Seit Anfang Juni moderiert Eva Herman die Video-Nachrichten der Internetseite des Kopp Verlags. Das Format greift politische Themen auf und umfasst täglich fünf Minuten. Herman kooperiert schon seit Mai 2010 mit dem Verlag, bei dem auch ihr neustes Buch „Die Wahrheit und ihr Preis – Meinung, Macht und Medien“ erschien.
Déja-vu der Tagesschau
Auf den ersten Blick ähneln das Format und das zugehörige Layout sehr stark der „Tagesschau“. Eva Herman moderiert vor blauer Kulisse und hält immer noch den gleichen staatstragenden Ton wie bei ihrem früheren Arbeitgeber. Im Vergleich zu den ARD-Nachrichten ähneln sich zwar die Themen, aber weitere Gemeinsamkeiten kann der Nutzer nicht feststellen. Herman verfällt teilweise in Schachtelsätze, keine Spur von kurzen, verständlichen Neuigkeiten. Ein holpriges Sprechen und der Anschein, dass ihr zum Schluss die Puste ausgeht, lassen sie wenig seriös wirken. Manchmal erweckt die Sprecherin sogar den Eindruck, als wäre sie überrascht von dem, was sie vorliest. Außerdem wirkt sie unsicher und ein starrer Blick trägt ebenfalls nicht zur Überzeugung des Zuschauers bei. Unter diesen Voraussetzungen fällt es schwer, den Inhalten der Nachrichten zu folgen.
Mutmaßungen und Verschwörung
Die Inhalte der Website des Kopp Verlags wirken auf den ersten Blick facettenreich und informativ. Des Weiteren werden Kategorien wie „Medizin/Gesundheit“ oder „neue Weltbilder“ angeboten. Bei genauerer Betrachtung der Rubrik „Hintergrund“ kommen skurrile Informationen der Seite zum Vorschein: Wenn sich der Nutzer die Beiträge anhört, wird er von dem Gefühl einer Verschwörung umgeben. „Droht Deutschland eine bürgerkriegsähnliche Entwicklung?“ oder „Ist der Klimawandel nur eine Erfindung der Mainstream-Medien?“. Diese und andere Fragen wirken schon annähernd belustigend für den Zuhörer. „Nachrichten, die Ihnen die Augen öffnen“ ist der Untertitel des Internetangebots des Kopp Verlags. Das scheint in der Tat so. Man öffnet die Augen vor Erstaunen, welche Theorien und Mutmaßungen auf der Seite zum Tragen kommen. Und mittendrin: die einst professionelle Nachrichtensprecherin Eva Herman.
Kein gelungenes Comeback
Hermans Rückkehr als Nachrichtensprecherin scheint misslungen. In Verbindung mit der Website des Kopp Verlags und deren Inhalt kann Eva Herman nicht überzeugen. Früher präsentierte sie auf ansprechende Art und Weise Nachrichten bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten, nun in einem Umfeld voll wirrer Theorien und Vermutungen.
Udo Ulfkottke ist ein weiterer Vertreter für seriöse Medien, der beim Kopp Verlag tätig ist. Der ehemalige FAZ-Autor arbeitet neben Herman in der Nachrichtenredaktion. Er gilt als islamkritisch. Kritiker bezeichneten ihn als islamophob. Das Landgericht Berlin stellte fest, dass dies nicht der Fall sei. Jan Udo Holey, den der bundesdeutsche Verfassungsschutz als Rechtsextremisten einstufte, arbeitet ebenfalls regelmäßig mit dem Verlagshaus zusammen. Im Jahr 2008 produzierten sie zusammen einen Zeichentrickfilm.
Verwunderlich sind diese Verbindungen des Verlagshauses allemal. Herman selbst war wegen umstrittener Äußerungen zur NS-Familienpolitik in die Kritik geraten. Außerdem gehört Gerhard Wisnewski zum neuen Umfeld von Eva Herman, der unter anderem seine Theorien zum 11. September 2001 auf den Seiten des Kopp Verlags veröffentlicht und als Verschwörungstheoretiker gilt. Das ist keine Grundlage für unabhängige, objektive Nachrichten, die der Nutzer als alternative Informationsquelle ansehen soll. Diese Mischung kann für Eva Herman nicht profitabel sein.