In diesem Frühjahr wollen Chris Schiller und Daniel Müller mit ihrem neuen Label und Management „Es Wird Laut!” an die Öffentlichkeit gehen. Beide sind schon seit vielen Jahren im Musikbusiness aktiv und gewannen mit ihrem gemeinsamen Bandprojekt „Antlitz” insgesamt dreimal den Deutschen Rock & Pop Preis. Nun wollen sie auch andere Künstler unterstützen und neue Talente fördern. Im Gespräch mit medienMITTWEIDA erzählt Chris von den ersten Schritten bei der Labelgründung und großen Plänen für die Zukunft.
medienMITTWEIDA: Euer Label und Management heißt „Es Wird Laut!“. Ist das die Ankündigung, dass da etwas Großes auf uns zukommt?
Chris: Ob es groß wird, das kann man nur hoffen. Aber laut wird es. Das definitiv. Ich bin gespannt, was genau daraus wird aber die Pläne sind schon da.
Wozu braucht man als Künstler überhaupt ein Label und ein Management?
Also prinzipiell ist ein Label dazu da, um Werke zu veröffentlichen. Das Management kümmert sich dagegen um Events, vielleicht auch Social Media oder stellt allgemein Kontakte her. Zum Beispiel zu irgendwelchen Firmen, um günstige Promobilder zu bekommen oder so. Das Management macht alles ringsherum und baut den Künstler auf. Man kann das auch selber machen, aber das ist ziemlich stressig. Man will sich ja als Musiker auf die Musik und die Performance konzentrieren.
Warum habt ihr euch entschieden, selbst ein Label zu gründen, anstatt mit „Antlitz“ einem bestehenden beizutreten?
Das ist die Frage. Wir hatten sogar schon eine Anfrage und haben uns mit Motor Music auseinandergesetzt. Da wären wir sofort reingekommen. Letztendlich haben wir uns dann aber dazu entschieden, dass wir uns alles selber erarbeiten möchten. Wir wollten einfach schauen, wie das alles funktioniert. Man ist ja dann auch verpflichtet irgendwelche Gigs einzugehen und sozusagen auf jeder kleinsten Geburtstagsfeier zu spielen, um einfach ein bisschen Geld zu verdienen. Das war für uns keine Option. Wir wollten uns mit Antlitz selber aussuchen, was wir machen. Nichts Kleines, sondern nur auf Festivals oder größeren Events auftreten. Deshalb haben wir gesagt, dass wir alles selbst managen. Dann können wir nämlich entscheiden.
Was sind denn die ersten Schritte, wenn man ein eigenes Label gründen möchte?
Natürlich muss man erstmal die rechtliche Seite klären. Und dann planen. In dieser Phase befinden wir uns gerade auch noch. Die Fragen, die man sich stellen sollte, sind dann: Warum machst du das Label? Was sind deine Ziele? Wie sieht es finanziell aus? In welche Richtung gehst du mit dem Label? Ist das hier in der Region sinnvoll? Welche Künstler kommen in Frage?
Also man sollte sich erstmal einen Plan machen und Meilensteine setzen. Danach eben schauen, wie es läuft. Im Musikbusiness muss man auch einfach Glück haben.
Bei meinen Recherchen bin ich immer wieder auf eine bestimmte Aussage gestoßen: „Ein Label zu gründen ist ein teures Hobby.” Wie steht ihr dazu?
Teuer bestimmt. Heutzutage mit einem Label Geld zu verdienen ist schwierig. Da brauchst du wirklich Millionen Aufrufe. Wenn jemand noch nichts damit am Hut hatte, sich vielleicht bloß ein bisschen im Business auskennt, aber noch nie einen Cent verdient hat, stelle ich mir das schwierig vor. Da wir aber auch Leute haben, die unsere Finanzen machen und sich um alles kümmern und wir auch rechtlich abgesichert sind, ist es für uns ein bisschen leichter. Klar, es kostet Geld. Bisher konnten wir das aber immer wieder reinholen.
Ein erfolgreiches Team: Daniel Müller (links) und Chris Schiller (rechts) stecken hinter „Es Wird Laut!“, Bild: Gregor Sadowski
Mit welchen Herausforderungen wird man bei der Gründung konfrontiert?
Ja, die Frage ist natürlich erstmal, ob es gut ankommt. Das wissen wir ja noch nicht. Es ist auch schwierig, Künstler in der Region zu finden. Da suchen wir immer noch. Ich glaube auch, dass das Marketing sehr kompliziert ist. Man muss da schauen, was gerade modern ist und die ganzen Algorithmen auf Social Media verstehen. Wie bekommt man Likes, Klicks und Kommentare? Also ich glaube wirklich, dass das Marketing das Schwierigste ist.
Ihr seid Label und Management in einem. Warum konzentriert ihr euch nicht nur auf einen der beiden Bereiche?
