Neujahr

Silvesterbräuche aus aller Welt

von | 17. Januar 2025

Trauben und verbrannte Puppen statt Feuerwerk und Sekt – so wird Silvester in anderen Ländern gefeiert.

 Der letzte Tag des Jahres wird sehr unterschiedlich auf der ganzen Welt gefeiert. Während in Deutschland um Mitternacht das Feuerwerk in die Luft steigt, werden in anderen Ländern Papierschnipsel aus dem Fenster geworfen oder Koffer vor die Tür gestellt.

Was ist bei uns in Deutschland üblich zu Silvester?

Zum Jahreswechsel gehört in Deutschland traditionell ein Feuerwerk. Raketen und Böller sollen böse Geister vertreiben – eine Praxis, die aus heidnischen Zeiten stammt und bis heute fest verankert ist. Neben dem Lärm sorgen auch bunte Lichter am Himmel für Begeisterung, obwohl die Kritik an der Umweltbelastung und den Gefahren des Böllerns wächst. Ein Verbot von privatem Feuerwerk wird zunehmend diskutiert. Die Gewerkschaft der Polizei hat nun eine Petition zum Böllerverbot mit 1,5 Millionen Unterschriften abgegeben. Dieses Jahr starben fünf Menschen durch Unfälle mit Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht, zwei davon aus Oschatz und Hartha. 

 Auch Glücksbringer spielen eine große Rolle. Schornsteinfeger, Kleeblätter, Glücksschweine und Hufeisen sollen das neue Jahr mit Glück und Wohlstand erfüllen. Diese kleinen Symbole werden gerne verschenkt und sind fest mit dem Silvesterabend verbunden.

 Wer einen Blick in die Zukunft werfen möchte, greift zum bekannten Brauch wie Bleigießen, das heute durch Zinn- oder Wachsgießen ersetzt wird. Diese Bräuche machen die Nacht zum Jahreswechsel zu einer Mischung aus Spaß und Hoffnung auf ein gutes neues Jahr. Doch wie wird Silvester in anderen Ländern der Welt gefeiert?

 

Spanien – die Glückstrauben“

Die Tradition der „uvas de Nochevieja“, also der zwölf Glückstrauben zur Silvesternacht, ist eine der bekanntesten in Spanien. Punkt Mitternacht, wenn das neue Jahr beginnt, schlagen die Glocken an der Puerta del Sol“ in Madrid zwölfmal im Takt von drei Sekunden. Mit jedem Glockenschlag wird eine Weintraube verzehrt. Diese Glockenschläge werden live im Fernsehen übertragen.

 Die zwölf Trauben stehen dabei symbolisch für die zwölf Monate des kommenden Jahres. Jede Traube repräsentiert die Hoffnung auf Glück, Wohlstand und Gesundheit. Doch Vorsicht ist geboten: Nur wer es schafft, die Trauben genau im Takt der Glockenschläge zu essen, soll tatsächlich das Glück für das gesamte nächste Jahr auf seiner Seite haben. Damit man sie schneller essen kann, nehmen viele Leute kernlose oder extra kleine Trauben. In Supermärkten kann man diese Glückstrauben abgezählt in Tüten kaufen. 

Ecuador – Puppenverbrennung für einen Neuanfang

In Ecuador werden an Silvester die sogenannten „Muñecas“ (deutsch: Hampelmänner), riesige selbst gebastelte Puppen, feierlich verbrannt. Diese Figuren bestehen aus Materialien wie Pappe, Stroh und manchmal auch pyrotechnischen Elementen, die für ein beeindruckendes Spektakel sorgen. Teilweise werden auch Zettel mit negativen Erlebnissen des letzten Jahres in den Puppen versteckt. Das Ritual beginnt kurz vor Mitternacht, wenn die Puppen auf ein großes Lagerfeuer geworfen und entzündet werden. 

Die Tradition hat eine tiefe symbolische Bedeutung: Die Muñecas” stehen für das vergangene Jahr und all die negativen Erlebnisse. Durch das Verbrennen sollen böse Geister vertrieben werden und man soll mit dem letzten Jahr abschließen. In vielen lateinamerikanischen Ländern wurde dieser Brauch bereits übernommen. 

