Die Regisseurin und Fotografin Katja Kuhl gewährte den Teilnehmern des Vortrags „Musik verpackt im Clip“ Einblicke in die komplexen Abläufe einer Musik-Clip-Produktion. Was alles dazu gehört, erklärte sie anhand des Videos für „New Age“ von Marlon Roudette. Da das Lied auch als erste Single zum Film „What a man“ veröffentlicht wurde, entstand ein zweites Musikvideo mit Filmausschnitten.
Von der ersten Anfrage beim Regisseur bis zum fertigen Video dauert die Produktion eines Musikvideos in der Regel circa vier Wochen. In diesem Fall war die Suche nach einem passenden Konzept für den Künstler aber wesentlich komplizierter. Eigentlich war die Regisseurin schon aus dem Rennen. Dann wurde Katja Kuhl jedoch gefragt, ob sie Fotos für Marlon machen will – und schon war sie wieder im Spiel. Die Chemie zwischen Künstler und Regisseurin stimmte und in einem langen Prozess der Ideenfindung wurde ein Konzept entwickelt. Angepeilt war eine Realisation innerhalb von zehn Tagen. Das sollte kein Problem sein, dachte sich Katja Kuhl, schließlich hatte sie eine Videoproduktion für Annett Louisan von der erste Kontaktaufnahme bis zum fertigen Produkt schon einmal in nur einer Woche abgehandelt.
Viermonatiger Prozess
Der Zehn-Tages-Plan wurde aber weit verfehlt, die gesamte Herstellung des Marlon Roudette-Videos dauerte letztendlich vier Monate. Dabei ging Katja intensiv auf die Wünsche des Künstlers ein. Immerhin verarbeitete er in dem Lied Ereignisse, die er nach dem Erfolg seiner Band „Mattafix“ selbst erlebt hat. Nach Planung und Dreh wurde im Schnitt entschieden, welche Bilder verwendet werden. Danach, in der Postproduktion, kann daran nichts mehr verändert werden. Anschließend wurde das Video zur Plattenfirma geschickt. Nach deren OK konnte die Nachbearbeitung beginnen: „Das Rendern dauert ewig.“ Deshalb hat Katja in dieser Zeit nur aller drei Tage bei dem Kollegen, der diese Aufgabe erledigte, vorbeigeschaut, um den Fortschritt zu kontrollieren.
Im fertigen Musikvideo sind Fotografie, Archivmaterial vom Künstler, Film und Kamerafahrten in eigens dafür kreierten 3D-Animationen kombiniert. Sequenzen mit Fotomaterial wurden in dem Video versteckt. „Ach ja, das gab’s ja auch noch“: Katja selbst entdeckt immer wieder Details neu.
Individuelle Arbeit
„Ich will individuelle Bilder machen“, lautet Katja Kuhls Anspruch an sich selbst. Durch ihre Kontakte zu Bands, die sie fotografiert hatte, erhielt sie auch ihren ersten Auftrag als Regisseurin. „Jedes mal wenn ich die Chance hatte, ein Musikvideo zu drehen, hab ich zugesagt und sozusagen geübt.“ Das war vor elf Jahren, mittlerweile führt sie regelmäßig Regie bei Musikvideos. Im letzten Jahr hat sie insgesamt elf Videos realisiert. Dabei folgt sie einem ganz konkreten Grundsatz: „Arbeitszeit ist Lebenszeit, ich möchte keine Zeit verschwenden mit einem Griesgram oder mit Leuten, die rumzicken.“ Wenn sie die Menschen mag, realisiert sie auch deren Videos, wenn sie selbst die Musik nicht mag.