Naja, ich habe früher auch immer für unser Bandprojekt geschaut, welche Label und Managements es so gibt. Wenn ich dann irgendein cooles Label gefunden habe, haben die meistens nur releast und sich nicht um das Management gekümmert. Da habe ich mich dann nicht so geborgen gefühlt. Bei uns ist das anders. Wie, wenn du in ein Kaufhaus gehst und an der Rezeption eine Frage stellst. Da wirst du geleitet, durch alle Bereiche. Als Künstler möchte man genau so einen Support haben und wir kümmern uns eben um alles. Da müssen die Leute nicht selber suchen, sondern werden an die Hand genommen.
Ihr habt ja schon viel Erfahrung in der Musikbranche gesammelt. Inwiefern hilft es euch jetzt als Manager, dass ihr euch genau in die Lage der Künstler hineinversetzen könnt?
Total. Wir sind ja jetzt immer noch mit Antlitz unterwegs und lernen neue Leute kennen. Dadurch haben wir richtig viele Möglichkeiten. Diese ganzen Connections fließen auch in das Label mit rein und helfen uns, neue Ideen zu finden und Ziele zu erreichen.
Eines eurer Ziele ist es, härtere elektronische Musikstile unter die Menschen zu bringen und jungen Künstlern die Möglichkeit zu bieten, ihre Musik zu publizieren. Heißt das also, dass ihr Newcomer aus anderen Musikrichtungen nicht unterstützt?
Also wir unterstützen sie auf jeden Fall. Ob das unter Es Wird Laut! passiert, ist die andere Frage. Mit dem Label wollen wir Musikstile rund um Hard Techno, Hardstyle und Hardcore in die Region bringen. Die schnellere Tanzmusik ist so vielfältig und ich denke, das kommt gut an, weil es hier einfach fehlt.
Wir möchten für Newcomer aber auch Vorträge halten, in denen erklärt wird, wie man in die Musikproduktion einsteigt. Da geht es dann darum, wo man sich melden kann, wenn man Hilfe braucht und darum, Grundlagen zu lernen.
Außerdem haben wir einen Proberaum, der auch von Künstlern aus anderen Musikrichtungen genutzt werden kann. Wir hoffen, dass der in den nächsten Wochen fertig wird. Wenn das so weit ist, kommen da wie in einem Club ordentliche Beleuchtung und Kameras zum Aufzeichnen rein. Da kann man dann zum Beispiel als DJ hingehen, dort spielen, Tipps bekommen und sich auch für beispielsweise Promozwecke aufzeichnen lassen. Viele haben ja nur eine Wohnung. Da ist das Proben scheiße. Die müssen dann beispielsweise für ein Jahr einen Mietvertrag in irgendeinem Werksgelände abschließen und zahlen da vielleicht 200 Euro im Monat. Deshalb wollen wir den Künstlern neue Möglichkeiten bieten. Einfach einen Raum, der für Musik da ist.
Ist das etwas, das ihr euch in eurer Anfangszeit gewünscht hättet?
Ja. Also wir haben auch immer Proberäume gesucht. Das Problem war die Technik. Bei uns war es so, dass wir viel mit Licht arbeiten wollten. Licht ist teuer. Als Anfänger will man das nicht unbedingt von seinem privaten Ersparten kaufen. Das sind tausende Euro. In unserem Proberaum ist das alles da.
Wie sieht denn für euch der perfekte Newcomer aus, den ihr sofort unter Vertrag nehmen würdet?
Er macht das nicht erst seit einem halben Jahr. Man muss ja sichergehen, dass er auch langfristig dabei bleibt. Am besten hat er schon erste Erfahrungen gesammelt und ein bisschen rumprobiert. Als DJ sollte er auch die Grundlagen beherrschen. Also, schonmal vor einem Controller gestanden und schon mal aufgelegt haben. Auch wenn es nur eine Geburtstagsfeier war. Im Optimalfall produziert er natürlich auch selbst Musik. Das muss nicht perfekt sein, aber man sollte sich schon ein bisschen mit Musiktheorie auseinandergesetzt haben. Und natürlich muss er den Musikstil spielen, für den unser Label steht. Also schnellere elektronische Tanzmusik, würde ich sagen.
Zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick: Welches ist denn das größte Ziel für euer erstes Jahr als Label und Management?
Das größte Ziel ist ein geordneter Releaseplan, sodass man schon ein halbes Jahr im Voraus sagen kann, was veröffentlicht wird. Außerdem ein Marketingplan für die Künstler. Wir wollen regelmäßig Marketingmaßnahmen durchführen, also zum Beispiel TikToks drehen, Bilder machen und so weiter. Und außerdem die Eventplanung für das nächste Jahr. Ich denke, das erste Event wird der Knackpunkt sein, wo es dann so richtig losgeht.