Alles Social und dann?

von | 14. November 2011

Robert Wauer appeliert an Unternehmen, soziale Netzwerke ernst zu nehmen. Der Gründer einer Agentur für digitale Kommunikation warnt daher vor schlecht betreuten Facebookseiten.

Wie können Agenturen über Social Media einen Mehrwert für den Werbetreibenden erreichen? Der Internetnutzer erhält mittlerweile den Eindruck, dass jedes Unternehmen eine eigene Fanseite bei „Facebook“ hat und regelmäßig twittert. Nicht immer hat das einen positiven Effekt. „Lieber gar keine Facebook-Seite als eine schlecht betreute“, erklärt Robert Wauer, Geschäftsführer der azionare GmbH, in seinem Vortrag „Alles Social und dann?“. Wenn Kunden die Pinnwand für Feedback nutzen und das Unternehmen nicht darauf reagiert, stellt der Nutzer den Sinn der Fanseite in Frage. Jegliche Kritik, auch negative, müsse ein Unternehmen immer im Blick behalten, sagt Robert Wauer.

Gelungene Interaktion mit dem Kunden

Als positives Beispiel für die Nutzung von Facebook nennt Wauer eine bekannte Drogerie-Kette. Auf deren Facebook-Pinnwand wurde seitenlang über bestimmte Pflegeprodukte diskutiert. Dies erschient vielen Gelegenheitsnutzern als trivial, aber für Stammkunden ist diese Art der Kommunikation authentisch. Schließlich werden keine Nicknames benutzt und die Betreuer der Seite agierten als Ansprechpartner. Entsprechend hoch war auch die Zahl der „Likes“, als das Unternehmen einen neuen Lippenpflegestift mit Himbeer-Geschmack ankündigte.

„Die Zahl der Fans hängt sehr von zeitlich begrenzten Aktionen ab. Wenn zum Beispiel die Verlosung der iPads vorbei ist, dann sinkt auch die Zahl der Anhängerschaft rapide“, sagt Robert Wauer. „Die Marke muss deswegen immer Bereitschaft für den Dialog zeigen.“ Um dies dauerhaft zu realisieren, brauche jedes Unternehmen eine Abteilung für Neue Medien. Nur so kann es  sich erfolgreich im Internet positionieren. Für Wauer ist letztlich nicht die Zahl der Fans entscheidend, sondern die Qualität der Kommunikation mit dem Kunden.

Als bedenklich bezeichnet Wauer die Timeline bei Facebook: „Die macht mir ein bisschen Angst, aber wie viele werden wohl einfach blind ihr ganzes Leben hineinkopieren?“ Eine Weiterführung dieser Strategie seien Apps wie „aka aki“. Das ist eine Art soziales Netzwerk, jedoch nur für den mobilen Gebrauch. Die Entwickler haben die Software mit einem Spiel verknüpft, sodass die Grenzen zwischen echter und digitaler Welt verschwimmen. So ist es noch einfacher an Nutzerdaten zu kommen: „Während eines Spiels drückt man schneller mal auf ,OK‘.“

Werbung per Targeting

Die Zukunft der Werbung gehört, spätestens wenn Cookies verboten werden, den Targeting Systemen. Die ist eine kontextsensitive Werbung, dank der sich dann Pannen (www.bad-ad.net) wie schlecht platzierte Werbung neben Nachrichten von Unglücken vermeiden lassen.

Auch das Web 3.0, welches Robert Wauer der Einfachheit halber einfach „my Web“ nennt, wird wichtig sein, um die Werbung an die richtige Person zu bringen: „Mit dem semantischen Web wird es möglich, die Interessen des Lesers zu erfassen und ihm eine persönliche Zeitung zu kreieren.“ Tools wie „Foursquare“ ermöglichen es dem Nutzer sein eigenes Social Web zu betreten. Mit dem Semantischen Fingerabdruck eines Textes oder einer Nachricht können Werbemittel intelligent eingesetzt werden. So wird es wohl keine Berichte mehr über den EHEC-Virus neben einer Gemüse-Werbung geben.

<h3>Cornelia Zänker</h3>

Cornelia Zänker