Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ist Marktführer unter den Nachrichtenagenturen in Deutschland. Seit Dezember 2009 sieht sie sich einem Angriff ausgesetzt: Der Deutsche Depeschendienst (ddp) hat angekündigt, der dpa den Rang ablaufen zu wollen. „Wir werden die beste Voll-Agentur sein und unsere Strategie ist es, dpa verzichtbar zu machen“, sagt der Miteigentümer Peter Löw der „Süddeutschen Zeitung“.
Medienmacht ddp?
Die zweitgrößte Nachrichtenagentur ddp befindet sich zurzeit im Umbruch. Bereits im Dezember 2009 wurde die deutsche AP-Tochter aufgekauft und in DAPD umbenannt. Nach einer Anrufung durch dpa leitete das Kartellamt eine Prüfung der Fusion ein, da die Übernahme nicht angekündigt wurde. Der Deutsche Depeschendienst bezog dazu Stellung und erklärt, dass die Übernahme von Juristen geprüft wurde und die Ankündigung damit nicht notwendig gewesen sei.
Zusätzlich wird ddp in das Fernsehgeschäft einsteigen. Dazu wurde die ddp TV AG gegründet. Chef der neuen Tochtergesellschaft ist der ehemalige N24-Manager Ulrich Ende. „Dass wir auch Interesse an N24 haben, ist ja kein Geheimnis“, äußert Wolfgang Zehrt, Geschäftsführer von ddp direct auf Anfrage von medienMITTWEIDA. Es wird weiterhin spekuliert, ob man sich am Ende bessere Chancen beim möglichen Verkauf des Senders ausrechnet. Außerdem wurde kürzlich bekannt, dass DAPD ddp die Mehrheit am Münchner Mobil-Spezialisten Airmotion GmbH übernimmt, um damit auch die mobile Nutzer zu erreichen.
Die Situation verschärft sich
Ab Juni ändert sich die Rollenverteilung zwischen ddp und dpa. Hintergrund ist der Ende Mai auslaufende Vertrag zwischen ddp und Agence France-Presse (AFP). Derzeit bietet die französische Agentur noch Bilder von ddp an. Neuer Partner für AFP wird dpa. Die Vereinbarung gilt zunächst bis Dezember 2010. Das Bildmaterial der ddp bietet zukünftig DAPD an. Die Zusammenstellung von dpa und AFP ist interessant, da sich beide Agenturen in Frontstellung zu ddp befinden, so der Mediendienst „kress“.
Clemens Wortmann, Geschäftsführer der deutschen AFP-Tochter, kommentierte im Medienmagazin „journalist“, er glaube nicht, dass der ddp-Angriff auf dpa Erfolg haben wird. „Zu allen strukturellen Veränderungen können wir vor Anfang Juni nichts sagen“, antwortet Wolfgang Zehrt gegenüber medienMITTWEIDA. Auch dpa bezieht eine zwar kurze, aber deutliche Stellungnahme zu dem Thema. „Wir haben in der Vergangenheit den Wettbewerb nicht gescheut und werden es auch in Zukunft nicht tun, bange ist uns vor dem neuen Konstrukt ganz sicher nicht“, sagt Justus Demmer, Presse- und Kommunikationsleiter bei dpa, im Interview mit medienMITTWEIDA.