Die Figur des Nikolaus beruht vermutlich auf zwei christlichen Bischöfen. Der eine lebte im vierten Jahrhundert in Myra, heute das türkische Demre. Der andere war vorher Abt des Mönchsklosters Sion, und starb im Jahr 564, so ist es im Archiv von „katholisch.de“ zu lesen. Beide hießen Nikolaus. Alles Weitere sind meist nur Spekulationen. „Zum wahren Kern der Figur vorzustoßen, dürfte recht schwierig sein. Bischof wird er wohl gewesen sein und bestimmt auch ein guter Mann, der vielen geholfen hat“, glaubt Thomas Lazar vom Bistum Magdeburg.
Was an fundiertem Wissen fehlt, gleichen die zahlreichen Legenden um den heiligen Nikolaus wieder aus. Ihnen verdankt er sein Dasein als einer der größten Heiligen des Christentums. Besonders in den östlichen Ländern genießt er eine enorme Popularität, kommt in der Rangfolge der Heiligenverehrung gleich nach Maria. Er ist „Nothelfer, Geschenkbringer, Wundertäter sowie Schutzpatron von Kindern und Seefahrern“, sagt Steffen Zimmermann von „katholisch.de“ gegenüber medien-mittweida.de.
An jeder Legende ist auch ein Fünkchen Wahrheit
Eine der bekanntesten Legenden ist die der drei Jungfrauen. Weil der Vater nicht genug Geld für die Mitgift seiner Töchter hatte, wollte er sie zur Prostitution freigeben. Nikolaus soll ihm in drei aufeinander folgenden Nächten je ein Goldklumpen durchs Fenster geworfen haben, so dass der Mann seine Töchter vermählen konnte. Auf dieser Geschichte basiert die oft zu findende Darstellung des Nikolaus mit drei goldenen Äpfeln oder Kugeln. Auch die Tradition des Schenkens wird teilweise darauf zurückgeführt. Ursprünglich stammt sie aber vom „Tag der unschuldigen Kinder“ ab, verrät „heiligenlexikon.de“.
An diesem Tag Ende Dezember wird an die, auf Geheiß von König Herodes, ermordeten Kinder gedacht. Mit der zunehmenden Bedeutung des heiligen Nikolaus im 13. Jahrhundert verlagerte sich das Schenken immer mehr auf den Fest- und gleichzeitig Todestag des Nikolaus – den 6. Dezember. Dazu beigetragen haben zum einen sein Ruf als gütiger, hilfsbereiter und kinderlieber Mensch und zum anderen seine Funktion als Schutzpatron der Kinder. Nach der Reformation lehnten die Protestanten die Heiligenverehrung ab und verlegten die Bescherung auf den 24. Dezember, der Festtag der Geburt Jesu. Heute gilt der Nikolaus bei vielen als Vorbote der Weihnacht.
Teuflische Begleiter
Abgesehen vom Beschenktwerden gibt es aber noch viele andere Bräuche rund um den Nikolaus. Eine der ältesten ist das „Bischofsspiel“. Ursprünglich stammt auch diese Tradition vom „Tag der unschuldigen Kinder“ ab. Dabei wurde in Klosterschulen für einen Tag ein Kinderbischof gewählt. Gekleidet wie ein richtiger Bischof veranstaltete er ein Fest und einen großen Umzug.
Wie bei vielen Bräuchen gibt es auch beim Nikolaus regionale Unterschiede. So hat der gütige Nikolaus in vielen Gegenden finstere Gehilfen. Während der Nikolaus die artigen Kinder beschenkt, jagen die dunklen Gesellen mit Teufelsfratzen den ungezogenen Kindern Angst ein. In Bayern und Österreich heißen sie Krampussen, in der Schweiz Schmutzli und in Deutschland mahnt Knecht Ruprecht die Kleinsten mit der Rute.