Argentinien – Papierschnipsel

Schnee bei 25 Grad Celsius? Klingt unmöglich, ist aber – zumindest optisch – machbar. In Argentinien wird dieses Phänomen an Silvester auf kreative Weise wahr: Statt Eiskristallen rieseln hier Papierschnipsel vom Himmel. Diese symbolisieren die Altlasten des vergangenen Jahres, die man hinter sich lassen möchte. Die Menschen schreddern fleißig Dokumente. Alle Papiere, welche das Jahr repräsentiert haben – alte Notizen, Rechnungen, schlecht benotete Hausarbeiten – werden zerkleinert. Um Mitternacht werfen die Menschen diese Schnipsel, vor allem in der Stadt Buenos Aires, aus den Fenstern oder vom Balkon. Ganze Viertel wirken somit wie von einer weißen Schneedecke überzogen. Es ist ein Moment der Befreiung, in dem das Alte losgelassen und Platz für Neues geschaffen wird. 

 

Dänemark – Scherben und Sprünge

In Dänemark wird das neue Jahr mit einem Brauch begrüßt, welcher an den deutschen Polterabend erinnert: Es wird Porzellan zerschlagen. Vor den Türen von Freunden, der Familie oder Nachbarn türmen sich an Silvester die Scherben von altem Geschirr. Je größer der Scherbenhaufen, desto mehr Glück soll das neue Jahr bringen. Der Brauch, der ursprünglich tief in der dänischen Tradition verwurzelt war, ist zwar etwas aus der Mode gekommen, wird aber in einigen Regionen nach wie vor gepflegt. 

Ein modernerer Silvesterbrauch in Dänemark ist hingegen der „Sprung ins neue Jahr“. Punkt Mitternacht springen die Däninnen und Dänen von Stühlen, Sofas oder sogar Tischen. Dieser symbolische Hüpfer soll einen erfolgreichen Start ins neue Jahr sichern und Unglück fernhalten sowie böse Geister vertreiben. 

Kolumbien – ich packe meinen Koffer

In Kolumbien sorgt ein ganz besonderer Silvesterbrauch für Staunen: Wer in der Nacht zum neuen Jahr unterwegs ist, trifft auf zahlreiche „Reisende“, die mit einem Koffer in der Hand um die Häuser ziehen. Dabei handelt es sich nicht um Spätankömmlinge oder eilige Abreisende, sondern um Menschen, die eine alte Tradition pflegen. Der Brauch besagt, dass das Umrunden des Blocks mit einem gepackten Koffer genau um Mitternacht das Glück bringt, im kommenden Jahr viel zu reisen. Einige Menschen stellen den Koffer in der Neujahrsnacht auch nur vor die Tür.

 

Italien – rote Unterwäsche


In Italien gibt es zu Silvester eine liebgewonnene Tradition: Rote Unterwäsche. Schon kurz nach Weihnachten sieht man in den Schaufenstern der Geschäfte Dessous in allen Rottönen – von feiner Spitze über elegante Seide bis hin zu bequemen Baumwollmodellen. Die Farbe Rot symbolisiert Leidenschaft, Liebe und Glück. Daher greifen Männer und Frauen gleichermaßen zu der roten Unterwäsche, um das neue Jahr mit positiver Energie und vor allem mit Liebesglück zu beginnen. Wichtig ist dabei, dass die rote Unterwäsche neu ist. Historiker vermuten, dass der Brauch aus der Zeit der alten Römer stammt. Bereits vor 2000 Jahren soll rote Unterwäsche eine Art Glücksbringer in Sachen Liebe gewesen sein.

So unterschiedlich die Rituale auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie verbinden Menschen, schenken einen Moment des Innehaltens und lassen uns mit einem Lächeln und neuen Hoffnungen ins nächste Jahr starten. 

Text, Titelbild: Nancy Rasser

<h3>Nancy Rasser</h3>

Nancy Rasser

ist 22 Jahre Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Mitarbeiterin des Gesellschaftsressort seit dem Sommersemester 2024.