In vielen deutschen Wohnungen läuft der Fernseher mehrere Stunden am Tag, manchmal auch ganztägig als Begleitmedium. Vom gesendeten Inhalt wird aber akustisch häufig nur die Werbung wirklich wahrgenommen, denn diese schreit die Zuschauer förmlich aus dem Fernseher heraus an. „Für Tonmischungen von Werbespots galt in den letzten 15 Jahren, dass Werbeblocks gleich laut zu sein haben, wie das Umfeld oder am besten lauter“, erläutert Thorsten Levermann, Leiter der Sektion Werbung der „Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen“ die bisher gängige Praxis.
Bereits im November 2011 kündigte die „ARD“ an, künftig die Werbespots leiser zu produzieren und zu senden. Nach einem Gespräch zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern steht nun fest, dass die Fernsehwerbung, sowie das Programm, senderübergreifend leiser werden sollen.
Neue Norm soll Lautstärkeunterschiede beseitigen
Gerade die Werbespots werden oft an der oberen Grenze der erlaubten Lautstärke produziert, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. „Aufgrund der teilweise drastischen Lautstärkeunterschiede zwischen Programm und Werbeblöcken, sowie beim Senderwechsel, wurde TV-Werbung vom Zuschauer gelegentlich als aufdringlich und laut empfunden“, erklärt Thorsten Levermann.
Dadurch wurde sie oft als unangenehm empfunden und wäre deswegen leiser oder sogar ausgeschaltet worden. „Das ist nicht das Ziel der Fernsehwerbung“, sagt Levermann. Für dieses subjektive Lautheitsempfinden gab es bisher keine messtechnisch verbindliche Orientierung. „Diese findet nun endlich durch die Norm EBU R 128 statt“, begrüßt Levermann die Entscheidung der deutschen Fernsehsender. Die Umstellung der Sender auf die neue Norm soll gemeinsam zur nächsten „Internationalen Funkausstellung“ (IFA) beginnen. Diese beginnt am 31. August 2012 in Berlin.
Werbung und Programm werden angepasst
„Mit der neuen Ton-Norm EBU R 128 können Tonmischungen jetzt wieder ästhetisch und dynamisch gestaltet werden“, sagt TV-Werbeexperte Levermann. Natürlichere Dynamik könne und dürfe nun wieder Bestandteil einer ausgewogenen und kreativen Tonmischung sein. „Im Endeffekt soll damit das gesamte Programm inklusive aller Programmbestandteile wie Spielfilme, Dokumentationen, Talkshows, Nachrichten und Werbung eine einheitliche, gleichmäßige Lautheit bekommen.“ Mit der neuen Tonnorm wird sowohl die Lautstärke zwischen Programm und Werbeblöcken, als auch zwischen den einzelnen Sendern vereinheitlicht.