Rezension

Kann Thunderbolts* Marvel retten?

von | 21. Mai 2025

Kann der Film das schwächelnde Marvel-Cinematic-Universe wieder auf Kurs bringen?

Vor wenigen Wochen habe ich anlässlich des Produktionsstarts von Avengers: Doomsday bereits über die aktuellen und vergangenen Schwierigkeiten bei Marvel berichtet. Nun ist vor knapp drei Wochen Thunderbolts* in den Kinos gestartet. Kann der Film wirklich Marvel retten – oder ist er am Ende doch nur ein weiterer Superhelden-Flop?

Eine bunte Truppe – nicht nur vor der Kamera

Die Handlung beginnt mit der Protagonistin Yelena (gespielt von Florence Pugh). Sie wird gemeinsam mit Ghost (Hannah John-Kamen), John Walker (Wyatt Russell) und dem Taskmaster (Olga Kurylenko) von deren Auftraggeberin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) in eine Falle gelockt. Dort treffen sie auf Bob (Lewis Pullman). Gemeinsam müssen sie entkommen und anschließend mit dem Red Guardian (David Harbour) und Bucky Barnes (Sebastian Stan) gegen eine noch viel größere Bedrohung kämpfen.

Schon in der Trailerkampagne rühmte Marvel sich mit den Talenten, die man für den Film gewinnen konnte. Darunter der Kameramann Andrew Droz Palermo, der bereits für den visuell eindrucksvollen A24-Film Green Knight verantwortlich war. Die Musik stammt von dem Komponisten-Trio Son Lux, das für Everything Everywhere All at Once für einen Oscar nominiert war. Aber können sie den Marvel-Karren wieder aus dem Sand ziehen?

Statt auf Action setzt man auf die Leute hinter dem Film. Kann das funktionieren? Credit: Marvel Entertainment

Das können sie auf jeden Fall. Thunderbolts* ist einer der besten Filme aus dem Marvel-Cinematic-Universe (MCU) und macht vieles anders als die – noch zuletzt von der Kritik belächelten – Vorgängerprojekte. Was schon in der ersten Szene auffällt, ist die sehr gelungene Inszenierung. Statt in einem Studio vor einem Greenscreen zu drehen, entschied man sich, direkt vor Ort in Malaysia und Utah zu filmen. Der Sprung vom zweithöchsten Gebäude der Welt in der ersten Szene ist ebenfalls echt. Zwar musste Florence Pugh dafür viel Überzeugungsarbeit beim Marvel-Produzenten Kevin Feige leisten, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Kampfchoreografien sind ebenfalls schlagkräftig und nachvollziehbar in Szene gesetzt. Auch der Rest des Films ist in kräftige Farben getaucht. Vor allem das Ende ist durch den cleveren Einsatz von Schatten und Licht, im Zusammenhang mit dem Bösewicht, toll inszeniert.

"Yelena

Besagter Sprung von Florence Pugh vom Merdeka-118 Turm in Malaysia. Foto: Marvel Studios

Anders als der Rest

Die Handlung fühlt sich an keiner Stelle gehetzt oder zu langsam an. Sie nimmt sich die Zeit, die sie braucht, um Charaktere einzuführen oder zu entwickeln. Besonders in Bezug auf den neuen Charakter Bob spricht die Handlung auch ernste Themen wie Sucht, Depressionen und Vergangenheitsbewältigung an. Das fühlt sich im Vergleich zu anderen Filmen des Genres, trotz der Ernsthaftigkeit des Themas, erfrischend anders an. Yelena wird ebenfalls gut weitererzählt und entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer echten Heldin. Dank ihrer großartigen Darstellerin kann man ihr in Zukunft eine größere Rolle im MCU  durchaus zutrauen. 

Dennoch kommen manche Charaktere ein bisschen zu kurz. Ich hätte gerne mehr Einblicke in die Gedanken von Ghost oder John Walker bekommen. Dank des Red Guardian verliert der Film aber nicht seinen Marvel-typischen, selbstreferenziellen Humor. Wer diesen nicht mag, sollte dem Film vielleicht trotzdem eine Chance geben. Das sonst Marvel-typische, effektgeladene Finale muss in diesem Film einem herzerwärmenden Charaktermoment mit toller Musik weichen. Das ist wohl auch das Beste an diesem Film. Selbst wenn die ein oder andere Figurenentwicklung ein bisschen zu kurz kommt, sind es die Beziehungen zwischen den Figuren, die den Film sehenswert machen. Sie alle sind Außenseiter und müssen versuchen, miteinander klarzukommen. In den besten Momenten erinnert das schon fast an den allerersten Avengers-Film.

Die Thunderbolts eingeengt in einem Fahrstuhl. Foto: Marvel Studios

Die neuen Avengers?

*The New Avengers heißt es jetzt auch auf jedem Filmplakat. Somit wurde auch die Frage, was es mit dem Sternchen im Titel des Films auf sich hat, ganz am Ende des Films geklärt. Wenn diese bunte Truppe unsere neuen Avengers sind, können die Fans sich mehr als zufrieden schätzen. Auch die letzte Post-Credit-Szene gibt einen Aufschluss darüber, wie es mit den Avengers bis nächstes Jahr, zum großen Finale, weitergehen wird. Thunderbolts*, beziehungsweise *The New Avengers, hat alles was ein guter Marvel-Film braucht. Von Charakteren, die uns im Laufe des Films immer mehr ans Herz wachsen, bis hin zu guter Action, die Spaß macht, anzusehen. Ein Anschautipp für jeden, der dachte, Marvel könnte nichts Neues mehr aus dem Ärmel zaubern – und für die Fans sowieso.

Text: Nils Süchting, Titelbild: Marvel Studios, Fotos: Marvel Studios
<h3>Nils Süchting</h3>

Nils Süchting

Geboren 2004 und studiert Medienmanagement B.A. an der Hochschule Mittweida. Arbeitet hier als Redakteur und beschäftigt sich in der Freizeit mit der globalen Filmlandschaft und Sport.