für die Idee einer interaktiven Sendung, dem „CrowdRadio“ erhalten. Die Idee und das Konzept dafür kommen übrigens von der Erfurter Agentur „frischr“. Die Jungs sind im Frühjahr auf uns zugekommen und haben uns ihre Smartphone-App präsentiert. Uns ist schnell klar gewesen, dass eine solche interaktive App für Smartphones das Radio um die Ebene der Hörerbeteiligung erweitern kann.

Sie werden auf dem Medienforum Mittweida über die Zukunftspotentiale des Radio 2.0 diskutieren. Was erwarten sie von diesem Podium?

Ich bin gespannt darauf, wie die Kollegen die Zukunft des Radios sehen. Denn ich persönlich glaube, dass das Medium Radio hervorragend zum Internet passt. Ist es doch das einzige Medium, welches exklusiv auf das Ohr geht. Und das Netz ist nun einmal generell ein sehr visuelles Medium. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion und neue Argumente für das alte Medium Radio im Jahr 2012.

Das Interview führte: Ole Reiss. Bild: Medienforum Mittweida, Bearbeitung: Nicole Schaum

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer